2 Johann Newald.
für die Bewirtbfchaftung der ausgedehnten Wälder, welche, fowie allerorts, wo
der Boden feinen urfprünglichen Pflanzenwuchs trägt, auch den gröfsten Theil
Mitteleuropas eingenommen haben dürften, waren wohl nur Mafsregeln der
Waldzerftörung;; fo einft hier, wie jetzt noch überall dort, wo Anfiedler in
Urwälder eindringen und dort Raum für ihre Wohnungen und für ihre Cultur-
gründe brauchen, wo fie Weideflächen für ihren Viehftand fuchen.
Es kann nicht in Abrede geftellt werden. dafs an vielen Orten die Wald-
wirthfchaft mit einer Waldzerltörung ihren Anfang nalm; allein diefe war damals
ein Fortfchritt in der Bodenbenützung, eine Mafsregel zur Hebung der wirth-
fchaftlichen Intereffen der Bevölkerung.
Für die ältere Culturperiode bildet in den Ländern Mitteleuropas die
Donau auch in Bezug auf Bewirthfchaftung und Benützung der Wälder eine
beachtenswerthe Trennungslinie.
In den Alpenländern beftand frühzeitig ein fehr wichtiger Bergbau und
ein hochentwickelter Salinenbetrieb. Als die Römer vor neunzehn Jahrhunderten,
fomit um den Beginn unferer Zeitrechnung, ihre Herrfchaft in diefe Länder
trugen und befeftigten, fanden fie dort bereits woh a beftellte Felder, zahlreichen
Viehftand, gepflegte Hausinduftrie, gut gebahnte Strafsen und Wege und einen
lebhaften Handelsverkehr. Von dem en Culturftande der Kelten-
völker geben zahlreiche Funde, namentlich jene aus dem Grabfelde von Hallttadt,
Zeugnifs.
Für das Riefenreich der Römer war die Donau der wichtigfte Grenzftrom
nach Norden. Um die Vertheidigung desfelben zu vervollftändigen, bauten fie
nach verfchiedenen Richtungen Strafsen, in einer technifchen Vollendung, welche
in unferer Zeit lediglich durch die Eifenbahnbauten erreicht wird.
Hatte diefes Strafsenfyftem zunächft den Zweck, die Sicherheit des Reiches
und die Centralifation der Vertheidigungsanftalten zu erhöhen und zu vermitteln,
fo war dasfelbe zugleich für die Entwicklung von Handel und Verkehr in den
Alpen- und Donauländern von der höchften Bedeutung.
Um die Staatseinnahmen zu erhöhen, zugleich auch aus Urfachen, welche
aus einem Mifstrauen gegen die Treue und Verläfslichkeit der Stammbevölkerung
des Landes entfprungen waren, wurden von den Römern diefer letzteren die
äufserft ergiebigen Goldbergwerke der alten norifchen Gebirgslande, die berühm-
ten Eifengruben, die Marmorbrüche, das Salinenwefen etc. allmälig abgenommen
und in Staatsmonopole umgewandelt.
Bergbau und Hüttenbetrieb, fowie das Salinenwefen find, follen fie beftehen
und gedeihen, auf den nachhaltigen Bezug grofser Holzmaffen angewiefen. Bei
der Unvollftändigkeit fo manch er Einrichtungen und Anftalten, war der Holz-
bedarf derfelben in jener Zeit unzweifelhaft ein verhältnifsmäfsi
in unferen Tagen.
g gröfserer als
Bei dem hochentwickelten Sinne der Römer für Ordnung überhaupt, und
aus der daraus hervorgehenden Sorgfalt für den Beftand und die Ertragsnachhal-
tigkeit wichtiger ee und Einnahmsquellen, kann für die Zeit ihrer
Heitieh aft das Beftehen eines wohlorganifirten Waldwirthfchafts-- und Holz-
lieferungs-Wefens gar nicht in Zweifel gezogen werden.
v iele Momente weifen darauf | hin, dafs in Be zug auf Mitteleuropa die Wiege
einer pfleglichen Waldbehandlung und eines geordneten Waldwirthfchafts-Betrie-
bes in den Alpenländern geftanden ft.
Die Deckung grofser Holzbedürfnifie für den Bergbau- und Hüttenbetrieb,
namentlich aber für Has ausgedehnte Salinenwefen jener Zeit, machte den Bezug
des Holzes aus ftets entfernteren Thalgebieten und Waldorten nothwendig. Die
Herftellung und Erhaltung mannigfaltiger Bringungs- und Transportanftalten,
die Uebertragung der im Gebirge rei eine befondere Fertigkeit und Umficht
verlangenden Holzfällungs -und . ferungsarbeiten an eine ft: ändige Arbeiterfchaft,
die lien einer wohlge >glie sderien Ueberwachung aller Arbeiter und ihrer
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