Die äußeren Hilfsmittel des Unterrichts.
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Zur Frage der Vorbildung der Lehrer des chemischen Unterrichts liegen
sehr wertvolle Äußerungen vor in den Vorschlägen der Unterrichtskommis-
zion,®) in der Duisbergschen Schrift %) und in den Beschlüssen des Vereins
zur Förderung der Mathematik und der Naturwissenschaften,”) sowie in
einer großen Anzahl teils statistischer, teils zusammenfassender Schriften
über die Ausbildung der Lehrer für Naturwissenschaften überhaupt.®)
Die Duisbergsche Schrift, entstanden aus den der Unterrichtskommission
zur Verfügung stehenden Materialien und den Bericht der Kommission er-
gänzend, begründet sich im wesentlichen auf den Gutachten einer großen
Anzahl Universitätsdozenten und behandelt darum die Fragen im all-
gemeinen vom Standpunkte der Hochschulen. Die Beschlüsse des genannten
Vereins sind Wünsche aus der Lehrerschaft selber. Sie befinden sich mit
den Vorschlägen der Unterrichtskommission, wie diese selbst zugibt, „in
bester Übereinstimmung“.
Entsprechend den engen Beziehungen zwischen Mathematik und Physik
ajnerseits, zwischen Chemie mit Biologie oder Chemie mit Mineralogie und
Geologie andererseits, erweist sich eine Trennung der naturwissenschaft-
lichen Studien in diese beiden Gruppen als wünschenswert,
Der chemische Unterricht darf, wenn er Erfolg versprechen soll, nur von
Lehrern erteilt werden, welche wirklich akademische Bildung in diesem
Fach besitzen. Nach Duisberg wurde von den meisten süddeutschen Hoch-
schullehrern gewünscht, daß der Lehramtskandidat der Chemie die volle
Ausbildung als Chemiker erhält, daß er also das Verbandsexamen ablegt
und, wie verlangt wurde, jederzeit befähigt ist, die Stellung als Chemiker
in einer chemischen Fabrik zu übernehmen. „Aber welche Schule kann einen
Lehrer brauchen, der nur die Qualifikation für Chemie hat? Wenn er aber
gleichzeitig die Fakultas für andere Fächer erwerben soll, wie dies notwendig
und in allen Staaten auch vorgeschrieben ist, wie lange muß ein solcher
Kandidat an den Hochschulen studieren, unter Berücksichtigung der Tat-
sache, daß das gründliche Studium der Chemie heute schon bei eifrigem
Arbeiten mindestens 8 Semester dauert?‘“®) Berücksichtigt man ferner,
daß außer dem eigentlichen Fachstudium in Chemie und anderen Prü-
fungsgegenständen der naturwissenschaftlichen Gruppen auch eine philo-
sophische Vertiefung, geschichtliche und bibliographische Studien, päda-
gogische und didaktische Ausbildung der Lehramtskandidaten verlangt
werden muß,?°) so ist anzunehmen, daß nur in Ausnahmefällen die che-
mische Vorbildung des Lehramtskandidaten dem vollen Umfang des son-
stigen chemischen Fachstudiums gleich sein wird. Wohl ist zuzugeben,
daß die allgemeine Vorlesung, welche an der Hochschule für die Mediziner
und Naturwissenschaftler aller Richtungen und jeder Vorbildung die gleiche
ist, einer gewissen Reform bedarf. Sie soll durchaus nicht für die Richtung
der zukünftigen Lehrer zurechtgeschnitten werden und etwa nur das be-