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Die Bedeutung der ausgedehnten, über das ganze Königreich verbreiteten
und vertheilten Aerarial- und Fonrdsforfte und ihrer Behandlung und Bewirth-
fchaftung, in Bezug auf ihre geographifche Lage und topographifchen Verhältniffe,
auf Bodenbefchaffenheit und Klima, auf Bevölkerung und Nationalität, auf die
verfchiedenartigen Beziehungen der Güterverwaltung und Bewirthfchaftung, auf
die Erträgnifsquellen und deren Ausnützung, auf die mit der Land- und Forft-
wirthfchaft im Zufammenhange bereits beftehenden oder fich neu entwickelnden
Gewerbe und Induftrien, auf die hieraus hervorgehenden oder fie bedingenden
Handels- und Verkehrsverhältniffe, überhaupt auf alle nationalökonomifchen und
volkswirthfchaftlichen Intereffen, auf Volkserziehung und Bildung u. f. w. ift
derart hervorragend, dafs fie ein umfaffendes Studium rechtfertigt.
Der Waldwirthfchaftsbetrieb und feine Jünger ftehen in erfter Linie jener
Pionniere. deren Miffion darin liegt, Cultur und Wirthfchaft nach dem Often zu
tragen. Für Ungarn und feine Länder wird das Forftwirthfchaftswefen und feine
Pflege und Förderung für alle Zeiten die höchfte Bedeutung bewahren.
Sowie in Bezug auf Walderziehung und Waldpflege nahm auch die forft-
liche Abtheilung von der Colledivausftellung der Fürften Johann Adolf und Adolf
Jofef zuSchwarzenberg hinfichtlich des Holzbringungs- und Transportwefens
eine hervorragende Stelle ein. Es kamen dabei namentlich die im füdlichen
Böhmen gelegenen fürftlichen Befitzungen in Betracht, auf denen der Schwemm-
und Flöfsereibetrieb auf einer hohen Stufe der Entwicklung fteht.
Schon in den Jahren 1787 bis 1789 wurde durch den Fürften Johann Nepo-
muk die Anlage jenes grofsartigen Schwemmcanales begonnen, durch welchen
die Möglichkeit gefchaffen wurde, Brennhölzer aus den Krumauer Urwäldern
nach Wien und Linz zu liefern. Jofef Rofenauer, zuerft Forftamtsadjundt zu Salnau,
fpäter fürftlicher Schwemmdiredtor, war der Schöpfer diefer hervorragenden
Unternehmung. Die erfte Scheiterfchwemme wurde im Jahre 1790 ausgeführt.
Die Länge des Canales fammt einem Theile der canalifirten kleinen Mühl
beträgt nahe 27.000 Wiener Klafter (51'2 Kilometern). Wird-die Hirfchbachriefe,
der See und Rofsbachcanal und die Canalifirung einiger Nebenbäche eingerech-
net, fo ift die ganze Canallänge 29.423 Klafter (55°8 Kilometer). Der höchfte
Punkt desfelben hat am fogenannten Lichtwaffer, hart an der bairifchen Grenze,
eine Seehöhe von 2904 Wiener Fufs (917'7 Meter). Der Canal fenkt fich bis in
die Nähe des Abfturzes auf dem fogenannten Rofenhügel auf 2444 Fufs (772'3
Meter herab und befitzt ein durchfchnittliches Gefälle von Y, Zoll per Rlaf-
ter, von welchem Durchfchnitte nur an einzelnen Stellen Abweichungen vor
kommen.
Der Schwemmcanal hat an der Sohle .eine Breite von einer Klafter, er ift
oben zwei Klafter breit und befitzt eine Tiefe von durchfchnittlich drei Fufs. An
einer Stelle (oberhalb des Hirfchenberger Forfthaufes) ift derfelbe in der Länge
von 221 Klafter in der Form eines Tunnels durch einen Bergrücken getrieben,
welche Arbeit unter der Leitung es fürftlichen Ingenieurs Jofef Falta im Jahre
1824 vollendet wurde.
Um im Canale den zum guten Fortgange der Schwemme erforderlichen
Wafferftand herzuftellen, wurde eine Wafferfchwelle angelegt und durch Erhöhung
des Dammes auch der aus Adalbert Stifter's Novelle „Hochwald“ bekannte
Blöckenfteiner See zu demfelben Zwecke eingerichtet.
Die Gefammtkoften des Werkes beliefen fich mit Einfchlufs der erforder-
lichen Hochbauten und Platzadaptirungen auf circa 250.000 Gulden Conventions-
münze, in welcher Ziffer jedoch fpätere Bauten und Erwerbungen nicht ein-
gerechnet find.
Am Mühlfluffe reicht die Holztrift bis zum grofse
unfern Neuhaus an der Donau, wo das Material ausgelänc
nach Linz und Wien verfchifft wird.
n Partenfteiner Rechen
let und auf der Donau