Dr. Wilhelm Friedrich Gintl.
So brachte B. Fürth in Schüttenhofen, neben Cigarrenzündern der ver-
fchiedenften Art eine neue Sorte diefes Artikels in Geftalt von Cigarrenzündern
mit Metallfaffung, die vor den gewöhnlichen Steckzündern jedenfalls den Vortheil
einer gleichmäfsigeren Zündung der Cigarre voraus haben. A. M. Pollak in
Wien hatte eine reiche Collection feiner diverfen Cigarrenzünder ausgeftellt,
unter denen die fogenannten „Bleameln“ (Imitation kleiner Blümchen, wie Ver-
gifsmeinnicht etc.) fich durch gefchmackvolle und nette Ausführung befonders aus-
zeichneten.
Bemerkenswerth waren endlich auch die von A. Scheinoft in Schütten-
hofen zur Ausftellung gebrachten Cigarrenzünder, welche Früchte, Schwämme,
Blüthen, Knospen etc. in recht gelungener Arbeit imitiren, Zünder, die er unter
den nicht gerade paffend gewählten Namen „Elifabethzünder*, „Gifelazünder* in
Handel bringt. Derfelbe hatte auch Zündfchwämme aus nitrirter Strohpappe
(etwas ftark übelriechend) und eine beffere Sorte unter dem Namen „Franzöfifcher
Salonfchwamm“ ausgettellt.
Weit häufiger als die diverfen Cigarrenzünder werden von Rauchern zum
Anzünden von Cigarren oder Pfeifen im Freien Lunten verwendet, deren
Gebrauch namentlich in Geftalt der ziemlich modernen Lunten-Feuerzeuge fehr
bequem ift. Man ftellt folche Lunten, hinfichtlich deren keinerlei Neuerung zu
verzeichnen ift, entweder in ähnlicher Weife wie ehemals die Gefchütz- oder Minir-
lunten durch Salpeterifiren von gedrehten oder geflochtenen Hanf- oder Baum-
woll-Schnüren oder noch weit häufiger dadurch dar, dafs man Baumwoll-Schnüre
mit Löfungen von Bleiacetat und chromfaurem Kalium bei Sudhitze macerirt.
Auf der Ausftellung waren folche Lunten faft nur als Beftandtheile der
verfchiedenen von Galanterie- und Metallwaaren-Arbeitern ausgeftellten Lunten-
Feuerzeuge (Zündhölzchen-Etuis mit Lunten) zu fehen und boten nichts Bemer-
kenswerthes.
Ein fehrintereffantes, in die Kategorie der Lunten gehöriges Ausftellungs-
Object fand fich jedoch unter den von Guftav Ritter v. Overbeck zur Aus-
ftellung gebrachten Induftrie-Erzeugniffen Chinas. Es war diefs eine Partie jener
eigenthümlichen, in China „Jofs-Stick* genannten Lunten, deren fich die
urwüchfigen, an die Zündmittel des Abendlandes noch nicht gewöhnten Chinefen
zum Anmachen von Feuer bedienen, und die demnach in den meiften chinefifchen
Häufern eine ebenfo wichtige Rolle fpielen, wie bei uns die Zündhölzchen.
Diefe Jofs-Stick find etwa ein Meter lange (die Länge ift übrigens eine
verfchiedene) Holzftäbchen, welche zu zwei Drittheilen ihrer Länge mit einercylindri-
fchen Schichte einer langfam glimmender Maffe, von fchwach bräunlicher
Farbe überzogen find, während das frei gebliebene Stäbchenende, das den Hand-
griff bildet, mit Buntpapier überzogen ift. Die langfam glimmende Maffe diefer
Lunten foll von den Chinefen duch Präparation von Rinderkoth (wahrfcheinlich
unter Salpeterzufatz) gewonnen und im feuchten Zuftande auf die vorher
zugefchnittenen Holzftäbchen aufgetragen und nach dem Trocknen geglättet
werden. Sie ift ziemlich hart, haftet fehr feft an den Stäbchen und befteht
unverkennbar aus Fragmenten pflanzlicher Fafer. Angezündet glimmen fie
äufserft langfam unter Verkohlung fort, verbreiten aber dabei einen nichts weniger
als angenehmen Geruch. Die Maffe einer Lunte glimmt durch fechs bis acht
Stunden fort und werden diefe Lunten beim Feueranmachen in der Weife benützt,
dafs man die glimmende Lunte in ein Bündel von Stroh oder Hobelfpänen ein-
führt und fo lange anbläft, bis dasfelbe entflammt.
Ohne Zweifel werden diefe Lunten, deren ftets eine brennend zur Hand
fein mufs, auch in China den bequemeren Feuerzeugen des Abendlandes bald
völlig weichen müffen.