Full text: Mehl, Mehlfabricate und die Maschinen und Apparate der Müllerei und Bäckerei (Heft 37)

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Mehl- und Mehlfabrikate. 13 
In beiden Figuren bezeichnet A den Einlauf des Getreides (Goffe) ; Bund C 
die beiden, nach entgegengefetzen Richtungen rotirenden Scheiben, an welchen 
die Bolzen z, zZ und o, o befeftigt find, Z, 4, die Antriebs-Riemenfcheiben und G 
die Mehlfchraube zur Hinausbeförderung des Mahlgutes aus der Mafchine. Die 
Mafchine ift, um das Herumfchleudern von Mahlgut zu verhindern, durch eine 
Haube % umfchloffen. 
Wird die Carr’fche Mafchine zum Mahlen verwendet, refp. in den Mecha- 
nismus der Mühle eingeführt, fo fällt ihr nur die Aufgabe zu, ein fehr mehlreiches 
Schrot zu liefern. Der Weizen wird zuvörderft geputzt, dann auf Walzen leicht 
gequetfcht, wobei die Körner fich zumeift in je zwei etwas flachgedrückte Theile 
(Hälften) fpalten, hierauf der Wirkung der Schleudermühle oder des Desintegrators 
ausgefetzt. Das von diefem gelieferte, fehr mehlreiche Schrot wird abgebeutelt, 
hierdurch Mehl, Griefe und reines Schrot erhalten. Die Griefe werden geputzt 
und getrennt vermahlen; das Schrot wird gleichfalls auf Mahlgängen weiter ver- 
kleinert. 
Die Leiftungsfähigkeit diefer Mafchine ift überrafchend grofs, ebenfo 
bedeutend aber auch der Kraftaufwand. Ein Defintegrator von 18 Meter Durch- 
meffer und 0:23 Meter Scheibenabftand, liefert bei 400 Touren der Mahlfcheiben 
5814 Liter oder 94'5 Metzen Weizenfchrot per Stunde. Auf 24 Stunden gerechnet 
gäbe diefs ein Mahlquantum von circa 2200 Metzen, oder nach des Erfinders 
Angabe die Arbeitsleiftung von 25 Mahlgängen, bei einem Kraftverbrauch von 
145 Pferdekräften. Nachdem jedoch nach hiefigen Einführungen 1200 Zollzentner 
Weizen (circa 1300 Metzen) in fechzehn Stunden auf vier Gängen & 7 Pferdekraft 
gefchrotet werden, fo wären nur circa fünf Gänge oder, wenn die Verkleinerung 
des Desintegrators als doppelt fo intenfiv genommen würde, zehn Gänge erforder- 
lich. Der Erfinder könnte entgegnen, die durch die Schleudermühle bewirkte Ver- 
kleinerung fei fo grofs wie die vom viermaligen Schroten der Hochmüller, ja fie 
fei noch gröfser und darin liege der Gewinn. 
Wir erfehen aus diefer Betrachtung, dafs es fich zunächft um die Frage 
handelt: Welches find dieEigenfchaftendes vom Desintegrator 
gelieferten Productes? 
Der Berichterftatter verdankt der Freundfchaft des Herrn Docenten 
J. Zeman eine kleine Sammlung von Mahlprodudten der mit Carr’s Desintegrator 
arbeitenden Getreidemühle von Gibfon & Walker in Bonnigton bei Edinburgh, 
und war hierdurch in der Lage, diefe Produdte zu prüfen, wenn auch die geringe 
Menge der Probe des Desintegratorfchrotes die Auffuchung des Percentgehaltes 
von Mehl, Griefs und Schrot nicht zuliefs. Das vom Desintegrator kommende 
Schrot enthält viel Mehl und gröfsere Bruchftücke der Körner, hingegen wenig 
Griefs. Nach einer Angabe in Dinglers polytechnifchem Journale, Band 204 S. 449, 
enthält dasfelbe 
33 Percent Mehl 
20 ” Dunft 
IA „. ‚Gilles 
31 „ grobe Theile (Schrot) 
Wie verhält fich nun diefes Ergebnifs gegenüber den Anforderungen der 
Flach- und der Hochmüllerei ? 
Der Hochmüllerei liegt befonders viel an einem reichen Ertrage der 
fogenannten feinen Züge; diefe laffen fich aber nur durch den ausgebildeten 
Griesputz und Vermahlungsprocels erlangen, daher mufs der Hochmüller möglichfte 
Griesausbeute anftreben, auf welche er nur dann verzichten könnte, wenn er auf 
anderem Wege ebenfo fchönes Mehl in entfprechender Menge erhielte. 
Nachdem nun der Desintegrator wenig Gries liefert, das vonihm genommene 
Mehl aber nicht zu den feinen Zügen gehört, wie aus nachftehendem Vergleiche 
zu erfehen ift, fo folgt, dafs fich der Desintegrator für Zw ecke der 
Hochmüllerei nicht verwenden läfst. 
  
  
  
  
 
	        
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