Feldwirthfchaft.
Befitzverhältniffe ein wahres Gegenftück. Während in England das Syftem
des Grofsbefitzes üblich ift, findet man inB elgien allgemein einen fehr zerftück el-
ten Grundbefitz und die Kleincultur ift dafelbft überwie gend; doch ift auch in
Belgien das Pachtfyftem allgemein, und die Pachten we a allgemein auf drei
Jahre abgefchloffen.
Der Reichthum des Bodens in Folge feiner rationellen Bewirthfchaftung
eines Theils, und die Zuv erläffigkeit des Marktes bei einer dichten Bevölkerung
anderen Theils, haben hier fchon frühzeitig zu einer höchft intenfiven Ausnutzung
des Bodens geführt, welche wieder eine ftarke © Bevölkerungszunahme ermöglichte.
Alle diefe Umftände im Verein haben eine grofse Menge kleiner Befitzungen
gefchaffen, welche ihre Befitzer anftändig ernähren. Denn nach allen angelftellten
Unte ee bringt der getheilte Grundbefitz in Belgien bedeutend reichlichere
Ernten als fe ft die beftbewirthfchafteten Latifundien Englands, fo dafs hier
das Wort Arthur Young’s in höchftem Mafse verwirklicht wird: „Es ift die
magifche Gewalt des Eigenthums, die Sand in Gold verwandelt.“
Aus diefer Urfache nun zeichnet fich der belgifche Ackerbau durch die
meiften Eigenthümlichkeiten und charakteriftifchen Kennzeichen der Klein- und
Mitteleultur aus. Zur Beftellung des Bodens, welche äufserft forgfältig ausgeführt
wird, genügt in den meiften Fällen, neben den am beften bewährten agricolen
Mafchinen, der weitbekannte Brabanter Pflug; in Flandern ftand die Wiege des
Fruchtwechfel-Syftems, von wo es in England, fpäter in Frankreich eingeführt
wurde, um dann die Runde durch alle Länder der Welt zu machen ;; die Fort-
fc chrilte des Ackerbaues find überrafchend, und kennzeichnen fich befonders durch
die Einführung des Hackfruchtbaues, die Ausdehnung des Futterbaues. Zunahme
o-
des abakbaues und höchtft rationelle Cultur des Leins. Neben dem Stalldünger
wendet man Guano an, welcher faft überall verbreitet it, Superphosphate und
xalihaltige Kunftdünger. Die Meliorationen des Bodens nehmen immer gröfseren
Umfang au, und hat namentlich die Bewäfferung in Belgien, vorzügliche Refultate
geliefert; man verdankt der Regierung die Schöpfung eines grofsartigen Netzes
von Canälen, welche beftimmt find, das Waffer der Maas nach allen Punkten der
Campine zu leiten. Dennoch importirt auch Belgien Cerealien, und ift die jähr-
liche Einfuhr im Steigen begriffen. Im Jahre 1865 importirte es 41%, im Jahre 1870
hingegen 61/, Millionen Centner Getreide im Werthe von 89‘, Millionen
Francs.
Die landwirthfchaftliche Ed der belgifchen Ausftellung entfprach
nicht ganz der hohen Entwicklung de Tr amdershfehett in diefem ftrebfamen
Lande. Die landwirthfchaftliche eier im Minifterium desInnern ftellte, neben
einigen Ackerbau-Werkzeugen belgifchen Urfprungs und einigen Proben des bel-
gifchen Bodens nach verfchiedenen Lagen, in vier hübfch arrangirten Getreide-
forten-Trophäen, fehr fchöne Bodenproducte, in denverfchiedenen landwirthfchaft-
lichen Zonen des Landes geerntet, aus; darunter namentlich vorzüglichen Lein
aus der Campine und prachtvollen Roggen aus Condroz, fowie eine landwirth-
fchaftliche Karte Belgiens, einen hydrographifchen Plan und endlich einen detail-
lirten Plan einer Wiefenbewäfferung. Auch die von anderen Seiten ausgeftellten
Culturpläne, Typen landwirthfchaftlicher Anlagen für einen grofsen, mittleren und
kleinen Betrieb und dergl. mehr zeugten deutlich von dem Streben der belgifchen
Landwirthfchaft nach einem hochintenfiven Syftem.
Iııch
Auch das Königreich derNiederlande zeichnet fich durch eine blühende
I,andwirthfchaft aus, indem es einen im Ganzen fruchtbaren und wohl angebauten
Boden zeigt. Die Verhältniffe des Grundeigenthums wechfeln mit den Provinzen:
in Limburg, Nordbrabant, Gröningen und Friesland ift der Grundbefitz zerftückelt,
in Mittel- und Nordholland, in Seeland, Utrecht und befonders in Geldern ift der
Grundbefitz wenig getheilt. Wenige grofse Eigenthümer bewirthfchaften ihren
Befitz in eigener Regie, fondern verpachten Heneibe n nach dem „Code Hollandais*,