Full text: Die Fettwaaren und die Producte der trockenen Destillation (Heft 4)

  
2 Dr. Heinrich Schwarz. 
Wagen, unfere Motoren und Arbeitsmafchinen confumiren, die Maffe Seife, 
welche in der Gewebeinduftrie, der Haushaltung gegen früher verbraucht wird, 
{o fieht man ein, dafs jede neue Quelle von Fettftoffen willkommen fein mufs. 
Naturgemäfs werden übrigens diefe neuen Fettftoff-Zufuhren nur aus Gegenden mit 
weniger intenfiv entwickeltem Ackerbau, fowie günftigen Boden- und Klima- 
verhältniffen zu erwarten fein. Das Fett verlangt den Kohlenhydraten, wie Zucker, 
Holzfafer, Stärke, gegenüber zu feiner Bildung eine intenfivere Vegetation, eine 
mächtigere Einwirkung der Sonne, eine weiter getriebene Reduction der 
Kohlenfäure und des Waffers. Seine Production ift daher nur in Gegenden von 
wenig dichter Bevölkerung und in den Tropen hinreichend billig, um rentabel 
zu fein. 
Im erhöhten Mafse gilt diefs von den Thierfetten, weil nur ein kleiner 
Theil der Nahrung fchliefslich als Fett im Thierkörper abgelagert wird. 
Es würde viel zu weit führen, wenn ich die zahllofen Ausftellungsobjecte, die 
hierher gehören, im Einzelnen befprechen wollte. Egypten, die Türkei, Indien, 
die franzöfifchen Colonien, China, Japan u.f.w. brachten die mannigfaltigften fett- 
haltigen Pflanzenprodudte zur Ausftellung, wie z.B. die Samen von Raps, Lein, 
Sefam*), Ricinus, Arachisnüffe, Cocosnufs-Kerne, Palmöl, Palmkerne, Baumwoll- 
Samen, Bassia-Carapa**) Pachiranüffe u.f. w. 
Unter allen diefen fettliefernden Pflanzentheilen haben in der letzten Zeit 
die Baumwollen-Samen und die Palmkerne die gröfste Bedeutung gewonnen. 
Bei der ungeheuren Baumwollen-Produdtion der Erde mufs es auffallen, 
dafs man das in den beim erften Reinigen der Baumwolle abgefchiedenen volumi- 
nöfen Samen enthaltene Oel nicht lange fchon zu gewinnen gefucht hat. Selbft 
in den Südftaaten der Union, die lange den erften Platz in der Baumwollen-Pro- 
dudtion einnahmen und einem induftriell fo hoch ftehenden Lande angehören, 
liefs man bis vor circa I5 Jahren die Baumwollen-Samen einfach auf dem Dünger- 
haufen verfaulen. Jetzt indeffen, befonders feitdem man gelernt, das gewonnene 
braune Oel durch Behandlung mit ftarker Aetzlauge zu reinigen und zu entfärben, 
hat feine Gewinnung eine hohe Badeutung erlangt. Durch den amerikanifchen 
Bürgerkrieg gewann der fchon feit alter Zeit betriebene Anbau der Baumwolle in 
Indien, China, Egypten, Kleinafien, Brafilien u. f. w. erhöhte Bedeutung. So 
erfchloffen fich neue Quellen dem Baumwoll-Samen, und waren folche denn auch 
faft ausnahmslos in den Ausftellungen jener Länder zu finden. Die Bienville 
Oil Works und Ig.Symanski, beide Ausfteller aus New-Orleans, brachten fehr 
hübfche Zufammenftellungen von Baumwollen-Samen und den daraus gewonnenen 
Produdten. Die Schwierigkeit, welche in den feinen Fafern liegt, die an den rohen 
Samen haften, Oel abforbiren und das Futter zum Theil unverdaulich machen, 
ift, wie der Augenfchein lehrt, überwunden. Ob die Entfernung der Fafern durch 
concentrirte Schwefelfäure erfolgt, wie man vorgefchlagen hat, laffe ich dahin 
geftellt. Es fcheint mir für die gröfsere Praxis unwahrfcheinlich. Das raffinirte 
Baumwoll-Samenöl foll übrigens jetzt vielfältig zum Verfälfchen, ja oft zum 
directen Erfatz des Olivenöls verwendet werden. 
Die Palmkerne, die neuerdings in ausgedehnter Weife in Europa verarbeitet 
werden, find bis vor circa 12 Jahren in ähnlicher Art vernachläfigt worden. Die 
Oelpalme, Elais guyanensis, trägt befenartige Büfchel von Früchten, welche in 
ihrem Fruchtfleifche das eigentliche Palmöl enthalten, das man in Afrika durch 
Einwerfen der Büfchel in fiedendes Waffer, Abfchöpfen und Auspreffen in fehr 
roher Weife darftellt. Die Kerne wurden weggeworfen, obwohl fie ebenfalls 
{ehr fettreich find, wie man fich leicht beim Zerfchneiden überzeugen kann. Sie 
werden jetzt in Deutfchland in ausgedehntem Mafse auf Fett und Futterkuchen 
  
*) Davon wurden im Jahre 1871 vom Senegal allein 30 Millionen Kilo ausgeführt. 
**) Von diefen berichtet der franzöfifche Specialkatalog, dafs fie im franzöfifchen 
Guyana, im Diftricte Cachipour, nach der Reife eine Strecke von 60 Kilometer Länge ıo Cen- 
timeter hoch bedecken und leicht in jeder Quantität gefammelt werden könnten, 
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
    
   
  
   
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