Forftwirthfchaft 41
welche in Waidhofen dem Verkohlungswefen im Allgemeinen und den diefs-
fälligen Probeverkohlungen im Befondern zugewendet wird, alle Anerkennung
zollen. dürften die genannten Refultate in Bezug auf die Ausführung umfangreicher
Calculationen dennoch mit einiger Vorficht in Verwendung zu nelimen fen;
Wirhaben nunmehrjenerAnftrengungen zu gedenken, welche diek.k. privile-
girte öfterreichifche Staatseifenbahn-Gefel If chaft aufibre: grofsen Banater
Domäne Oravicza zur Hebung des Köhlereiwefens macht. Dieleihe hatte in der
forftlichen Abtheilung ihres Ausitellungspavi llons eine Holzkohlen- Sammlung
ausgeftellt, welche alle ähnlichen durch die Weltausftellung zur Anfchärung
ge Shesallen Colledtionen an Vollftändigkeit und Veberkichtlichkois überragte
V on 39 Holzarten aus den Forftbezirken Bogfän, Reficza, Dognäcska und Steier-
dorf entnommen, waren 107 Kol ılenproben zum Theile in grofsen Stücken, zum
Theile in kleinen Würfeln, endlich in Brettform zufammengeftellt
Die Kohlung wird von den F orftverwaltungen in eigener Regie betrieben;
fie iftinden HanftHesskeh eine ftändige, Keen Cbbieteie eine gewöhnliche
Waldkohlung unter Anwe endung ende Meiler. Die Wanderkohlung wird im
Sommer in die entfernten, im Winter in die näheren, gefchützteren Waldorte ver-
legt. Die Gröfse der Meiler ift nach den obwaltenden Verhältniffen verfchieden.
Das Kohlholz befteht meift aus gefpaltenen Scheiten, in den oberen Meiler-
lagen aus runden Prügeln und Aeften. In Bezug auf die Holzart ift die Rothbuche
vorherrfchend, dann folgen Eichen und andere Harthölzer, Linden und Afpen
und etwas Tannen.
Im grofsen Durchfchnitte gelangten bisher jährlich circa 72.000 dreifchuhige
Scheiterklafter zur V erkohlung.
Das erzielte Ergebnifs fteht nun im Vergleiche mit den in den Alpen-
ländern gewonnenen Refultaten, namentlich aber im Entgegenhalte mit den
Waidhofener Verfuchen nicht unwefentlich zurück, daher fich auch die Gefellfchaft
beftimmt findet, durch bedeutende Prämien, welche Köhlern und Kohlenauffehern
zuerkannt werden, auf eine Mehrausbringung und Verbefferung des Kohlenver-
fahrens hinzuwirken.
Sehr beachtenswerthe Nachweise über das Köhlereiwefen im Allgemeinen
und über den-Kohlungsbetrieb im Befondern lieferten durch ausgeftellte Modelle,
Köhlereiwerkzeuge und Behelfe, durch aus verfchiedenen Holzarten gewonnene
em BE Proben: die Colledtivausftellung des Prinzen Auguft von
Sachfen-(obu rg-Gotha, die Ausftellung des dewWtfchen Reiches, die
forftliche Collectivausftellung Krains und endlich die grofse Forftaus-
ftellung der ungarifchen Länder und mehrere Andere.
Unter den forftlichen Nebennutzungs-Zweigen ift esnunmehr die Harz- oder
Pechnutzung, der wir unfere Aufmerkfamkeit zuzuwenden haben. Dafs wir
zunächft die Schwarzföhre, Pinus en Poiret, und die in Niederöfterreich in
ausgedehnter Weife betriebene Harz- oder Pechnutzung in das Auge faffen, dürfte
durch die Bedeutung diefes Induftriezweiges gerechtfertigt erfcheinen.
Eine fehr vollftändige Darftellung des Harzungsverfahrens, der dabei ver-
wendeten Werkzeuge und Geräthe und die gewonnenen mannigfaltigen Produdte
hatte Carl Singer von Pernitz im Piftingthale nächfl Wiener-Neuftadt ausgetftellt.
In Niederöfterreich hat die in Rede flehende forftliche Nebenntitzung erft
feit dem zweiten Decennium des laufenden Jahrhundertes eine erhöhte Bedeutung
gewonnen, und hat fich diefsfalls der Vater des genannten Ausftellers, Werner
Singer von Grillenberg bei Hörnftein, ein wefentliches Verdienft erwerben.
Die Harznutzung eignet fich nur beim kleinen Waldbefitz zum Betriebe in
eigener Regie ; beim eigentlichen Domänenbefitze findet eineVerpachtung derfelben
ftatt, deren Dauer in der Regel zunächft 10 Jahre umfafst, durch Wiederholungen
der Pachtgabe, durch die fogenannten Nachpechungen jedoch auf die Zeit von
25 bis 30 Jahre ausgedehnt wird.