12 Dr. A. Bauer.
carbonat und einen Theil des Kochfalzes, welches unzerfetzt geblieben ift
Die Vortheile des Verfahrens find allerdings fehr grofse und liegen haupt-
fächlich darin, dafs man rohe Salzfoole, diredt, ohne fie erfi einzudampfen
anwenden kann und ganz reine hochgradige Soda darftellt, ferner nur einfache
Apparate und äufserf wenig Brennmateriale braucht.
Als Nachtheil wird de nicht leicht zu vermeidende Ammoniakverluft hervor-
gehoben, # welcher zum Theile davon herrührt, dafs aus der Salmi aklöfung durch
Anwendung von Kalk nicht leicht alles Ammoniak gewonnen werden en °: ein
Theil desfelben alfo in der Chlorcalciumlöfung as ekHleihe Diefs ift nun allerdings
ein, bei den ftets fteigenden Ammoniakpreifen bemerkenswerther Nacl ıtheil,
allein E fchwerer fällt, wenigftens heute noch, der Umftand in die Wagfchale
dafs alles Chlor des angewendeten Kochfalzes in dieForm von Cote aber
geht. Diefs ift aber ein, wenigftens in den koloffalen Mengen, in welchen er durch
die ee diefer Methode geliefert würde, werthlofer, ja läftiger Abfall.
Bei ne s Verfahren tritt das Chlor des angewendeten Chlowmalslums als
auf und diefe liefert das für Zwecke der Bleicherei unentbehrliche
Chlor. Das Bedürfnifs nach diefem fichert, wenigftens für die nächfte Zukunft,
unter allen Umftänden dem Leblanc’fchen Procefs die Exiftenz. Freilich läfst
fich das Chlor auch ohne Salzfäure gewinnen und vielleicht derKalk bei ae
des Salmiak’s durch Magnefia else welche das viel leichter ze Sfelzbare
Chlormagnefium liefert.
Die älteren belgifchen Fabriken follen übrigens durch das neue Verfahren
bereits lahmgelegt fein und an mehreren Orten beginnt man dasfelbe einzurichten
fo be el und Prefton in England, ferner in Frankreich bei Nancy (Ufin:
de Varaugeville. Dombasle) und in Nagy-Bocsko in Ungarn.
Was die Theorie diefes Proceffes anbelangt, fo it diefelbe noch wenig
ftudirt. Schloefing & Rolland geben an, ee das Natriumbicarbonat durch
ne Zerfetzung, aus Ammoniumbicarbonat und Chlornatrium entftehe. Allein
fie fagen auch, und die neueren Erfahrungen beftätigen diefs, dafs nur etwa
zwei Drittel der angew ec Kochfalz- Menge zerfetzt wird, meinen jedoch, dafs
es für den Fabrikanten wenig bedeutend fei, sh der umgefetzte Reft als gelöftes
Natriumbicarbonat oder als in an verbliebenes Kochfalz verloren ge ehe.
Nach unferer Anfıcht verdient die Urfache für diefen Verluft eine nähere
Unterfuchung, denn, wenn auch Ammoniumbicarbonat mit Kochfalz in wäfseriger
Löfung zufammengebracht, Natriumbicarbonat ausfcheiden, fo kann doch ander-
feits der gebildete Salmiak unter gewiffen Umftänden eine Rückbildung des Koch-
falzes bewirken und wir begegnen ( dann hier einem ähnlichen Procefs, wie wir ihn
bei Bereitung des Aetznatrons aus Sodalöfung mit Kalk beobachten, welcher ja
auch an eine beftimmte Concentration der L öfung geknüpft ift.
Vor wenigen Jahren hat E. Divers*** die Reactionen der Ammoniakfalze
näher fludirt und gezeigt, dafs bei der Detftillation von Salmiak mit den waffer-
freien kohlenfauren Alkalien, im Beginn der Operation, allerdings etwas
Ammoniak auftritt, da ein Theil des noch unzerfetzten Alkalicarbonates Kohlen-
fäure bindet, fpäter jedoch nur Waffer und wafferhaltiges carbaminfaures Ammoniak
entfteht.
Ich habe mich durch Verfuche in meinem Laboratorium davon überzeugt
dafs fich eine wäfferige Löfung von Salmiak mit einer folchen von Natrium-
carbonatauch bei niedriger Temperatur in Ammoniumcarbonat und Chlornatrium
umfetzt, eine Reaction, welche fehr rafch und vollftändig erfolgt, wenn man
beide Shane in wälferiger Löfung erhitzt.
* Siehe Internationale Ausftellungszeitung, Beilage der Neuen freien Preffe“, Artikel
Belgien.
** Siehe J. Baggs und F. Braby, Chemical news 1870. Nr. 516 und 517.
##* Chemifches Centralblatt. Jahrgang 1870, p. 748.
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