Full text: Die Feldwirthschaft (Heft 71)

   
Feldwirthfchaft. 209 
der eigentliche Ausgangspunkt für den mafchinellen Betrieb der Landwirthfchaft 
anzufehen, welcher in der Wiener Weltausftellung feinen hervorragendften Aus- 
druck fand. Die landwirthfchaftliche Mafchine, vom einfachen Spaten biszumvoll- 
endeten Dampfpfluge bildete eine der mächtigften Signaturen der 1873er Expo- 
fition. Diefs foll uns ein Fingerzeig fein, unfere Aufmerkfamkeit der landwirth- 
fchaftlichen Mafchinen-Induftrie von welcher die Zukunft der Landwirthfchaft 
in hohem Grade abhängt, mehr zu widmen, als es bisher gefchehen itt, 
Auch wir in Oe ef erreich müffen allmälig die Senfe durch die Mähmafchine 
| durch die Drefchmafchine verdrängen laffen und uns über die 
-fchichtliche Bedeutung des Dampfpfluges klar werden, wenn wir 
foaben des landwirthfchaftlichen Betriebes der Gegenwart und Zu- 
kunft mit dem beften Erfolge für den Einzelnen fowohl als für ‚die Gefammtheit 
ler Bevölkerung v lkofamen gerecht wen wollen; und diefe Anfchauung mufs 
uns leiten, wenn wir die Wicl htigkeit t des agricolen Mafchinenwelfens richtig be- 
und den Fleg 
o- 
ganze culturge 
den hohen Auf 
urtheilen follen. 
Ungarn ift beinahe ausfchliefslich Agriculturftaat, arm an Induftrie und 
Communicationsmitteln, und als folcher von den Zufälligkeiten und Launen der 
Nitterung abhängig. Den gefegneten Jahren von 1807 und 1868 folgten Jahre, wo 
a. durch die Ungunft der Jahresw itterung gefchädigt, nur "mittelmäfsige 
‚der fogarfchlechte Ernte hatte ; ingewöhnlichen Jahrgänge en verforgt aber Ungarn 
die reichbevölkerten Diftricte Nordeuropas mit Nahrungsfrüchten aller Art. 
Die an vielen Orten noch gehegte Vorftellung, dafs das fruchtbare Land 
ıgarns zum grofsen Theile nicht angebaut fei, ift feit vielen Jahrzehnten ein 
er Irrthum. Nur im Süden, und auch da noch fpärlich, finden wir weit aus- 
gedehnte Weideplätze, während « diefelben in denanderen Gegenden des Lanc 
lem ee ee mufsten;; üppige Maisfelder wogen jetzt, wo vormals der 
Chikös (Geftüthüter) fich tummelte. Allerdingsleidet Ungarn in nationalökonomi- 
fcher a chang an des Gebrechen, dafs dergröfsere Theil des Bodens Grofsgrund- 
befitzern gehört; nach einer Angabe bef Ben die zehn re ichtien-H amilien vor dem 
Keen 1848 ein Sechftel alles Landes im Königreiche, und heute noch find die 
fsartigen Magnatenbefitzer wahre Unica in Betreff der Flächenausdehnung 
Die grofsen Grundherren haben alle neuen Verbefferungen in der Landw irth 
fchaft eingeführt; diefe üben jedoch geringen Einflufsauf das vonden Kle inwirthen 
allzu fehr parcellirte Land, indem letztere ob ihrer verhältnifsmäfsig kleinen An 
theile theuere Mafchinen nicht anfchaffen können. Im Ganzen genommen wird 
der Landbau zu ausgedehnt betrieben und der ungarifche Bauer ftrebt viel lieber 
nach Erweiterung feines Betriebes durch Ankauf neuer Ländereien, als nach forg- 
licher Bewirthfchaftung deffen, was er fchon belitzt. 
Das aufs seroı rdentlich fruchtbare Land, welches an vielen Stellen Dammerde 
von 50 bis 60 Fufs Tiefe aufweifet, wird dadurch ausgefogen, dafs man ihm viele 
Ernten abzwingt, oe e den Verluft durch Düngung zu erfetzen. Auch ift die Arbeit 
in Ungarn jneiflent heils theuer. Mafchinen werden defshalb in grofsem Mafse 
ewendet und haben dafelbft einen guten Einflufs ausgeübt. Die Landwirth- 
ft bekommt dafelbft nur fehr fchwer Geld und mufs es gewöhnlich zu 6 bis 8, 
, felbft zu 10 Percent verzinfen Defshalb werden auch im Grofsen und Ganzen 
nur wenige Meliorationen ausgeführt, welcher Umftand befonders in Betreff der 
Bewäfferung fehr nachtheilig ift, da das gröfste Leiden des Landes in der Trocken- 
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heit befteht. welche nur zu oft dafelbft herrfcht. Die jähen Witterungswechfel 
nd die ärgften Feinde des ungarifchen La ndbaues, wefshalb auch das Ergebnifs 
der Ernten fehr ungleich ift von 3/, bis 7, 15, ja 20 Metzen per ungarifches Joch 
Demzufolge wechfelt auch die jährliche Ehrreidtänsfuh, ganz aufserordentlich, 
das heifst von 5 bis ro und 15 Millionen Metzen, der Metzen zu 5 Gulden Mittel- 
werth. Diefen Ertrag von klimatifchen Umftänden durch rationelle Bodencultur 
unabhängiger zu machen, ift jetzt die Aufgabe des ungarifchen Landbaues. 
     
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
    
   
   
  
   
  
  
  
  
    
    
  
  
   
  
   
  
   
  
  
   
   
    
  
  
  
   
   
   
  
   
   
   
   
   
   
  
  
   
       
	        
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