Full text: Die Fettwaaren und die Producte der trockenen Destillation (Heft 4)

  
14 Dr. Heinrich Schwarz. 
7—53/, Gulden fchwanken. So viel fcheint feftzuftehen, dafs noch genügend Roh- 
material durch rationellen Betrieb zu gewinnen und dafs diefs ebenfo leicht und 
vollftändig, als das amerikanifche Oel zu reinigen ift, ja vor diefem noch den Vor- 
zug befitzt, dafs es weniger leicht flüchtige und daher mehr eigentliche Beleuchtungs- 
öle enthält, die bei einigen Oelen vollkommen frei von Paraffın find, daher felbft 
bei ftrenger Kälte nicht gefrieren. 14 Austteller ftellen theils gereinigtes, theils 
rohes Petroleum aus, von denen ich die galizifche Acdtiengefellfchaft für Naphta- 
fabrication, Ig. Lukafiewicz zu Chorkowa, Lauterbach, Goldhammer, 
Gartenberg & Comp. in Drohobycz, endlich T.G. Delaval zu Grybow als 
Producenten, Dingler in Mährifch-Oftrau, Hochftetter undG. Wagemann 
in Wien als Raffinateure hervorheben will. Die Reinigung des Petroleums ift 
gut durchgeführt, das Paraffin läfst eher etwas zu wünfchen übrig. 
Die Wichtigkeit des galizifchen Erdwachses habe ich fchon früher hervor- 
gehoben. Als Curiofität will ich noch berühren, dafs der Amerikaner Ch. Pratt in 
New-VYork ein fo fchwer entzündliches Petroleum (Aftralöl) erzeugt zu haben 
angibt, dafs das Oel, in Blechkaften und Holz gut verpackt, in einem Waaren- 
fpeicher felbft einen Brand ohne Entzündung durchgemacht haben foll (?). 
Auch ein Modell zur Aufbewahrung von Petroleum unter Waffer von 
P.Jakovenko in Odeffa und ein Mefsapparat zum Detailverkauf von Petroleum 
verdienen Beachtung. 
Das Petroleum erfchien nach dem ungeheueren Auffchwunge, den 
feine Gewinnung in Nordamerika nahm, beflimmt, der kurz vorher aufgeblüh- 
ten Induftrie der Photogen- und Paraffingewinnung den Garaus zu machen. 
Freilich find alle Fabriken, welche mit armem Material, wie Schiefer, Torf etc. 
arbeiteten, zu Grunde gegangen; dagegen erhielt fich einerfeits die Deftillation 
der Bogheadkohle in England, anderfeits die der hellen Braunkohle in Sachfen- 
Thüringen aufrecht und im lohnenden Betriebe, Erfteres Material, das von Young 
in England in grofsartiger Weife ausgebeutet wird, liefert bei der Deftillation bis zu 
50%, Theer, der befonders reich an Oelen, von hohem Siedepunkte, aber 
geringem fpecififchen Gewichte ift, die mit glänzendem Lichte und vollkommen 
gefahrlos verbrennen. Die von der Murajewnifchen Kohlengruben-Gefellfchaft 
im Gouvernement Rjäfan ausgeftellte Bogheadkohle ift dem englifchen 
Materiale fehr ähnlich, und die daraus dargeftellten Producdte laffen nichts 
zu wünfchen übrig. 
Die Braunkohlentheer-Induftrie dagegen verdankt ihre Erhaltung dem 
Umftande, dafs der aus dem vorliegenden Material gewonnene Theer befonders 
paraffinreich ift, und haben daher die Ausfteller mit Recht diefes fchöne Product 
in den Vordergrund geftellt. 
Nicht jede Braunkohle ift zu lohnender Verarbeitung auf Theer geeignet. 
In ganz Deutfchland exiftirt nur ein verhältnifsmäfsig kleines Terrain in der 
preufsifchen Provinz Sachfen-Thüringen zwifchen den Städten Halle, Weifsenfels 
Zeitz gelegen, wo eine eigenthümliche, fein pulvrige, in trockenem Zuftande hell- 
gelbe Braunkohle, meift im Ausgehenden der Flötze, in Neftern und fchwachen 
Lagern vorkömmt und fich durch eine bis zu 16%, des Gewichtes der frifchen Kohle 
fteigende Ausbeute hellgefärbten, fpecififch leichten Theeres auszeichnet, der über- 
dem durch feinen ftarken Paraffingehalt felbft bei Sommertemperatur feine butter- 
artige Confiftenz bewahrt. Diefe Schmier- oder Schweelkohle wird von der gleich- 
zeitig gefundenen dunkelbraunen Feuerkohle getrennt gehalten und mit gröfster 
Sorgfalt gewonnen. Der preufsifche Morgen folcher Kohle, d.h. das Ausbeutungs- 
recht wird den Grundbefitzern mit 3000 Thalern, ja noch höher bezahlt. Es fcheint, 
dafsnur noch in Böhmen einige wenige Vorkommniffe diefer Schweelkohle exiftiren. 
Bei der Analyfe zeichnet fie fich durch ihren bis auf 11%, fteigenden Wafferftoff- 
Gehalt aus. Sie fchmilzt am Licht gleich Siegellack und läfst fich daraus durch 
kochenden Alkohol ein bei circa 70° C. fchmelzendes, hellgelbes Harz ausziehen. 
Aus diefer Kohle wird bei fchwacher Rothglut durch Deftillation in liegenden 
oder ftehenden Eifenretorten der Theer gewonnen, 
    
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
  
  
  
     
       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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