> Dr. A. Bauer.
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noch immer die Haupt-Bezugsquelle für reinen Schwefel und die Eröffnung
der neuen das Land durchfchneidenden Eifenbahn kann der Induftrie der
Schwefelgewinnung nur in hohem Grade förderlich fein. Allein im Laufe der
letzten Jahre wurde die Aufmerkfamkeit der europäifchen Fabrikanten auch auf
andere Quellen für natürlichen Schwefel gelenkt, und zwar namentlich auf die
durch Eröffnung des Suezcanales fo nahe gerückten Küften des rothen Meeres,
wo fich, nach den Berichten des Generalconfuls F. Gärtner* die bemerkens-
werthenSchwefelminen der „Compagnie foufriere“ an zwei Punkten , in Djemfah
und Ranga, befinden. Djemfah allein vermag monatlich an 6000 Centner Schwefel
zu liefern.
Bei der Gewinnung des Schwefels in Italien wurden in den letzten Jahren
mehrere Fortfchritte eingeführt und ein Theil des Rohfchwefels im Lande felbft
raffinirt, wie die italienifche Abtheilung der Ausftellung und namentlich die
Expofition der Societa bolognefe zeigte. Ein Theil des Materiales wird auch in
Italien felbft der chemifchen Induftrie zugeführt, fo z. B. zur Fabrication von
Schwefel-Kohlenftoff verwendet.
Diefer Fabricationszweig wurde in Italien von dem Haufe F. Coen
& Comp. in Pifa eingeführt und es werden nunmehr jährlich 4000 Centner Schwefel-
Kohlenftoff von diefer Firma dargeftellt und an Ort und Stelle zur Gewinnung
von circa 12.000 Centner Olivenöl. durch Extradtion, verwendet. Eine andere
derartige Fabrik von faft gleicher Bedeutung ift dievonL.Sarlin Sohn & Comp.
in Bari.
Uebrigens hat man auch die Gewinnung des Schwefels felbft durch
Extradtion verfucht und namentlich in Bagnoli bei Neapel** vor einigen Jahren
den Schwefel-Kohlenftoff zur Extradtion der ftaubförmigen Erze in Anwendung
gebracht. Sollte diefes Verfahren fpäter noch eine gröfsere Bedeutung gewinnen,
fo kommen jedenfalls auch die Steinkohlen-Theeröle als Löfungsmittel in’s Auge
zu faffen, deren Fähigkeit, den Schwefel zu löfen, aus den Unterfuchungen von
Eugen Pelouze***, mit ihrer Dichtigkeit zunimmt, wobei man jedoch keine
zu dichten Oele nehmen darf, da fonft die Reinigung des erhaltenen Schwefels
grofse Schwierigkeit bietet. Bei Verfuchen, welche mit diefem Verfahren in Paris
vorgenommen wurden, hat fich ein Oel von der Dichte 0°995 (Siedepunkt 180
bis 2100 C.) am beften bewährt.
Es wurden übrigens zum Ausfchmelzen des Schwefels aus dem Bergöl
in Italien im Jahre 1868 Verfuche mit einem von Gritti angegebenen Apparate
gemacht, welcher fich auf die Anwendung des überhitzten Dampfes gründet,
einem Principe, welches von M. Schaffner feit vielen Jahren zum Ausfchmelzen
des aus den Sodarückftänden regenerirten Schwefels benützt wird, und auch von
E. und P. Thomas zur Schwefelgewinnung augewendet wurde.
Der Apparat von Gritti foll alle Mängel der früher üblichen Calcaroni
befeitigen, und fowohl in Bezug auf die Menge als Qualität des ausgebrachten
Schwefels, ebenfo wie in Betreff der Zeit- und Koftenerfparnifs beim Ausbringen,
fehr befriedigende Refultate gegeben haben.
Das Raffiniren des Schwefels wird noch immer vorzugsweife in Belgien
und Frankreich ausgeführt. Das Produdt der Schwefelhütten Siciliens und Neapels
wird in Broten von 28 bis 30 Kilogrammen Gewicht als Rohfchwefel verführt und
enthält 4 bis Io, jain den unteren Theilen zuweilen 25 Percent fremder Stoffe,
worunter Bitumen, Kalkftein, bisweilen Cöleftin, Sand etc.
In Belgien wird die Schwefelraffinerie feit 1854 betrieben und wurde
damals wohl durch J. de Wyndt unter Mitwirkung desL. Reis, inMerxemles
* Verhandlungen und Mittheilungen des niederöfterreichifchen Gewerbevereines
1867, p. 560.
** Deutfche Induftriezeitung 18
x#* Compt. pend. LXVIII., ı17
9 P- 428,
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