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Die chemifehe Fabrik'von Wagenmann, Seybel& Comp, in
Liefing. Diefe Fabrik hat fich immer dadurch ausgezeichnet, dafs diefelbe, den
jeweiligen Conjundturen entfprechend , alle auf die chemifche Grofsinduftrie
bezüglichen Zweige, aufgegriffen und glücklich durchgeführt hat, fie bietet uns
defshalb das Bild einer, feinerzeit mit befcheidenen Mitteln begonnenen und durch
eigenes Verdienft zu grofsartigem Betriebe gekommenen Fabriksanlage erften
Ranges.
Dr. C. Wagenmann, der Erfinder der Schnelleffig-Fabrication, war es,
der im Jahre 1828 in Oefterreich eine Fabrik zur Verwerthung feines Patentes
gründete. * Im Jahre 1835 ftellte er das chlorfauere Kali nach einem neuen und
billigen Verfahren dar und fafste in Folge des fteigenden Bedarfes an Chemi-
kalien in Oefterreich, den Entfchlufs zur Gründung einer chemifchen Fabrik im
weiteften Sinne des Wortes. Der Tod ereilte ihn 1841 und erft feinem Stieffohne
Emil Seybel gelang es, feine Pläne zur Ausführung zu bringen, 1845 trat Emil
Seybel als Theilnehmer ‚ der nunmehr Wagenmann, Se ybel & Comp.
benannten Firma bei und feit 1865 ift er alleiniger Befitzer derfelben. Die Fabrik,
die in den dreifsiger Jahren nur etwa zwei Joch einnahm, hat jetzt fünfzig Joch
zur Verfügung, von denen zwölf als Fabriksraum (fammt den dazu gehörenden
Höfen) verwendet werden. Eine eigene 900 Klafter lange Eifenbahn verbindet
diefelbe mit dem Stationsgebäude der Südbahn.
Die Fabrik erzeugt in fechs Bleikammer-Syftemen, mit einem Rauminhalt
435.000 Cubikfufs, jährlich 140.000 Centner Schwefelfäure. Eines der
Syfteme verbraucht den Schwefel der Laming’fchen Maffe, zwei arbeiten mit
fıcilianifchem Schwefel und drei mit Kiefen aus Steiermark und Ungarn (Böfing).
von
Ein Theil der Kiese, welche 20 Percent Schwefel enthalten, wird an letzt-
genanntem Orte ineiner, Seybel gehörigen Fabrik, aufSchwefelfäure verarbeitet. Die
rationelle Verwendung der Kiefe zu diefem Zwecke ift überhaupt durch Seybel
(1857) in Oefterreich in ausgedehntem Mafsftabe eingeführt worden. Vier Platina-
keffel im Werthe von 250.000 Francs dienen zum Concentriren der Säure. Seit
1842 verarbeitet die Fabrik das Ammoniakwaffer der Wiener Gasfabriken und
liefert jährlich 2000 Centner kauftifches Ammoniak und 6000 Centner Ammoniak
falze. Der ausgezeichnete fteierifche Magnefit (95 bis 99 Percent kohlenfauerer
Magnefia enthaltend) gab Seybel Gelegenheit, diefen Körper zu verfchiedenen
Zwecken in die Technik einzuführen, wie z. B. zur Darftellung von Grünfpan aus
effigfauerer Magnefia und Kupfervitriol; zur Darftellung von effigfauerer Magnefia,
zum Behufe der Effigfäurebereitung und Umgehung des werthlofen Neben:
productes, Gyps. Inzwifchen hat die Auflindung mächtiger Magnefiafalz-Lager
diefe Induftrie aufgehoben, die nachfolgende Verwendung des Magnefits verdient
jedoch angeführt zu werden. In den vierziger Jahren lafteten die Salzfteuer und
ein hoher Eingangszoll auf italienifchen Schwefel fchwer auf der chemifchen
Induftrie Die Darftellung von Chlorpräparaten erfchien geradezu unmöglich. Da
kam Seybel auf die Idee, feine Manganlaugen, wie fie bei der Readion der Schwefel-
fäure auf ein Gemenge von Kochfalz und Braunftein erhalten werden, mitMagnefit
zu verfetzen. Es refultirte eine harte Maffe, welche in der kalten Jahreszeit mit
Waffer ausgelaugt wurde. Die Lauge mit genügend Kochfalz verfetzt, gab bei
viederer Temperatur Glauberfalz, und der damals hohe Preis des kryftallifirten
Glauberfalzes ermöglichte der Fabrik die erfolgreiche Concurrenz.
Einen Hauptgegenftand, namentlich für den Export nach Rufsland u. f. w.
bildet in Liefing die Weinfteinfäure-Fabrication. Sie datirt aus dem Jahre 1840
und Seybel benutzte Anfangs nur öfterreichifchen Roh-Weinftein, wie er faft
in allen füdlichen Ländern gewonnen wird. In einem Vortrage, der im Jahre 1854
in den Ve 'handlungen des niederöfterreichifchen Gewerbe-Vereines veröffentlicht
*Siehe: Bauer in W.Fr. Exners Gefchichte der GewerBe und
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