6 Dr. Wilh. Fried. Gintl.
arten verdankt, die es geftatten, diefes Umwandlungsprodudt der Stärke in e
genügend reinen und allfeitig brauchbaren Form fabriksmäfsig darzuftellen, und
datirt alfo die Verarbeitung von Stärke auf Stärkezucker*® erft aus der neueften
Zeit, fo ift dagegen die Fabrikation jener Abkömmlinge des Amylums, die den
Namen Stärkegummi führen, eine feit Langem geübteund allentl
bürgerte.
Bezüglich diefer Umwandlungsprodudte der Stärke, die als eigentliche
Appreturmittel einen Gegenftand unferer Betrachtungen bilden, ift in den letzten
Jahren nichts wefentlich Neues zu verzeichnen.
Allerdings zeigt fich eine nachweisliche Erhöhung der Production, die
durch den Auffchwung der Textil- und Papierinduftrie und die Heranziehung der
Stärkegummi-Produde zu Zwecken, zu denen man folche vordem nicht verwen-
dete, völlig erklärlich ift, aber in Hinficht auf die Fabrikationsweife haben feit
1867 nur fpärliche Neuerungen fich ergeben.
Der weitaus häufigfte Weg für die Erzeugung des Stärkegummis ift der der
Einwirkung von Temperaturerhöhungen auf Stärkemehl, und ift es vornämlich
Kartoffelftärke, die folchergeftalt auf dieunter dem Namen Leio gomme (Leio-
come), Amidon grillg, gebrannte Stärke, Röftgummi etc. vorkom-
menden dunkleren Sorten, oder auf jene lichteren bis weifsen Sorten von Stärke-
gummi verarbeitet wird, die als Gommelin, Gommei n,Lefevregummi,
Dextrin etc. im Handel fich finden. Nur für die dunkleren Sorten des Rött-
gummis, zu denen wohl meiftens Schlammftärke verwendet wird, hat man die
ältere Methode der Röftung in Keffeln#* oder Trommeln beibehalten, während
alle lichteren, zumal die weifsen Sorten des Stärkegummis, nach der von Payen
vorgefchlagenen Methode des Erhitzensin Heizkammern # mit oder ohne Zufatz
von die Dextrinbildung begünftigenden Subftanzen dargeftellt werden. Von
letzteren ift es vornämlich die Salpeterfäure, feltener die Oxalfäure, welche bei
der Dextrinbereitung verwendet werden, während Salzfäure nur vereinzelt,
Schwefelfäure aber nur dort angewendet wird, wo es fich darum handelt,
flüffiges Dextrin zu erzeugen. Die von Pinel empfohlene Verwendung von Salz-
fäure und Salpeterfäure fcheint ebenfowenig wie die Dextrinbereitung mittelft
fauerer Milch (Pochin) oder das O’Neill’fche Verfahren mittelft Salzfäuregas
in die grofse Praxis übergegangen zu fein.
Ohne Ausnahme wird für die Dextrinbereitung mittelft Säurezufatzes das
vorher trocken gemachte Stärkemehl (für die lichteften Dextrinforten ftets eine
möglichft weifse Waare) mit der entfprechend verdünnten Säure (1 Theil conc.
Salpeterfäure auf 150 bis 200 Theile Waffer per 1000 Theile Stärke) angerührt,
und fodann wieder getrocknet, um endlich erft der geeigneten Temperaturerhö-
hung (I1o bis 130 Grad Celfius) ausgefetzt zu werden.
Seit wenigen Jahren kommt auch eine durch Behandeln mit verdünnter
Salpeterfäure für die Dextringewinnung vorbereitete trockene Stärke unter dem
Namen „weifses Dextrin“inden Handel. Sie liefert felbftverftändlich erft bei
geeigneten Temperaturerhöhungen ein Produdt, das den Namen Dextrin wirklich
verdient.
iner
ralben einge-
Die weitaus gröfsten Mengen der Abkömmlinge des Amylums, zu deren
Herftellung zwar vorherrfchend Weizen- und Kartoffelftärke
obwohl felbftverftändlich nach Mafsgabe localer Verhältniffe
forten in gleicher Weife ihre weitere Verw
Geftalt eines Mehles auf den Markt,
verwendet werden,
auch andere Stärke-
erthung finden können, kommen in
das je nach feiner Darftellungsweife und
* Eine eingehendere Würdigung der Stärkezucker-Induftrie fälltnicht in den Rahmen
unferer den Appreturmitteln gewidmeten Betrachtung.
** Meift mit mechanifchen Rührvorrichtungen.
*** Die fo naheliegende Idee, die Dextrinbereitung
Wafferdampf auf Stärkemehl auszuführen,
verfucht worden zu fein.
durch Einwirkung von überhitztem
fcheint noch nicht praktifch verwerthet oder doch
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