Die landwirthfchaftlichen Geräthe und Mafchinen.
Schlufsbemerkungen.
Wenn wir einen Rückblick auf die landwirthfchaftliche Expofition der
Wiener Weltausftellung machen, müffen wir erftaunen über die Fülle und Vor-
trefflichkeit der dem Befacher vorgeführten Mafchinen und Geräthe, und einge-
ftehen, dafs diefe in jeder Hinficht gelungene landwirthfchaftliche Austellung der
ganzen Weltausftellung gleichfam ihren Hauptcharakter aufdrückte, ihr das
wefentlichfte Merkmal erh In diefer Hinficht unterfcheidet fich die Wiener
Weltausftellung in hohem Grade von allen ihren Vorgängerinen. Während die
erfte ea in London hauptfächlich Hensmann’fche Hand -Drefch-
mafchinen — nach dem fogenannten Van-Dyl-Syfteme — dann Häckfelmafchinen
und Schrotmühlen vorführte, kamen bei der zweiten Weltausftellung in Paris
(1855) dieDrefchmafchinen, und zwar befonders die mit Dampf betriebenen, dann
die zu ihnen gehörigen Getreide-Reinigungsmafchinen zur Geltung. Die dritte
Weltz ausftellung, zu Toten 18062, brachte” den Dampfpflug; bei a grofsen Ver-
fuchen der Barene erprobte fich die Idee der beiden Sehulmsirten Peske en und
des Dorffchmiedes Rodgers als praktifch und man machte in der Conftrudion
des Dampfpfluges einen wefentlichen Schritt nach vorwärts. In der vierten Welt-
ausftellung zu Paris 1867 waren hauptfächlich die Drillmafchinen zur Reihenfaat
des Getreides und anderer Culturgewächfe in fo grofser Zahl und überrafchender
Vollendung der Conftruction ausgeftellt, dafs man wohl annehmen kann, diefelbe
fei der Ausgangspunkt der gegenwärtig fo ausgedehnten Reihencultur der Nutz-
Auer gewefen. In der fünften, letzten Weltausftellung in Wien ift das land-
wirthfchaftliche Mafchinenwefen in grofsartiger Mannigfaltigkeit und ftaunens-
a vertreten gewefen. Auf keinen Zweig desfelben, auf
kein irgend wie nützliches Geräth if vergeffen worden; alle Völker der Welt
haben ihre bewährten Mafchinen in möglichfter Vollzähligkeit hieher gefendet,
und fo ift eine impofante Sammlung entftanden, wie fie keine der früheren Aus-
ftellungen hatte, weil nicht haben Kenne,
Diefe Reichhaltigkeit und Gediegenheit des landwirthfchaftlichen Mafchi-
nenwefens ift ein charakteriftifches Merkmal der Wiener Weltausttell ung ;yessift
[chwer, eine Specialität desfelben herauszugreifen, welche den Agriculturhallen
ein entfchieden befonderes Gepräge verleihen würde. Dennoch irren wir nicht,
wenn wir die Behauptung aufftellen, dafs es hauptfächlich der Pflug und die Mäh-
mafchine find, welche diefsmal in ihrer gröfsten Vollendung vorgeführt worden
find. Die Mähmafchine wurde in pı aktitoh bewährten Gonfiedkionen ausgeftellt,
fo dafs die Hoffnung gegründet ift, es werde nicht mehr lange währen, bis wir
eine in jeder Hinficht vollendete, allen gerechten Anforderungen Rechnung tra-
gende Mähmafchine befitzen werden. Und der Pflug, fo grundverfchieden und
vielfältig in feiner Geftaltung vom Anfang der Sefshaftwerdung der Wandervölker
an bis zum idealen, mathematifch berechneten Pflug eines Howard, welcher in
feıner gegenwärtigen zweckmäfsigften Form ein Vertheil- Scl hraubengewinde dar-
ftellt, wird nun mit Verftand, den erfchiedenen tellurifchen und wirthfchaftlichen
Verhältniffen entfprechend, verfertigt. Die freien Phantafien einzelner Hand
werker und die unzweckmäfsigen Formen verfchwinden nachund nach und durch-
dachte Conftructionen und gefällige Ausführungen treten allmälig an ihre Stelle
als ein Beweis, dafs die L andwitthieh aft fich immer mehr, auch in ihrer Technik,
auf wiffenfchaftlichen Grundlagen aufbaut.
Wenn wir jedoch die Expofitionen der einzelnen Länder betrachten, kön-
nen wir grofsartige Unterfchiede wahrnehmen. Obenan fteht England, deffen
landwirthfchaftliche Induftrie ich den ganzen europäifchen Markt erobert hat
und denfelben mit gewohnter Energie fefthält. Durch feine bekannten Firmen
hat England landwirthfchaftliche Mafchinen aller Art von bewährter Güte und
anerkannter Solidität ausgeftellt, gefällig, fauber, ja elegant conftruirt. Neue
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