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Die chemifche Grofsinduftrie.
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Chlorcalcium dargeftellten künftlichen Steine und der von vielen Firmen erzeugte
gefällte Gyps (Annaline), welcher namentlich von den Stafsfurter Fabriken, durch
Umfetzung von Chlorcalcium und verfchiedenen Sulfaten als billiges Nebenproduct
erzeugt wird. Beide Anwendungen waren fchon vor längerer Zeit bekannt und
unfere Hoffnungen in Betreff der entfprechenden Verwendung des Chlors im
Chlorcalcium müffen wir der Zukunft überlaffen, welche vielleicht in der allge-
meinen Einführung von Magnefia an Stelle des Kalkes und Zerfetzung des Chlor:
magnefiums den richtigen Weg zur Verwerthung des im Kochfalz enthaltenen
Chlors finden wird.
Specieller. | heil.
ÖESTERREICH. Die chemifche Induftrie Oefterreichs war auf der Aus-
ftellung fehr vollftändig vertreten und der Specialkatalog: wies in der III. Gruppe
461 Nummern auf, von denen 74 in die I. Section gereiht waren, mehrere von den
letzteren wurden jedoch bei den Juryberathungen in andere Sedtionen der
IH. Gruppe verwiefen; fie finden daher auch in diefem Specialberichte keine Er-
wähnung. Es gilt diefs namentlich von den fehr bedeutenden Bleiweifs-Fabriken
Kärnthens, welche unter den Mineralfarben ® ihre Berückfichtigung finden werden.
Die chemifche Grofsinduftrie Oefterreichs geftattet, mehr als die eines
anderen Landes, die hiftorifche Entwicklung derfeiben zu überblicken, denn es
find hier an einigen Orten noch Proceffe in Anwendung, welche anderwärts längft
aufgegeben find oder doch nur felten geübt werden.
Von der, allerdings dem Erlöfchen entgegengehenden Gewinnung der
Kehrfoda in Ungarn, der Gewinnung des Schwefels durch Abtreiben, der Gewin-
nung des Vitriolöles und der Vitriole in Böhmen; bis zu der Anwendung der
neueften Methoden in den hervorragenden Etabliffements des Reiches, fah man
alle wichtigen Proceffe, durch die Ausftellung repräfentirt.
Wir haben bei einer anderen Gelegenheit #* die Gefchichte diefer Induftrie
gefchildert und können hier nur der Befriedigung Ausdruck geben, dafs diefelbe
im Laufe der letzten Jahre und namentlich feit der Bewilligung zur zollfreien Ein-
fuhr ausländifchen Salzes zu technifchen Zwecken, einen fo mächtigen Auffchwung
genommen hat. Allerdings kam diefe Bewilligung bisher nur beftimmten Localitäten
zu Gute, da die theueren Frachten den Bezug des ausländifchen Rohftoffes nicht
allerorts ermöglichen, die .chemifche Grofsinduftrie jedoch, die in erfter Linie
auf Salz, Schwefel und Kohle angewiefen ift, keines diefer Produdte theuer ver-
frachten kann, ohne in ihrer Exiftenz bedroht zu fein.
Oefterreich (Cisleithanien) erzeugt zwar die bedeutende Menge von über
5 Millionen Centner Salz, worunter über 21/, Millionen Centner Sudfalz, und den
Bedürfniffen der Induftrie wird, trotz des beftehenden Monopols, von Seite der
Staatsverwaltung nach Möglichkeit Rechnung getragen, fo dafs der Preis, des
Salzes für induftrielle Zwecke ein wirklich niedriger genannt werden mus.
Allein die chemifche Induftrie könnte nur ın der völligen Freigebung des
Salzes, ihr Ziel in diefer Richtung erreicht fehen, da diefelbe nur dann die Salz-
gewinnung, mit der chemifchen Verarbeitung desfelben, fchrankenlos in Verbin-
dung bringen könnte, und auch der durch die nöthige Controle verurfachten For-
malitäten, bei der Verwendung des Induftriefalzes ledig wäre.
Einer folchen Aufhebung des Salzmonopols ftehen nun allerdings Bedenken
verfchiedener Art entgegen, und namentlich könnte der Staat nicht auf den durch
das Monopol, den Finanzen zufliefsenden bedeutenden Ertrag verzichten, und es
müfste in diefer Beziehung ein entfprechender Erfatz gefchaffen werden.
Siehe Lippmann’s Bericht über die Farben.
Bauerin W. Fr. Exner’s Gefchichte der Gewerbe und Frfindungen.