Full text: Die Fettwaaren und die Producte der trockenen Destillation (Heft 4)

   
    
   
  
  
   
   
  
    
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
  
    
   
    
      
  
  
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10 Dr. Heinrich Schwarz. 
mit Dampf deftillirt wird. Bei der maffenhaften Verwendung, welche das 
Glycerin jetzt in den verfchiedenften Zweigen der Induftrie findet, bildet fein 
Werth einen bedeutenden Fadtor der Rentabilität. Hierdurch hat die Kalk- 
verfeifung wenigftens dort, wo reiner Talg verarbeitet wird, entfchieden das 
Uebergewicht über den Schwefelfäure - Verfeifungs und Detftillations-Procefs 
gewonnen, wobei das Glycerin geopfert werden mufs. Nur da, wo tro- 
pifche und Abfallfette die Hauptmaffe des Rohmaterials ausmachen, die 
mittelft des letzteren Proceffes eine gröfsere Ausbeute an feften Säuren ergeben, 
behauptet er noch das Feld. Die Schiedamer Fabrik, welche gleichzeitig nach 
dem Kalk- und Schwefelfäure-Verfahren dargeftellte Produdte vorführt, zeigt 
dadurch recht deutlich, dafs fie beiderlei Rohmaterial gleich bequem beziehen 
kann. In Frankreich will man mit dem Kalkzufatze bis auf ein Percent herab- 
gegangen fein, was indeffen. nur bei ftark ranzigen Fetten möglich ift. Unter 
vewiffen Umftänden geht die Selbftentmifchung z.B. beim Palmöl foweit, dafs aus den 
Fäffern bei längerem Lagern faft reines concentrirtes Glycerin abtropft. Bei fo 
verändertem Material kann in der That ein folches Minimum von Kalk genügen. 
Seife wird faft inallen Ländern der Welt in gröfserer oder geringerer Menge 
producirt und von zahlreichen Ausftellern ausgeftellt, von denen natürlich nur 
einzelne namhaft gemacht werden können. Es ift leicht zu erkennen, dafs in den 
Ländern des Mittelmeeres immer noch das Olivenöl in feinen geringften, nicht 
inehr zu anderen Zwecken tauglichen Sorten als Seifenmaterial die Hauptrolle 
fpielt. Die altberühmte Genuefer, Marfeiller, fpanifche Seife findet fich in 
unveränderter Art auf der Ausftellung, nur wird fie jetzt wahrfcheinlich feltener 
mit der Barillafoda, fondern mit folcher aus Kochfalz bereitet. Der Seife aus 
Olivenöl fteht die aus der Oleinfäure der Stearinfabriken’am nächften, die ja faft 
ausfchliefslich zur Seife verwendet wird. Die Heimat der eigentlichen Talg-Kern- 
feifen it Deutfchland und Oefterreich; aus Rufsland ftammt die Hanf-, Leinöl-, 
Thran-, Schmierfeife, während England das Gebiet der Palm-, Cocusnufs-, Palm- 
kern- und Harzfeifen ift. Durch die Entwicklung der Induftrie und des Handels 
vermifchen fich diefe Unterfchiede, doch find fie in ihren Umriffen auch noch auf 
der Wiener Ausftellung zu erkennen. Nur die Oleinfeife ift univerfell, wie die 
Stearinfäure, deren Nebenprodudt fie bildet. 
Sehr zu loben ift es, dafs die Austteller faft überall darauf hingearbeitet 
haben, eine möglichft neutrale und trockene Seife für Fabrikszwecke herzuftellen. 
Ein motivirtes Urtheil über die exponirten Seifen wäre nurnach einer grofsen Anzahl 
vergleichender Analyfen möglich, da der Werth der Seife geradezu von ihrer Zufam- 
menfetzung abhängigift. Es wäre zu wünfchen, dafs die Ausfteller genaue Analyfen 
ihrer ausgeftellten Mufter beigelegt hätten. Ein einziger Austteller, L. Küntzel- 
mannin Dresden, war offen genug, einem Seifenblock die Auffchrift „Schwindel- 
feife“ bei-und anzugeben, dafs darin auf ein Kilo Fett12 Kilo Waffer enthalten find. Er 
ftellt übrigens auch noch andere vortreffliche Seifen, fo gekörnte Oleinfeife, Leinöl- 
Schmierfeife, diefelbe mit Talg combinirt, gekörnte Thranfeife, Talg-Kernfeife mit 
Carbolfäure gefüllt, Bimsftein-, Honig-, Harzleim-Seife aus und ift überhaupt einer der 
gröfsten Induftriellen in diefer Branche, indem fich fein Umfatz im Jahre 1871 auf 
411.000 Thaler belief. Seine Specialität ift übrigens Schmierfeife, die befonders 
fchön durch Einmengung glimmerartiger Schuppen von ftearinfaurem Natron 
erfcheint. Auch H. Oettinger in Mannheim mit wöchentlich taufend Centner 
Seife, F. Gruner in Efslingen mit feinen medicinifchen und technifchen Seifen, 
Gräger in Mühlhaufen (in Thüringen) find lobend anzuführen. 
Die Seifenfabrikanten Hartl & Sohn in Wien brachten die verdünnte 
Aetznatron-Lauge in einem Dampfkeffel zur Concentration und verwenden den 
Dampf zum Betriebe einer Dampfmafchine, zum Schmelzen des Unfchlittes und 
zum Kochen der Seife. Erwähnen will ich noch, dafs die Maffe Glycerinfeife, 
welche jetzt zu Toilettezwecken benützt wird, nicht mehr durch Zufatz von 
Glycerin zu einer alkoholifchen Seifenlöfung und Abdeftillation des Alkohols, 
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