Feldwirthfchaft. 19
mehr oder weniger im Gleichgewichte find und die gröfste Zerftück elung des
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Bodens in der Rheinprovinz ftat ttgefunden hat, die auch noch eines Znmman
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Württemberg, wo der Boden ziemlich zerftückelt ift. Höchft fegensreiche F bigen
für die Cultur hat in Preufsen die fogenannte „Separations-Gefetzgebung* gehabt;
alljährlich findet eine gröfsere Zufammenlegung des parcellirten, eine Austheilung
des gemeinfchaftlichen und Befreiung von allen Laften des dienftbaren Bodens
ftatt, fo dafs gegenwärtig faft aller Boden Deutfchlands in jeder Beziehung voll-
kommen frei und gänzlich entlaftet ift
Faft fämmtliche Güter werden von den Befitzern felbft bewirthfchaftet; das
Bächiftehn- ift noch weniger entwickelt und hauptfächlich find es Kirchen. und
Stiftungsgüter und Staatsdomänen, welche pachtweife bewirthfchaftet werden
Was namentlich Preufsen vortheilhaft vor Oefterreich auszeichnet, ift die ftetige
Concentrirung des Grund und Bodens als Eigenthum des Staates. Die Gefammt-
fumme der Staatsdomänen und Domänenvorwerke des preufsifchen Staates mit
Hinzurechnung derartiger Territorien in den neuen Provinzen belief. fich im
Jahre 1809 auf 851 Pachtungen mit 1148 Vorwerken, welche einen Flächeninhalt
legungs-Gefetzes entbehrt, hat Baiern fehr wenig grofse a n, noch weniger
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von 1,419.238 Morgen enthielten, hievon 55.606 Morgen Wege,. Unland, Hof-
ftellen u. f. w., überhaupt unnützbar, und che :n diefe Domänen insgefammt nach
dem Etat ur 1870 einen Ueberfchufs von 7,590.340 Thaler, die V erwallung der
Staatsforfte hingegen einen Ueberfchufs von 7,010.052 Thaler eingebracht.
In ganz De ehänd find die Wirthfchaften mit dem nothwendigen Betriebs-
capital hinreichend inveftirt. Die Befitzer und Pächter verfügen im Allgemeinen
über genügende Capitalien und hinlänglichen Credit für die Bedürfniffe der
Bewirthfchaftung; doch in den ärmeren Provinzen des Oftens bekla gt man fich
fehr oft über fühlbaren Mangel daran. Die Rittergutsbefitzer bekommen auf emit-
tirte a fehr in Geld, welches, die Amortifation eingerechnet, auf 4
bis 5 Percent kommt; die Kleinbefitzer müffen dagegen, mit Eihfchlufs der Amor
fationsgebuhn ren, im "Dürchfehnite 6 Percent Zinfen zahlen.
Die Bodencultur wird überall auf eine rationelle Weife betrieben, ent-
fprechend dem ortsberechtigten intenfiven Wirthfchaftsbetriebe, welcher in
manchen Diftricten eine wahre Hochcultur darftellt. Die grofsen Fortfchritte in
dem Ackerbau und die in ftetem Wachsthume besriffene Zunahme landwirth-
fchaftlich-technifcher Gewerbe verurfachen einen fühlbaren M angel an Arbeits-
kraft, welcher in bedeutendem Grade erhöht wird durch die unfelige ya
derung aus einzelnen er Deutfchlands, befonders aus Mecklenl urg nach
Amerika. Die Anwendung der Mafchinen in der Landwirthfchaft ift in BT
dem St
‚en begriffen und ift man allerorts beftrebt, diefelbe zu verallgemeinern.
Der Pflug wurde auf eine höchft finnreiche und den fpeciellen Verh ältniffen
des Bodens und der Cultur vollkommen Rechnung tragende Weife verbeffert; die
Dampfecultur erweitert fich von Jahr zu Jahr, namentlich in der Provinz Sachfen.
und hat die franzöfifche Dampf-Bodencultur weit, weit überflügelt; die Reihen-
cultur ift bei den hiezu geeigneten Feldfrüchten allgemein und wird mit grofser
Accurateffe nach den bewährten Grundfätzen und Erfahrungen ausgeführt; die
Mähemafchine gewinnt ohne Unterbrechung an Terrain und der Flegel ift durch
die Didichisfchine, befonders durch die Hand- und Göpel-Drefchmafchine, faft
vollftändig verdrängt, fo dafs wahrlich die Zeit nicht zu fern ift, wo derfelbe,
ähnlich wie in England, zu den hiftorifchen Erinnerungen gehören wird.
Mit Staunen und Bewunderung mufs man wahrnehmen, wie der ftetig
berechnende und nüchterne Sinn des deutfchen Landwirthes fich ohne Unter-
brechung auf grofse und ausgedehnte Meliorationen verlegt. Seit mehr als hun-
dert Tahre n find grofsartige Entw äfferungen, Trockenlegungen, Regulirungen und
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Eindeichungen in den verfchiedenen Provinzen Preufs ens zur Ausführung gelangt;
die Drainirung hatfeit zwanzig Jahren etwa eine überrafchende Ausde hnung gewon-
nen; die Brandcultur in den deutfchen Moorcolonien zieht die Aufmerkfamkeit
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