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Die Zündwaaren und Explofivftoffe. 7
Seite Vorfchläge gemacht worden waren, die vornehmlich durch feine flüffge
Form bedingten Uebelftände des Sprengöles durch Vermifchen desfelben mit Sand
zu befeitigen und weiters auch H. Wurtz fich bemüht hatte, durch Beimifchung von
Nitraten des Calciums, Magnefiums oder Zinks demNitroglycerin für die Zeit der
Aufbewahrung oder des Transportes feine Explofibilität zu benehmen (ein Zweck,
den Ch. Seely durch Zufatz von alkalifchen Subftanzen zu erreichen fuchte), mit
der Ankündigung eines neuen Sprengmittels hervor, das lediglich eine neue
Geftalt feines Sprengöles war. Diefer neue Sprengftoff, der den Namen „Patent-
Pulverdynamit“ führte, war in Wefenheit eine mit Nitroglycerin gefättigte, lockere
Infuforienerde (Kiefelguhr),die allein dem Nitroglycerin-Gehalte ihre Sprengkraft
verdankte, während die Infuforienerde nur die Rolle des Auffaugungsftoffes für
das füffge Sprengmittel zu fpielen hatte. Die Vorzüge, welche Nobel diefem
neuen Nitroglycerin-Präparate nachrühmte, als: faft vollftändige Gefahrlofigkeit,
Unfchädlichkeit der Explofionsgafe bei Abwefenheit von Rauch, gleiche Wirkung
mit dem Sprengöle bei 5opercentiger Erfparnifs gegenüber dem Schwarzpulver,
Anwendbarkeit in naffen Bohrlöchern etc., waren, wie begreiflich, ganz geeignet,
die Aufmerkfamkeit der Welt auf diefes neue Sprengmittel zu lenken. Es fehlte
nicht an Verfuchen, die über die Anwendbarkeit diefer weniger gefährlichen
Form des Nitroglycerins angeftellt wurden, und das Ergebnifs derfelben war
ein überwiegend fo günftiges, dafs man fich allenthalben zur Einführung diefes fo
vortheilhaften Explofivftoffes entfchlofs.
Kaum ein Jahr fpäter war Nobel’s Dynamit fchon ein fehr gefuchtes
Sprengmittel und ein Beweis für die Rafchheit, mit welcher fich dasfelbe Eingang
in die Praxis verfchafft hat, liegt darin, dafs bis Mitte des Jahres 1868 bereits
über 1000 Centner Dynamit verkauft waren, ohne dafs dabei alle Beftellungen
hätten effectuirt werden können.
An Vorfchlägen anderer Art das Nitroglycerin mit möglichfter Vermeidung
gröfserer Gefahr dem Dienfte der Sprengtechnik zu erhalten hat es übrigens auch
fpäter nicht gefehlt.
So empfahl E. Kopp, von der Anficht ausgehend, dafs wefentlich der
Transport und die längere Aufbewahrung des der Selbftzerfetzung fähigen Nitro-
glycerins zur Quelle gefährlicher Explofionen werden können, die Herftellung
des jedesmaligen Bedarfes an Nitroglycerin an Ort und Stelle, und fchlug zu
diefem Ende eine einfache und im Kleinen ganz gut durchführbare Methode der
Nitroglycerinbereitung vor. A. E. Rudberg, welcher mit Rückficht auf die bei der
Nitroglycerinfabrication felbft eintretende Möglichkeit einer Explofion einen
automatifch und continuirlich wirkenden Apparat zur fabriksmäfsigen Erzeugung
grofser Quantitäten von Sprengöl conftruirt hatte, empfahl 1868 den Zufatz
geringer Mengen von Benzol, Nitrobenzol und ähnlichen Stoffen zum Nitro-
glycerin, um demfelben die für den Transport und die Hantirung befonders
gefährliche Eigenfchaft, bei Temparaturen unter acht Grad Celfius theilweife
erftarren zu können, zu benehmen.
Solchen Vorfchlägen, die beffer gemeint als für die grofse Praxis geeignet
waren und nimmermehr dem Nitroglycerin zu der Bedeutung verholfen haben
würden, die es heute in Geftalt des Dynamit hat, folgten in Nachahmung der
Nobel’fchen Idee, das Nitroglycerin durch Beimifchung eines dasfelbe aut-
faugenden feften Stoffes in die zweifellos weniger gefährliche und zudem
handlichere Form des Dynamit zu bringen, bald andere in nicht gerin-
ger Zahl.
So fchlug Horsley zu Cheltenham (1869), offenbar in falfcher Auffaffung
der Rolle des Kiefelguhr im Dynamit, die Anwendung von gepulvertem Alaun
oder Bitterfalz als Auffaugungsftöffen für Nitroglycerin vor, während im felben
Jahre W. Sheam das, feiner Zeit von Ed. Schultze &Comp. in Potsdam dargeftellte
weifse Pulver (nitrirtes und falpetrifirtes Holzpulver) mit ı0 bis ı6 Percent
Nitroglycerin befeuchtet als wirkfames Sprengmittel empfahl.