Fremdländifche PAanzenftoffe zu induftriellem Gebrauche. 125
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‚rwerbung fremdländifcher Rohftoffe fich in gleicher Lage wie wir befanden, z.B.
segen Deutfchland.
Es fpricht fich diefs namentlich im Materialhandel aus, wie ein Vergleich
der Preisliften unferer Materialwaaren Händler mit jenen Deutfchlands zeigt.
Neuere, werthvolle Materialwaaren, wie Quillajarinde (Seifenrinde, Panamarinde),
Gurjunbalfam, Port Natal Arrow-root, Balata etc., im deutfchen Handel bereits
vorhanden, fehlen entweder bei uns noch ganz, oder gelangten fpäter als dort
auf den Markt. Oefterreich, das in fo vielen Beziehungen in kürzefter Frift einen
ungeahnten Auffchwung genommen hat, wird auch wo öhl rafch das eingeholt haben,
was es bis jetzt in der N Nutzbarmachung fremdländifcher Rohftoffe für die Inder
verfäumte. Die nachfolgenden Zeilen follen auf einige beherzigungswerthe An-
vegungen hinweifen, welche in der genannten Richtung die Weltausftellung
gege eben hat.
Die Rohfloffe des Pflanzenreiches, welche die europäifche Induftrie aus
den anderen Welttheilen bezieht, kommen faft durchgängig aus den warmen und
heifsen Ländern. Klima und Boden begünftigen dort die Vegetation in erftaun-
licher Weife. Die Menge von Stärkemehl, welche dort eine beftimmte Boden-
fläche hervorbringt, ift eine weit gröfsere als bei uns. Und nicht nur Tropen-
pflanzen, wie Bataten, Brodfruchtbäume, felbft unfere Getreidepflanzen, z. B. der
Weizen, produciren dort relativ mehr Stärke, als unfere Kartoffeln und unfere
Cerealien. Aehnlich verhält es fich mit der Erzeugung von Zucker, Fafern
Pflanzenfetten u.f.w. Die ergiebigften Quellen der vegetabilifchen Rohftoffe find
die tropifchen und fubtropifchen Länder. Die Nutzbarmachung der organifchen
Naturerzeugniffe jener gefegneten Gegenden der Erde in der "euro pirfchon und
nordamerikanifchen Tod > gehört zu den hervorragendften Erfcheinungen der
modernen Cultur. *
Unter den nach Hunderten zählenden Arten von Rohftoffen, welche in den
Induftrie- und Agriculturhallen des Praters zu fehen waren, hat fich — von den
Producten Chinas und Japans abgefehen — kein einziger gefunden, der nicht
auch fchon auf früheren Ausftellungen vertreten gewefen wäre, oder deffen Exi-
ftenz nicht fchon durch die wiffe nfchaft liche Literatur bekannt geworden wäre.
Alle die mannigfaltigen Holzforten, die zur Oelpreffung empfohlenen Samen, die
als Gerbmaterialien vorgefchlagenen Rinden und die verfchiedenen Arten von
vegetabilifchem Wachs u. f. w. find für den Fachmann auf dem Gebiete der
Waarenkunde nicht n ; zumeift find es Stoffe, die von irgend einem, der Civili-
fation noch nicht en Volksftamme fchon feit Urzeiten verwendet wer-
den. Wir heben diefs hervor, weil, abgefehen von den Fachmännern, die übrige
Welt die kürzlich in die Induftrie eingeführten Rohftoffe fürmoderne Entdeckungen
hält, was fie durchaus nicht find. Der Kautfchuk wird feit Urzeiten von den füd-
amerikanif [che n Indianern benützt, wie die Gutapercha von den Malayen, die Jute
und der Indigo von den Hindus, das Palmfett von den Negern Guineas u. f. w.
Die ee Erfindun und Entdeckungen uncivilifirter Völkerfchaften, durch deren
angeborenen Spürfinn zuwege gebracht, find eine nicht zu unterfchätzende Leiftung,
die der moderr ne ultur zugute kommt und zur Hebung der Induftrie noch fehr
Biel beitragen Denn Dasfende von derartigen Rohftoffen harren noch der
’rüfung ( jurs h das Auge des Praktikers und Hunderte von Objecten wären auch der
rüfung werth. Langfam aber unaufhörlich vergröfsert fich die Zahl der in die
ec Induftrie eingeführten, feit alter Zeit fchon in Verwendung ftehenden
Rohftoffe des Pflanzenreiches.
Es wäre keine leichte und gewifs eine höchft umfangreiche Arbeit, Alles
zufammenzuftellen, was an fremdländifchen Pflanzenftoffen Intereffantes auf der
Ausftellung zu fehen war; wollte man gründlich zu Werke gehen und die Abftam-
mung, Kennzeichen, Eigenfchaften und die Verwendbarkeit aller jener in der
gen
JÜ
usland 1869. Nr. 35. Die Jute.