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Die Zündwaaren und Explofivftoffe.
Die Explofivftoffe.
Schwarzpulver. Es gibt wohl kein Product der Induftrie, an dem der
Fortfchritt des Wiffens in den letzten Decennien fo wenig geändert hätte wie am
Schwarzpulver.
Aus dem grauen Alterthume auf uns überkommen, kennen wir blofsSagen
über den Urfprung diefes Erzeugniffes geheimer Künfte, deffen Darftellungsweife
zwar fchon von Baptista Porta (1567) genau ftudirt, doch erft durch die Arbeiten
von Prouft, Dumas, Baum& unter Andern zum Gemeingute Aller\wurde. Die Vor-
fchriften, welche diefe Männer für die Bereitung des Schiefspulvers gegeben haben,
erfuhren feither nur unbedeutende Veränderungen und die wefentlichften der-
felben galten nicht fo fehr einer Verbefferung des Productes als fie vielmehr der
örzielung eines beftimmten neuen Zweckes dienten oder den Eigenthümlichkeiten
eines neuen Rohmateriales Rechnung zu tragen beftimmt waren.
Vollends hatfich in den letzten Io Jahren keine erhebliche Aenderung in
der Fabricationsweife oder der Qualität des Schwarzpulvers ergeben. Da find
noch diefelben Methoden für Darftellung der Kohle, diefelbe Art der weiteren
Verarbeitung der Kohle mit dem Salpeter und dem Schwefel im Gebrauche, wie
vor und ehe und diefelben Arten des Verdichtens und Körnens der Mifchung,
diefelbe Methode des Trocknens und Polirens des gekörnten Pulvers, wie fie fich
fchon vor mehr als zwanzig Jahren eingebürgert haben, finden wir auch heute
noch ungeändert wieder.
Von den vielfach vorgefchlagenen Surrogaten für den einen oder den
anderen der Beftandtheile des Schwarzpulvers hat fich bisher kein einziges allge-
meinerer Anwendung zu erfreuen gehabt, und felbft die Verwendung des billigeren
Natronfalpeters an Stelle des werthvolleren falpeterfauren Kaliums hat, wenigftens
für die Erzeugung eines guten Schiefspulvers (Pulver für Ladung von Schiefs-
waffen) keine wefentlichen Fortfchritte gemacht, wiewohl gerade die in neuerer
Zeit mehr in Aufnahme kommende Benützung comprimirter Pulverladungen die
Verwendung von Natronfalpeter eher zulaffen würde.
In Hinficht feiner Verwendung hat das Schwarzpulver feinen Rang als Schiefs-
materiale unangefochten behauptet und keines der angepriefenen neuen Pulver
hat ihm hierin auch nur einige Concurrenz gemacht.
Dagegen kann man bezüglich der Form, in welcher das Schwarzpulver zur
Anwendung kommt, eine Neuerung infoferne verzeichnen, als das zuerft von
Paolo di San Roberto (1852) in Anwendung gebrachte Princip der Herftellung
von geprefsten Ladungen wegen des mit folchen erzielbaren gröfseren Effectes
allgemeiner in Aufnahme gekommen ift.
Vornehmlich ift es die Form von fechseckigen ’ durchlöcherten Prismen
(prismatifches Pulver), in welcher man dergleichen comprimirtes Pulver für
Gefchützladungen verwendet, während die Herftellung von geprefsten Cylindern,
die dem Caliber des Gefchützes angepafst (Paolo di San Roberto) oder directe
auf dem Gefchoffe comprimirt und diefem angepafst find (Geprefste Munition der
Armee der vereinigten Staaten), minder üblich ift.*
Während das Schwarzpulver als balliftifches Agens von keinem der neueren
Schiefsmaterialien, mit alleiniger Ausnahme der Schiefs-Baumwolle etwa erreicht,
vielweniger aber übertroffen ift, hat es dagegen in feiner Bedeutung für den Berg-
und Erdbau, für welchen es feit dem Jahre 1613 als Sprengmittel in Verwendung
ftand, wefentlich verloren und ift mit Vortheil durch Sprengftoffe erfetzt worden,
die theils billiger als Schwarzpulver, theils von gröfserer brifanter Wirkung, fich
beffer für die Sprengarbeit eignen als diefes.
* In England verwendet man neuerer Zeit zur Ladung grober Gefchütze geprefste Pul-
vercylinder (powder pellets) von circa ı Centimeter Höhen- und Querdurchmeffer, welche unter
einem Drucke von etwa 4oo Kilogramm geprefst find, John Anderfonhatneueftens (1870) eine
Mafchine zur Herftellung folchen comprimirten Pulvers conftruirt.
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