Forftwirthfchaft. 23
ftehen die Angaben von uns vorliegenden Grenzbefchreibungen aus den Jahren
1689 und 1724 in Uebereinftimmung, wo als Grenzbäume wiederholt fchwarze
Föhren, Schwarzgräffen und Weifsföhren aufgeführt werden. Es darffomit auffallen,
dafs diefe Unterfcheidung namentlich von den öfterreichifchen Botanike en, wozu
felbft Kramer und der ältere Jaquin gehören, durch zweihundert Jahre unberück-
fichtigt geblieben itt.
Bekanntlich hat im Jahre 1804 Poiret die Schwarzföhre unter dem Namen
Pinus Laricio als eigene Art aufgeftellt. Erft im Jahre 1826 nannte fie Hoft: Pinus
nigricans. (In Sauter’s „Verfuch einer geographifch botanifchen Schilderung der
Umgebung Wiens“, Seite 23 und 25 und „Flora austriaca“ II. pag. 628). Höfs gab
ihr im Jahre 1830 in feiner bekannten Monographie den Namen Pinus austriaca.
Beide diefe Benennungen find jedoch entfchieden jünger als der von Poiret ge-
wählte Name; es wird daher die Schwarzföhre dermalen ziemlich allgemein, und
zwar nach dem Rechte der botanifchen Priorität, Pinus Laricio Poiret genannt.
Wir fehen, dafs fich die oben aufgezählten Namen fämmtlich auf eine und
diefelbe Baumart — auf unfere Schwarzföhre — beziehen, wozu nur bemerkt
wird, dafs uns die Bezeichnung Pinus austriaca durch Tratinik und Pinus nigri-
cans durch Höss unbekannt if.
Zum Schluffe foll noch bemerkt werden, dafs der Firma Stainer
& Hofmann in Wiener-Neuftadt für Waldfämereien und das Modell einer
Klenganftalt das Anerkennungsdiplom zuerkannt worden ift.
Noch auf eine andere deutfche Coniferenart möchten wir die Aufmerkfam-
keit hinleiten und fie einer forgfältigen Beobachtung empfehlen. Es ift diefes die
fogenannte Moorkiefer, von der fich in der fürftlich Schwarzenberg’fchen Aus-
ftellung mehrere Stammfcheiben vorfanden.
Neumann beobachtete diefe Föhre zuerft auf Hochmooren der Heufcheuer
im böhmifch-fchlefifchen Grenzgebirge, in einer Seehöhe von 2000 bis 2400 Fufs.
Er nannte fie Pinus uliginofa und befchrieb diefelbe in den Arbeiten der fchlefhi-
chen Gefellfchaft 1837, Seite 95. In der Flora von Schlefien, Seite 339, nennt fie
Wimmer nach Sauter: Pinus obliqua.
Die Moorkiefer bildet auf der Domäne Wittingau ausgedehnte Beftände
von fehr erheblichem Alter. Die Schaftlänge der Stämme ift verfchieden; fie er-
reicht 30 bis 40 Fufs, an einzelnen Exemplaren auch darüber. Der Standort if
ein Torflager von circa 1400 Fufs Seehöhe.
Als Unterfcheidungsmerkmale der Moorkiefer von der Krummholzkiefer
oder Legföhre wird der hohe Schaft und das Vorkommen einer herabgekrümmten
Spitze auf dem Nabel der Zapfenfchuppen hervorgehoben.
Nun gibt Wimmer (Flora von Schlefien, Seite 339) felbft zu, dafs die Moor-
kiefer auch ftrauchartig mit langen Aeften vorkomme und dann Knieholz genannt
werde,während andererfeits diein denH ochlagen derAlpen am Boden hinkriechende
Krummholzkiefer in tieferen Lagen einen aufrechten Schaft entwickelt ; ja, in
nicht allzu grofser Entfernung von den Wittingauer Moorkiefer-Beftänden und
unter ziemlich ähnlichen klimatifchen und Bodenverhältniffen finden fich auf
einem ausgedehnten Moore nächft Unterwuldau zahlreiche Exemplare diefer
Kiefer, welche ihrem Baue nach völlig mit der Legföhre der Alpen überein-
ftimmen.
Aus dem Dargeftellten dürfte zu entnehmen fein, dafsder bald mehr, bald
weniger ausgeprägte Schaft bezüglich der in Rede ftehenden Kiefernarten kaum
als ein ficheres Unterfcheidungsmerkmal betrachtet werden kann.
Was den auf den Zapfenfchuppen vorkommenden abwärtsgekrümmten
Haken anbelangt, findet fich derfelbe nicht nur bei der Moorkiefer, fondern eben-
[o gut bei der Schwarzföhre, gemeinen Kiefer und Krummholzkiefer. Es ift diefes
lediglich eine durch klimatifche Einflüffe hervorgerufene Mifsbildung, welche in
einzelnen Jahren vorkommt, in anderen Jahren aufden Zapfen desfelben Stammes
wieder ganz fehlt.