132 Dr. Julius Wiesner.
Ausfteller von Maisftärke trat, wenn man von den auftralifchen Proben
abfieht, nur Amerika auf. Sowohl die zur Bereitung feiner Backwerke dienliche
befte Sorte von Maisftärke — als Maizena bezeichnet und feit Jahren auch in
Europa bekannt als auch die aus Mais bereitete Fabriksftärke fanden bei den
Sachverftändigen allgemeinen Beifall. Hoffentlich wird der grofse Auffchwung
der nordamerikanifchen Maisftärke-Induftrie einen neuen Impuls zur fabriks-
mäfsigen Ausnützung des Maiskornes auf Stärke bei uns geben. An billigem Roh-
ftoffe ift beifpielsweife in Ungarn kein Mangel. Es ift uns wohl bekannt, dafs man
vor einigen Jahren in Peft die Erzeugung von Maisftärke in nicht geringem
Mafsftabe ins Leben zit rufen trachtete. Dafs das Pefter Adtienunternehmen nicht
profperirte, fcheint noch nicht zu beweifen, dafs die Maisftärke-Fabrication bei
uns in Oefterreich nicht lebensfähig ift.
Von Afrowroot, einem bekanntlich auch bei uns nicht unerheblichen
Handelsartikel, waren aufser den bekannten oft- und weftindifchen Sorten noch
folgende Produde vertreten: Blendendweifses Arrowroot aus Java, aus den
Knollen von Maranta indica bereitet, gute Sorten aus Franzöfifch-Guyana und
Brafilien, aus den Knollen von Maranta arundinacea dargeftellt, das Arrowroot
von Tahiti, eine ebenfalls annehmbare, aus den Knollen von Tacca pinnatifida
herrührende Sorte, endlich das ausgezeichnete, von uns {chon im Berichte über
die letzte Parifer Ausftellung befprochene Arrowroot von Port Natal unbekannter
Abftammung, welches feiner Güte halber bereits in dem deutfchen Handel Ein-
gang fand.
In Bezug auf Sago hat die Ausftellung nichts Neues oder fonft Inter-
effantes gebracht. Bemerkenswerth ift vielleicht, dafs in den holländifchen Colonien
noch immer brauner Sago bereitet wird, der feit Jahren aus unferem Verkehre
gänzlich verfchwunden ift. Bei dem Umftande, dafs die feinen weifsen Sorten von
oftindifchem Sago der Verfälfchung durch den geringeren, im Ausfehen dem erften
oftindifchen Sago vollkommen gleichenden Kartoffelfago unterworfen find, dürfte
fich vielleicht die Einführung des billigen braunen holländifchen Sago wieder
empfehlen.
Die Cultur der Tapiocapflanze, Jatropha Manihot (Manihot utiliffima) hat
erfreuliche Fortfchritte gemacht. Diefes Gewächs wird wohl jetzt überall in den
Tropen gebaut. Wir fahen Caffavemehl und die daraus bereitete Tapioca nicht
nurin der Ausftellung Brafiliens, dem Heimatlande der JatrophaManihot, wofelbft
nach wie vor die bedeutendften Quantitäten von Tapioca dargeftellt werden,
fondern auch unter den Produdten von Martinique, Guadeloupe, Guyana, Vene-
zuela, Reunion, Algier, Oftindien und Ceylon. Ein auffälliger Fortfchritt zeigt
fich in der Fabrication der Tapioca. Die in Brafilien bereitete Tapioca war im
Vergleich zu der von franzöfifchen Fabrikanten aus tropifchem Rohmateriale
erzeugten Produdte gering. Die beften Sorten von Tapioca, welche diefsmal aus
Brafilien zur Ausftellung gebracht wurden, gleichen im Ausfehen und inneren
Werthe dem beften franzöfifchen Erzeugniffe.
Es wäre ungerecht, auf: die zahlreichen anderen Stärkeforten aus den
Tropenländern, welche uns die Ausftellung vorführte, geringfchätzend herabzu-
fehen, wenngleich felbe für den Weltverkehr auch noch belanglos find. Die
Maffenhaftigkeit, in welcher diefe Stärkeforten um billiges Geld in den Handel
gebracht werden können, läfst fie für den Induftriellen als fehr beachtenswerth
erfcheinen.
Obgleich die von unferer und anderer Seite gethanen Anempfehlungen
bis nun kein praktifches Refultat lieferten, {o wollen wir an diefer Stelle dennoch
wieder diejenigen Arten namhaft machen, welche fich zur Einführung nach Europa
eignen. Vor Allem die auf dem Continente noch unbekannte Cannaftärke (Tolo-
man-Stärke), ein fehr weifses, glänzendes, aus den unterirdifchen Theilen von
Canna edulis bereitetes Amylum, welches aus vielen warmen und heifsen Ländern,
beifpielsweife aus Martinique, Guadeloupe, Queensland, Indien, Algier bezogen