18 Ant: Adäm Schmied.
Nebft den Cerealien baut man in Deutfchland faft alle in Europa gang-
baren Handelsgewächfe mit dem be ften Erfolge. Dafelbft macht immer mehr und
mehr der Wein dem Hopfen Platz; be fonders ragt Baiern durch feine vorzüglic!
Hopfencultur hervor, wo hauptfächlich in der Umgebung von Nürnberg der
Hopfenbau einen hohen Grad der Vollendung erreicht hat. Der Anbau der
Gefpinnftpflanzen ift ebenfalls bemerkenswerth, wenn au 1 ] "lachfes
und Hanfes in letzter Zeit etwas eingelchränkt wird; desgleichen verlieren die
Hülfenfrüchte, Erbfen und Wicken, wegen ihrer grofsen Unficherheit immer mehr
an Verbreitung, während die den örtlichen tellurifchen \
Futterpflanzen ftetig an Ausdehnung gewinnen. Ebenfo werden die Oel
gröfserem Maf ('sftabe gebaut. Ausgedehnte Rüben- und Kartoffelfelder li
für die zahlreichen Zuckerfabriken und Brennereien nothwendige
zumeift vorzüglicher Qualität und bedingen hierdurch die Rent:
Deutfchland in folch hohem Grade blühenden Zuckerfabricati
induftrie. Der Tabakbau wird in grofsem Mafse und rationell betrieben; nament-
lich hat. derfelbe in der Pfalz eine fehr grofse Ausdehnung gewonnen. In den
Staaten des deutfchen Zollvereines wurden nach der offici
Verhältniffen zufage
iellen Ueberficht im
Jahre 1869 mit Tabak Beyant 67.739 Morgen, wovon auf den Norddeutfchen Bund
26.239 Morgen, fpeciell auf Preufsen 23.701 Morgen (gegen 28.151 Morgen im
;
23.70
n geerntet 449.937'24
T-
c
Jahre 1864) kommen. An getrockneten T Sbakstl lättern wurden
Centner. davon im Norddeutfchen Bunde 172.852 Centner, in Preufsen 15
Centner. Der Durchfchnittsertrag war pro Morgen 6:64 Centner; der h
Ertrag (Baden) war 20 Centner, der niedrigfte (Anhalt) o°5 Centner; in Preufsen
6:65 Centner. Der per Centner erzielte höchfte Preis betrug (Baiern) ı7 Thaler,
der niedrigfte (Ofpienben ‚2 Thaler.
Deutfchland hatte de Hauptgewicht der landwirthfchaftlichen Ausftellung
auf feine landwirthfchaftlichen Lehranftalten, Fortbildungsfchulen und landwiı rth-
fchaftlichen Vereine gelegt. In einer eminenten Weife w oe > hier vor die Augen
des Befuchers geführt, dafs alle Fortfchritte derLandwirthfchaft auf den Errungen-
fchaften der Nalırw iffenfchaft und der vermehrten Einficht in die umw andelbaren
Gefetze der Volkswirthfchaft beruhen, und dafs der rationelle Landwirth diefen
Namen ganz erft dann verdienen wird, wenn er keinen anderen Drang kennt, als
zweckentfprechende, die aufgeftellten Zwecke confequent verfolgende Arbeit,
keine andere Waffe, denn Intelligenz, welche ihn die a Natur-
fchätze richtig und vortheilhaft anzuwenden lehrt, kein anderes Banner, als
Civilifation, welche ihm den richtigen Weg zeigt, auf welchem er da ge-
ftrebte Ziel am ficherften und glücklichften erreichen kann.
Die königlich preufsifche Staats- und landwirthfchaftliche Akademie
Eldena ftellte neben einer von der akademifchen Gutswirthfchaft exponirten
Sammlung von Sämereien landwirthfchaftlicher Culturgewächfe nebft Halmen
und Aehren eine Collection von den im Jahre 1872 von dem akademifchen Ver-
fuchsfelde geernteten und getrockneten Pflanzen, darunter 8o Erbfenforten mit
Blüthe, Frucht und Samen, dann eine inftrudtive Sammlung von 332 Sorten Kar-
toffeln, Möhren und Runkeln in Gypsmodellen. Darunter nahm die Kartoffel
300 Nummern ein und wurde nach fechs Merkmalen fyftematifch geordnet und
claffiieirt: nach der Färbung des getriebenen Sb Höhe des Krautes, Form
und Farbe der Blüthe, Gröfse der Knolle, Befchaffenheit des Nabels, Stärkemehl-
gehalt der Kartoffeln. Je nach der Reifezeit waren die Kartoffeln eingetheilt in
Früh-, Mittel- und Spätkartoffeln und jede diefer Gruppen nach der Form der
Knollen wieder in drei Abtheilungen, nämlich die lange, ovale und runde
Kartoffel.
Die königlich landwirthfchaftliche Akademie
am Rhein) ftellte eine ausgezeichnete Analyfe der Dampf-Dref: chmafchine, plafti-
fche Analyfen der gebräuchlichften landwirthfchaftlichen Culturgewächfe und eine
vortreffliche Collection von Getreideforten und anderen landwirthfchaftlichen
Poppelsdorf (bei Bonn