8 Ant. Adam Schmied.
welcher dem „Code Napoleon“ nachgebildet ift. Eine intenfive Wirthfch:
ift hier dadurch ermöglicht, dafs die Capitalien zur Bewirthfchaftung und Melio-
ration der Güter allgemein ausreichend find; im Falle der Noth findet man zu
4 Percent Geld auf der Staats-Hypothekenbank in Amfterdam, während der Land
wirth in Belgien, wo das Capital nicht immer ausreichend ift, je nach dem augen-
blicklichen Zinsfufse das Geld mit 5 bis 6 Percent verzinfen mufs; einen gl
Preis hat das Geld auch in England, wo der Zinsfufs im Mittel 5 Percent beträgt.
Der Ackerbau wird forgfältig betrieben und liefert hauptfächlich Lein,
Oelfrüchte, Krapp, Tabak, Blumenzwiebeln. Die Drainage macht befonders im
nördlichen Holland, in Seeland und Friesland, Fortfchritte, während die künft-
liche Bewäfferung in Folge der feuchten Natur des Bodens faft überall entbehrt
werden kann: die Trockenlegung des Haarlemer Meeres mufs für alle Zeiten als
eine hochwichtige Urbarmachung angefehen werden. Künftliche Düngemittel
werden nur in geringerem Mafse, befonders in der Umgebung von Amfterdam
angewendet, wo man hauptfächlich Guano und amoniakalifche Düngmittel für
eichen
fandigen, Kalk dagegen für torfigen Boden verwendet.
Der wichtigfte Zweig der Landwirthfchaft in den Niederlanden ift die Vieh-
zucht, fo dafs für Holland kein agricoler Fortfchritt eine gröfsere Wichtigkeit hat,
als die quantitative und qualitative Hebung der Viehzucht. Das Holländer Rind-
vieh erfreut fich in allen feinen Schlägen unter den Landwirthen des Continents
eines fehr guten Rufes, ja man kann fagen, dafs dasfelbe gegenwärtig eben in der
Mode ift. Der ökonomifche Werth der Holländerrace wird im Verhältniffe zu den
anderen edlen Rindviehracen faft durchweg ungemein hoch geftellt, indem fie in
ihrer Leiftung als Milchvieh, unter angemeffenen Bedingungen gehalten, von
keiner anderen Race übertroffen wird, wefshalb fie auch, fobald es fich in Mittel-
europa um die Befchaffung fremden Rindviehs für die Molkerei handelt, zur Zeit
am meiften in Betracht gezogen wird.
Diefen agricolen Verhältniffen des Königreiches entfprechend, war auch
die niederländifche landwirthfchaftliche Expofition geftaltet. Neben einzelnen
Torfarten aus holländifchen Torfftichen fah man dafelbft fchönes Getreide und
Hülfenfrüchte, vorzüglichen Seeländer Leinfamen und prächtigen Flachs, friefifchen
Hanfabfall, Mufter-Krappwurzel und Tabak. Wenn man auch zugeben mufs, dafs
Holland Vorzügliches an Cigarren ausgeftellt hat, fo fteht doch zu bezweifeln,
dafs dasfelbe, ähnlich wie Belgien, bei aller Trefflichkeit des Fabricats feinen
Cioarrenmarkt durch die Weltausftellung erweitern dürfte, weil die Preife zum
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Theil fogar jene der havannefer Fabriken überfteigen. Daran reihten fich <
Producte der Molkerei, welche einen anfehnlichen Exportartikel bilden. Friefifcher
Nagel- und Kanterkäfe, nordholländifche Käfe, vor Allem der Edammerkät
echte friefifehe Butterfarbe und Annato zum Färben von Käfe fah man in bunter
Abwechslung.
Die Producdte der aufsereuropäifchen Colonien Hollands, Thee, Cacao,
Reis und faft alle übrigen, unter dem Namen Colonialwaaren bekannten Producte
zeigen klar, dafs die Ertragsfähigkeit diefer Befitzungen dem Mutterlande fehr
nützlich fein kann. Der.holländifche Handel, welcher einft mit dem englifchen
c 1809 die
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rivalifirte, ift auch gegenwärtig noch von grofser Bedeutung. So betrug
Einfuhr 46116 Millionen, die Ausfuhr 39r'21 Millionen und die Durchfuhr 110°08
Millionen Gulden. Im Jahre ı870 haben die Niederlande zum Verbrauche einge-
führt: 1,085.188 Hektaren Weizen, 2 233 Hektaren Korn, 1,011.942 Hektaren
Gerfte; 547.800 Centner Weizenmehl und 28.520 Centner Kornmehl.
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niffe nur einen unbedeutenden, das heifst räumlich fehr befchränkten,
wichtigen Ackerbau; denn im erften Land beträgt das wirkliche Culturland
10:0 Percent, im letzten fogar nur I Percent des Flächenmafses. Nebftdem wird
hr erfchwert, dafs
Schweden und Norwegen zeigen in Folge der tellurifchen Verhält-
aber doch
der Betrieb der Landwirthfchaft in beiden Ländern dadurch fe