Full text: Die Zündwaaren und Explosivstoffe (Heft 34)

    
   
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
   
  
   
  
   
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
   
   
  
   
  
   
   
   
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Die Zündwaaren und Explofivftoffe. 2 
mittelt Handmafchinen, welche nach Art der Cigarrettenftopfer conftruirt und fo 
eingerichtet find, dafs diein Meffinghülfen gehenden Holzpiftons, welche die in 
einem am Obertheile der Meffinghülfe befeftigten Lederbeutel aufgefüllte Dynamit- 
maffe bei jedesmaligem Niedergange durch die Meffighülfe hindurch in die unter- 
gehaltene Pergament-Papierhülfe einzudrücken beftimmt find, mittelft einer gegen 
den Führungshebel drückenden kräftigen Feder, ein ftarkes Herabftofsen nicht 
zulaffen, wodurch der Gefahr einer Explofion durch Unvorfichtigkeit der Arbeiter 
vorgebeugt wird. Für die kältere Jahreszeit find die einzelnen Arbeitsräume mit 
gefonderten Warmwaffer-Heizungen verfehen. 
Diefe Einrichtung der Nobel’fchen Fabriken hat fich feither, kleinere durch 
hochgradige Unvorfichtigkeit der Arbeiter verfchuldete Unglücksfälle abgerechnet, 
trefflich bewährt und es fpricht wohl für die Zweckmäfsigkeit derfelben am meiften 
die Thatfache, dafs feit den zwei Jahren ihrer vollftändigen Durchführung bei 
einer Erzeugung von etwa 25.000 Centner Dynamit, inclufive der Fabrication von 
mehr als zwanzig Millionen Patronen, fich nur ein Unglücksfall in einer Patronen- 
hütte ereignete, welcher nachweislich durch eine grofse Leichtfertigkeit des 
einen der hiebei verünglückten beiden Arbeiter verfchuldet war. 
Speciell bezüglich der Fabrication des Nitroglycerins dürfte die Nobel’fche 
Methode der Maffenprodudtion nicht anzufechten fein. Sie liefert offenbar ein 
gleichmäfsigeres Produdt als das bei Anwendung des übrigens fehr finnreichen 
Rudberg’fchen Apparates oder der Methode möglich ift, welche G. M. Mowbray 
in den der Erzeugung des Sprengöl-Bedarfes für die Arbeiten am Hoofactunnel 
dienenden Nitroclycerin-Works bei Maffachufetts eingeführt hat. ‚Mowbray’s 
Methode, welche in Wefenheit darin befteht, dafs bei ihr die Nitrirung des 
Glycerins in einzelnen kleineren Gefäfsen, alfo gewiffermafsen im Kleinen vorge- 
nommen und durch die Ausführung vieler folcher Kleinoperationen zu gleicher 
Zeit der Bedarf gedeckt wird, dürfte, wenn mit der Arbeit der Nitroglycerin- 
Bereitung überhaupt eine Explofionsgefahr verbunden ift, was nicht bezweifelt 
werden foll, kaum den Vorzug verdienen. Denn esift klar, dafs die Beauffichtigung 
des Proceffes in I00 und mehr einzelnen Gefäfsen eine unbedingt viel fchwierigere 
und das rechtzeitige Eingreifen für den Fall einer Störung des regelmälsigen 
Ganges weniger leicht ift, als das bei einem, wenn auch in gröfserem Mafsftabe 
fich vollziehenden Einzelproceffe möglich ift, und es wird alfo mit der Anzahl 
der gleichzeitig in Verwendung ftehenden Gefäfse, die zudem neben einander 
aufgeftellt find, in denen fich eben fo oft der Procefs vollzieht, auch die Wahr 
fcheinlichkeit der Explofion eine gröfsere werden, die, wenn fie eintritt, trotz der 
jedesmal nur geringen Menge an Nitroglycerin, die in einem Gefäfse fich findet, 
um nichts weniger gefährlich wäre, als fie es bei dem Verfahren von Nobel werden 
könnte. Ebenfowenig dürfte auch dem neuefter Zeit (1871) von P. Champion 
empfohlenen Apparate für die Darftellung von Nitroglyceria (ein um eine horizon- 
tale Axe drehbarer Recipient als Mifchgefäfs) einen befonderen Werth haben, unü 
möchte bei diefem fchon das Erfordernifs eines Bewegungsmechanismus, bei dem 
Metallcontadte und alfo Explofionsgefahren in Folge der Reibung des fich an 
allen Apparattheilen fehr leicht hinziehenden Nitroglycerins, fchwer zu vermeiden 
fein dürften, nicht ganz unbedenklich erfcheinen. 
So dürfte die Nobel’fche Fabricationsmethode fich wohl auch weiterhin 
erhalten und es bliebe höchftens zu erwägen, ob nicht etwa durch Einführung 
einer Rührung mit comprimirter und gekühlter Luft, die durch theilweife Expanfion 
einer weiteren erheblichen Temperaturerniedrigung fähig ift, eine Rührmethode, 
wie fie Mowbray bei feinen Kleinoperationen in Anwendung gebrach hat, nicht 
auch mit gutem Erfolge bei der mit gröfserer Maffe ausgeführten Nitrirungsmethode 
Nobel’s zu verwerthen wäre. Eines nicht unwichtigen Fortfchrittes mag hier noch 
gedacht werden, welcher in den Nobel’fchen Fabriken dank den Bemühungen 
I. Trauzl’s in derneueften Zeit zur Durchführung gelangt ift. Es ift diefs die
	        
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