12 Friedrich Kick.
möglichft wenig zu verkleinern, dennoch aber keine Mehltheile an den Kleien zu
belaffen, diefe möglichft auszumahlen. Aus diefem Grunde ift es nichts weiter
als ungerechtfertigte Reclame, wenn Sautner’s Söhne von ihrer Handmühle fagen,
dafs damit „alle Mehlforten erzeugt werden können.“
Der Bauer, der fie benützt und in zehnftündiger Arbeitszeit einen Metzen
Getreide vermahlen hat, wird eben nur ein ganz mittelmäfsiges Mehl erhalten
können, fchlechter wie das unferer heimifchen Schiff- und Windmühlen durch-
fehnittlich itt.
Die in der Müllereibranche wohlbekannte Firma L. Nemelka in Sim-
mering bei Wien, gab fich bei einem ihrer Ausftellungs-Objedte einem ähnlichen
Irrthume hin. Die „trans portable Kunftmühle“, gegen deren compen-
diöfe Conftrudtion Nichts einzuwenden it, foll den Vortheil bieten, keine Verbin-
dung mit dem Gebäude zu verlangen, daher auch in proviforifchen Nothfchupfen
untergebracht werden zu können und transportabel zu fein; fie befteht aus einer
Frucht-Reinigungsmafchine, einem Coppcylinder, der Spreu-Abblafemafchine,
dem Mahlgang, je einem Schrot, Sortir- und Mehlcylinder und Gries-Putz-
mafchinen; zur Verbindung find Elevatoren und Mehlfchrauben angebracht.
Während Drefchmafchinen unter Verhältniffen, wie fie Ungarn bietet, häufig
beflimmt find auf dem Felde hier und dort zu arbeiten, können wir uns doch keinen
Fall denken, wo transportable Mühlen zum Bedürfniffe würden. Diefe Zufammen-
ftellung kann an fich, weil fie compendiös ift, die Müllerei als landwirthfchaftliches
Nebengewerbe erleichtern, aber darüber darf man fich nicht täufchen, dafs jener
Arbeiter, welcher den Gang diefer transportablen Mühle leiten fo!l, Müller fein
und als folcher auch möglichft fortwährende Verwendung hierbei finden mufs.
Nicht umfonft kam das Princip der Arbeitstheilung im Mühlenfache fchon im
grauen Mittelalter zur Durchführung und wurde es von der Landwirthfchaft aus-
gefchieden, — dasfelbe wieder vereinigen, wäre verfehlt.
Beachtenswerth erfcheint uns hingegen die Idee des Herrn W. Tomas
in Pfaffftätten, welcher das Getreide fkatt auf Mahlgängenzufchroten,
feiner Fruchtfchneide-Mafchine übergibt, welche die Verkleinerung zu
grobem Gries mit der halben Kraft eines Mahlganges und der doppelten Leiftung
beforgen foll. Leider gehört Herr Jonas zu jenen Mühlenconftrudteuren, welche
wünfchen, dafs man die Katze im Sacke kaufe. denn es wurde der Berichterftattung
nicht ermöglicht, mehr als das Gehäufe der Mafchine zu befehen, und eine brief-
liche Anfrage hatte von Seite des Erfinders gar keine, von Seite der Vertreter
Gebrüder Pichler nur die Mittheilung obiger Daten zur Folge. Wir würden
den Gegenftand unerwähnt gelaffen haben, wenn nicht die Idee an fich Erwähnung
verdiente.
Zu den intereffanteften Neuerungen im Mühlenwefen gehört Carr's Des-
integrator oder Schleudermiühl e, welche die Zerkleinerung nach einem
neuen Principe bewirkt. Zwei Syfteme von Stahlbolzen, an gegeneinander
rotirenden Scheiben befeftigt, bewegen fich mit circa 70 Fufs (23 Meter) Gefchwin-
digkeit per Secunde und fchleudern das zwichen gebrachte Getreide mit folcher
Gewalt zwifchen den Bolzen hin und her, dafs dasfelbe in ein ziemlich feines,
mehlreiches Schrot verwandelt wird. Figur ı und Figur‘ 2, Tafel II zeigen uns
zwei Conftrudtionen der Carr’fchen Schleudermühle, die auf der Ausftellung
durch-zwei, vonCarlSelbach & Deitersin Mannheim, im deutfchen Pavillon
für Ziegelei und Eismafchinen ausgeftellte Exemplare vertreten war, welche
jedoch zur Kohlenverkleinerung, für welche fich die Schleudermühlen ganz befon-
ders eignen follen, beftimmt fchienen. *
* Vergleiche: Dingl. polytechnifches Journal Band 2or S. 387 ; Hiftory and defcription
ofthe desintegrating flour mill by Thomas Carr. Birmingham. M. Billing & Son 1872.
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