Die gewerblichen Pflanzen.
Oelfämereien vom Auslande bezogen worden, als Deutfchland dorthin abzugeben
vermochte. Es war nämlich in dem fünfjährigen Durchfchnitte von 1867 bis 1871
die Einfuhr 2,263.942 Centner, die Ausfuhr dagegen 1,0627.978 Centner. Die Oel-
gewächfe bilden übrigens einen wichtigen Ausfuhrartikel der Oft- und Nordfee-
häfen nach Frankreich, den Niederlanden und Grofsbritannien.
Wir fahen in der Weltausftellung fchönen gleichmäfsigen Winterraps (Pavil-
on Schwarzenberg), hübfchen Landraps und Rübfen (Steiermark, Ober-Oefterreich,
schlefien), prächtigen Raps in der böhmifchen Colledtivausftellung (Domäne Per£u),
hübfchen Sommerraps in der Ausftellung des landwirthfchaftlichen Vereines in
Znaim (Mähren), ergiebigen kleinkörnigen Winterraps (Barzdorf in Schlefien) mit
einem Ertrage von 28 Metzen Körner ä 76 Pfund und 40 Centner Stroh per Joch,
und ausnehmend fchönen Rübfen (von Reininghaus aus Steinfeld bei Graz). Ungarn
ftellte hie und da ebenfalls fchönen Raps aus, befonders Seine kaiferliche Hoheit
Erzherzog Albrecht (Pavillon), der landwirthfchaftliche Verein des Prefsburger
Comitates, Graf Alajos Kärolyi u. f. w. Deutfchland brachte in den einzelnen
Colledtiv- und Specialausftellungen Proben von allen Arten und Varietäten der
Oelgewächfe; Rufsland zeigte die wilde Rapsfaat (9 Pud 8 Pfund) und cultivirte
Rapsfaat (9 Pud), fowie fchönen ruffifchen Raps (Zapevaloff); die Niederlande
fchönen früh- und fpätreifenden Raps (aus dem Harlemermeer), darunter den grofs-
körnigen holländifchen Raps; felhft Schweden, Spanien, Italien und Rumänien
haben hübfche Rapsproben ausgettellt.
Der Mohn (Zapar somniferum Z.), aus Kleinafien ffammend, wird in
Mitteleuropa als Speifematerial, in Vorderafien, Oftindien, Egypten und Algerien
jedoch zur Gewinnung des Opiums, der officineilen Samenkapfeln (Capıta papa-
veris) und des ölreichen Mohnfamens wegen cultivirt. In der Ausftellung waren
die weifs- und fchwarzfamigen Varietäten in mehreren Sorten zahlreich vertreten.
Schönen efsbaren Mohn ftellten namentlich die öfterreichifchen Länder, vor Allem
Mähren, aus; die landwirthfchaftliche Lehranftalt in Znaim, dann A. Popper
Zborowitz) brachte beifpielsweife grauen mährifchen Mohn zu 74 Pfund und
blauen mährifchen Mohn zu 76 Pfund, der Metzen, fchwer. Aus Böhmen, wo 1872
von 1892 Joch 17.043 Metzen Mohn geerntet worden find, war in der Ausftellung
des Königreiches Böhmen, dann von Wilhelm Lahn (Jitfchin) tadellofer Mobn,
aus Steiermark weifser und fchwarzer Mohn u. f. w. ausgeftellt. Ungarn hat den
Riefenmohn, den blaublühenden grofsen und kleinenMohn, dann den weifsgrauen
Mohn exponirt. Auch aus den Niederlanden und aus Belgien war Mohn aus-
gettellt.
In der franzöfifchen Ausftellung konnte man Opiummohn in breiten, hohen
Kapfeln und blauweifsen Samen, fowie den fchwarzen und den perfifchen weifsen
Mohn bemerken; man zieht dort zum Anbau die blaufamige Varietät des Mohns
vor, weil diefe ein wirkfameres Opium liefert. Doch hat die Türkei die pracht-
vollften und verfchiedenften Mohnforten zur Opiumgewinnung ausgeftellt; in der
amerikanifchen Abtheilung war Mohn aus New-Orleans. In der türkifchen Abthei-
lung waren mehrere Sorten vorzüglichen Opiums, dann 7 Sorten des Opiummohns
in Mohnkäpfeln und Samen von länglich-eiförmigen Kapfeln mit grauweifsen, fehr
feinen Körnern bis zu den grofsen Kapfeln mit fchwarzblauem Samen
vorhanden.
Auch Egypten ftellte Mohnköpfe aus. Die Mohnpflarze,, welche dafelbft
zur Opiumgewinnung angebaut wird, ift diefelbe, wie die bei uns in Europa ge-
zogene; fie entwickelt jedoch bei anderen klimatifchen Verhältniffen in Afrika
und Afıen jene Eigenfchaften, welche in der Heilkunde fo fegensreich wirken,
aber bei übermäfsigem Gebrauche als Betäubungsmittel ganze Völker vernichten
können. Um das Opium zu erzielen, wird die Mohnpflanze von den Eingebornen
Afrikas nur in Egypten , und zwar heute nach Schweinfurth nur in Oberegypten
angebaut. Dem Anbaue des Zuckerrohrs und der Baumwolle wird der Mohn in
Egypten wohl ganz weichen müffen.