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Feldwirthfchaft. 23
die Tiefcultur verbreitet fich immer mehr; ja in den einzelnen Ländern Oefter-
reichs, z.B. inBöhmen und Mähren, hat fogar bereits die Dampfcultur des Bodens
Eingang gefunden.
Die Düngung des Ackerlandes wird ftets rationeller; neben dem Stall-
dünger wendet man die Aufmerkfamkeit immer mehr auf den Latrinendünger und
verwendet bereits feit geraumer Zeit eine anfehnliche Menge von Kunftdünger
verfchiedener Art. Es wird genügen, wenn wir hier anführen, dafs Herr Horfsy
Ritter von Horfsysfeld auf der Herrfchaft Kolin vom Jahre 1864/65 bis 1872/73,
alfo in neun Jahren, im Ganzen 55.798°4 Centner Kunftdünger, im Koftenbetrage
per 208.007 fl. 494, kr. angewendet hat, neben 21.366 Metzen Holzafche.,
47.790 Centner Kompoftdünger, 4000 Centner Fledermaus-Guano aus den
Höhlen zu Altogradena und 71.024 Fuhren kalkhaltigem Letten.
Mit Stolz können die böhmifchen Landwirthe behaupten, dafs auf Böhmens
gefegneten Gefilden Liebig’s goldene Lehre, fo zu fagen, zuerft im grofsen Betriebe
Anwendung gefunden hat und fich, indem fie von einer bedeutenden Zahl aus-
gezeichneter Landwirthe fachgemäfs in die Praxis eingeführt wurde, hier auch
zuerft bewährte.
Den Culturart-Umwandlungen und Meliorationen des Bodens wird immer
eine gröfsere Wichtigkeit beigemeffen, und werden die Drainage und die Wiefen-
bewäfferung in ftets weiterer Ausdehnung und mit dem höchften Erfolge aus-
geführt. Zu bedauern ift leider, dafs die wichtigfte Bodenmelioration, die Grund-
arrondirung, in Oefterreich einen fo fchwierigen Eingang findet, hauptfächlich
defshalb, weil dafelbft noch kein Arrondirungsgefetz befteht, und fehen fomit die
öfterreichifchen Landwirthe einem allfeitig befriedigenden Commaffationsgefetze
mit Sehnfucht entgegen. Die Früchte deffelben wären, nach den in anderen Län-
dern erzielten fegensreichen Erfolgen zu urtheilen, auch für die öfterreichifchen
Länder, wo namentlich der kleine und mittlere Befitz einen in der Regel fehr
ftark parcellirten Boden befitzen, wahrhaft unermefslich!
Um fich von der immer theurer werdenden Arbeitskraft möglichft zu eman-
cipiren und die Nachtheile des ftetig wachfenden Arbeitermangels thunlichft zu
paralyfıren, werden die bewährten landwirthfchaftlichen Mafchinen und ver-
befferten Geräthe in einer fortwährend fich fteigernden Anzahl angekauft und
fachgemäfs angewendet. Namentlich gilt diefs von den Säe- und Drefchmafchinen,
zu denen fich in jüngfter Zeit auch die Mähmafchine beigefellt hat.
Es ift uns fchwer, ftichhaltige Zahlen in diefer Richtung, ganz Oefterreich
betreffend, anzugeben. Es wird genügen, wenn wir aus der reichen Fülle des
betreffenden Materiales nur einzelne Thatfachen zur Illuftration obiger Angaben
anführen.
Auf den fürftlich Schwarzenberg’fchen Gefammtbefitzungen, weiche
44.917 Joch 386 Kl. urbares Land (Aecker, Wiefen, Gärten, Weiden) inEigen-
44-917 I , ; : j
regie bewirthfchaften, verfügt die Landwirthfchaft über 8 Locomobilen und
2 ftationäre Dampfmafchinen mit 60, über 2 Wafferwerke mit 24 und über
ı4 Göpel mit 50, zufammen 134 Pferdekraft, welch letztere in Bewegung
fetzt: 27 Drefchmafchinen mit completen Putzwerken, 8 Strohelevatoren, 7
Getreide - Schrotmühlen, 105 Futter-Schneidemafchinen, 4 Mafchinen zur
Knochenmehlbereitung, drei Centrifugalpumpen mit mehreren Stationsplätzen
für Wiefenbewäfferung, 2 Waffer- Hebemafchinen und endlich 2 Circular-
fägen. Aufserdem ftehen bei der Landwirthfchaft noch 206 Saatmafchinen,. 30
Pferdehauen, 45 Mähmafchinen, 75 Heuwender und Pferderechen, weiters 3
Heupreffen, 70 Hand-Drefchmafchinen, 14 Cylinder zum Getreidefortiren und 41
Futterdämpfer mit befonderen Keffeln von einer bis zwei Atmofphären in Verwen-
dung, ganz abgefehen von allem anderen in der Wirthfchaft nothwendigen
Inventarbeftande. Alljährlich wird um etwa 40.000 fl. Kunftdünger angefchafft,
fowie 120.000 fl. zum Ankaufe von Kraftfutter verausgabt, um den Viehftand
(beftehend aus 1035 Pferden, 7720 Rindern, 20.900 Schafen und 74.000 Stück
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