Full text: Die Feldwirthschaft (Heft 71)

     
     
   
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
  
  
  
    
   
   
    
  
   
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
84 Ant. Adam Schmied. 
möglichft frei geftalten und denfelben namentlich von den ftrengen Fruchtfolgen 
allmälig emancipiren wird, fo dafs gegründete Hoffnung vorhanden ift, es werde 
diefes Syftem in allen Culturländern bald zum herrfchenden werden; denn die 
intenfive Wirthfchaft, deren Einführung in allen vorgefchrittenen Ländern ange- 
ftirebt wird, das Syftem der Hoc heultur. it nur durch die Vollkraft der 
Felder möglich. 
Die mufterhaft betriebenen Wirthfchaften der Gegenwart halten auch wirk- 
lich den Grundfatz feft, dafs vollfte Kräftigung des Bodens durch eine in Quan- 
tität und Qualität gleich vollkommene Düngung der Felder ftattfinden 
müffe. wenn diefelben auf die Dauer auch in der Zukunft fruchtbar erhalten und 
mit Vortheil bewirthfchaftet werden follen. Sie bieten defshalb Alles auf, um 
durch eine zweckentfprechende, den te lurifchen Verhältniffen der Wirthfchaft 
und dem aufgeftellten Wirthfchaftsfyfteme angemeffene Düngung in dem Grade 
der durch die erzielten Ernten bewirkten Bodenfchwächung, ja womöglich darüber 
hinaus, für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu forgen, und find beftrebt, 
dafs durch die Ausführung geeigneter Mittel dem Boden alle jene Subftanzen 
vollftändig zugeführt werden, von denen die Höhe der jährlichen Bodenerträge, 
die rentabelfte Maffenproduction unbedingt abhängt. 
Diefe hohe Wichtigkeit der Düngemittel für die Erhaltung der Ertrags- 
fähigkeit der Aecker und die materiellen Erfolge des Wirthfchaftsbetriebes 
erklärt es, dafs alle Landwirthe, welche die Wiener Weltausftellung befucht haben, 
fich dafelbft nach den exponirten Düngeforten jeglicher Art umfahen. Doch wur- 
den die Meiften in ihren Erwartungen mehr oder weniger enttäufcht. Nicht nur, 
dafs die Ausftellung der Düngemittel in ihrer Gefammtheit eine ziemlich lücken- 
hafte war und kein erfchöpfendes Urtheil über die Art, Menge und Verwendungs- 
weife der einzelnen Düngerarten in den betreffenden Ländern zuliefs, war diefelbe 
auch fehr zerftreut untergebracht, indem viele Rohmaterialien der Düngerfabri- 
cation in die GruppeI (Berg- und Hüttenwefen), viele als werthvolle Düngemittel 
gebrauchte „Abfälle“ und „Fabricate* in die Gruppe III (Chemifche Induftrie) 
eingereiht worden find, fo dafs man nicht nur die Agriculturhallen, fondern auch 
die meiften Quergallerien, Höfe, ja felbft einzelne Pavillons, aufmerkfam durch- 
muftern mufste, um fchliefslich einige, zu der aufgewendeten Mühe jedoch in 
keinem Verhältniffe ftehende Wahrnehmungen gemacht zu haben. Denn die 
meiften Ausfteller haben den gewifs rügenswerthen Fehler begangen, dafs fie ihre 
Ausftellungsobjecte ohne jede weitere Erläuterung dem Publicum vorgeführt 
haben. Sehr felten fand man Angaben über die Zufammenfetzung, Anwendungs- 
art und Wirkungsweife des ausgeftellten Düngers, wefshalb auch der Beobachter 
meiftens ohne jeden Auffchlufs über die Wirkung desfelben weiter gehen mufste. 
So wurde die Düngerfrage, ungeachtet der vielen zeitraubenden und koftfpieligen 
Düngungsverfuche, ihrer Löfung nicht näher gebracht, indem man nirgends 
erfahren konnte, welcher Dünger die höchften Erträge bewirkt und wie die 
jeweilige Bodenbefchaffenheit die mannigfachen Culturverhältniffe und die beob- 
achtete Bewirthfchaftungsweife den erzielten Erfolg beeinflufst haben. 
Der Stalldünger, welcher in den meiften. faft in allen Wirthfchaften, 
fie mögen extenfiv oder intenfiv in den verfchiedenen Abftufungen betrieben 
werden, für alle Zeiten das Hauptdüngemittel bleiben wird, war auf der Äus- 
ftellung bedeutend vernachläffigt worden. Nur in der chinefifchen Abtheilung 
ftellte E. Faber Dünger aus Kwantung aus. Eigentlich waren es thierifche 
Excremente ohne alle Beimifchung eines Streumaterials, trocken, braun, von 
faferiger Befchaffenheit, welche in China allgemein als Düngemittel verwendet 
werden. 
Auch die Hilfsmittel für die Pflege des Stalldüngers waren {ehr dürftig 
vorhanden. G.v. Keffel-Zeutfch (auf Raake in Schlefien) ftellte ein Modell 
feiner im Jahre 1868 erdachten Mufter-Dungftätte aus. Keffel geht von der 
richtigen Idee aus, dafs nicht allein durch eine möglichtt fefte Verfetzung des 
 
	        
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