Hilfsdüngemittel.
Bezeichnung „til Orangerivaxter“ vor. Auch E. Meinert (Leipzig) ftellte in der
deutfchen Abtheilung feine „künftlichen“* Düngemittel aus.
Eine neue Sorte Guanos, welche gegenwärtig im Handel vorkommt, ift der
fogenannte Fledermausguano, welcher fich in Gegenden, die reich find an
Fledermäufen (z. B.in Egypten, Ungarn), in vielen unterirdifchen Höhlungen und
Gewölben maffenhaft abgelagert vorfindet. Intereffant war der in der italienifchen
Expofition von Lud. Fino (Turin) ausgeftellt gewefene fardinifche Fledermaus-
guano, welcher nach der beigelegten Analyfe einen Gehalt von 6'33 Percent
Stickftoff, 736 Percent Phosphorfäure und 5'22 Percent Kali zeigte. Einen viel-
leicht ähnlichen Hilfsdünger, nämlich Pelikandünger oder Guano mit gebun-
denem Ammoniak (Pak), ftellte New-Orleans, Sanitary and Fertilizing Company
(Louifiana) aus.
Die Fleifchabfälle bei der Gewinnung des Extradtum carnis, ganze Thier-
cadaver, das Blut der Schlächtereien liefern ebenfalls gute Materialien zur Berei-
tung eines kräftigen Düngers. So verwendet man die thierifchen Refte zur Fabri-
cation des Fleifechmehls, welches in Frankreich, Hannover (zu Linden) und
in Rheinpreufsen (in der Nähe von Rheydt) bereits im Grofsen fabricirt wird und
fich durch bedeutenden Stickftoff- und Phosphorfäuregehalt vortheilhaft auszeich-
net. Das preufsifche Fieifchmehl enthält beifpielsweife 6:68 Percent Stickftoff
und 753 Percent Phosphorfäure. Blutdünger haben ausgeftellt: Aug. Lamek
(Marienthal-Wandsbeck bei Hamburg), F.Schrader (Adlerhütte, Baiern), A.Pa-
noff & Comp., St. Petersburg (Rufsland); Blut- und Fleifchdünger die
königlich baierifch privibegirte Kunftfdünger- und chemifche
Productenfabrik (Landshut); Horn- und Ledermehl: Dohrmann und
Comp. (Otterndorf, Hannover), Gleiwitizer chemifche Fabrik (Schlefien),
L. Michaelis (Gr. Glogau, Schlefien), württembergifche Actien-
gefellfichaft für Kabrication von Derme.unde Dungemittern
Reutlingen). Der in der belgifchen Abtheilung ausgeftellte Blutdünger koftete
22 Francs per ıoo Kilo, das Fleifchdünger-Mehl und die gedämpften Knochen
in Pulverform ebenfoviel, das Hornmehl jedoch 50 Francs per ıoo Kilo.
Der aus dem Lande Chili in Südamerika kommende Chili- oder Würfel-
falpeter (mit einem Stickftoffgehalt von ı5 bis 16 Percent) und die übrigen zur
Verfügung ftehenden Salpeterarten bilden auch ein rationelles Stickftoff-Dünge-
mittel; und dem erfteren follten die Landwirthe eine um fo gröfsere Aufmerkfam-
keit fchenken, als der darin enthaltene Stickftoff verhältnifsmäfsig wohlfeiler zu
ftehen kommt, als in den anderen Hilfs-Düngemitteln Das Pfund Stickftoff koftet
nämlich in demfelben /a Centner 4°, Thaler) 84 Silbergrofchen, während es im
Guano mit 12 Percent Stickftoff auf 8:8 Silbergrofchen, in dem mit Schwefelfäure
aufgefchloffenen Peru-Guano bis 10 Percent Stickftoff fogar auf 9°5 Silbergrofchen
zu ftehen kommt, wenn das Pfund löslicher Phosphorfäure zu 4%, Silbergrofchen
bewerthet wird. Auch fteht der Natronfalpeter in grofser Menge zur Dispofition ;
er wird in Chili auf einer viele Quadratmeilen grofsen Fläche des Hochplateaus
der Cordilleren im Tagbau gefchürft. Anfänglich wurde derfelbe in England beim
Grasbau verwendet; gegenwärtig hat er fich auch beim Rübenbau bewährt, und find
es namentlich die mährifchen Zuckerfabriks-Wirthfchaften, welche alljährlich grofse
Quantitäten desfelben verbrauchen. In der Wiener Weltausftellung waren mehrere
Arten von Salpeter aus verfchiedenen Ländern von diverfen Ausftellern exponirt.
Endlich wird das fchwefelfaure Ammoniak, welchesaus den Neben-
producten der Fabrication des Leuchtgafes, fowie bei der Darftellung des Solaröls
und Paraffıns aus Steinkohlen, Braunkohlen und Torf gewonnen wird, und Ig bis
20 Percent Stickftoff enthält, mit grofsem Vortheile als Erfatz des Peru-Guanos
verwendet. Freilich ift nicht zu überfehen, dafs das fchwefelfaure Ammoniak nur
in einer fehr geringen Menge vorkommt, indem aus IO00 Centner Kohlen, die in
einer Gasfabrik deftillirt werden, bei forgfältig geleiteter Ammoniakgewinnung
roch nicht I Centner Ammoniak gewonnen wird; doch ift dasfelbe keinesfalls zu