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Mehl- und Mehlfabrikate. 13
In beiden Figuren bezeichnet A den Einlauf des Getreides (Goffe) ; Bund C
die beiden, nach entgegengefetzen Richtungen rotirenden Scheiben, an welchen
die Bolzen z, zZ und o, o befeftigt find, Z, 4, die Antriebs-Riemenfcheiben und G
die Mehlfchraube zur Hinausbeförderung des Mahlgutes aus der Mafchine. Die
Mafchine ift, um das Herumfchleudern von Mahlgut zu verhindern, durch eine
Haube % umfchloffen.
Wird die Carr’fche Mafchine zum Mahlen verwendet, refp. in den Mecha-
nismus der Mühle eingeführt, fo fällt ihr nur die Aufgabe zu, ein fehr mehlreiches
Schrot zu liefern. Der Weizen wird zuvörderft geputzt, dann auf Walzen leicht
gequetfcht, wobei die Körner fich zumeift in je zwei etwas flachgedrückte Theile
(Hälften) fpalten, hierauf der Wirkung der Schleudermühle oder des Desintegrators
ausgefetzt. Das von diefem gelieferte, fehr mehlreiche Schrot wird abgebeutelt,
hierdurch Mehl, Griefe und reines Schrot erhalten. Die Griefe werden geputzt
und getrennt vermahlen; das Schrot wird gleichfalls auf Mahlgängen weiter ver-
kleinert.
Die Leiftungsfähigkeit diefer Mafchine ift überrafchend grofs, ebenfo
bedeutend aber auch der Kraftaufwand. Ein Defintegrator von 18 Meter Durch-
meffer und 0:23 Meter Scheibenabftand, liefert bei 400 Touren der Mahlfcheiben
5814 Liter oder 94'5 Metzen Weizenfchrot per Stunde. Auf 24 Stunden gerechnet
gäbe diefs ein Mahlquantum von circa 2200 Metzen, oder nach des Erfinders
Angabe die Arbeitsleiftung von 25 Mahlgängen, bei einem Kraftverbrauch von
145 Pferdekräften. Nachdem jedoch nach hiefigen Einführungen 1200 Zollzentner
Weizen (circa 1300 Metzen) in fechzehn Stunden auf vier Gängen & 7 Pferdekraft
gefchrotet werden, fo wären nur circa fünf Gänge oder, wenn die Verkleinerung
des Desintegrators als doppelt fo intenfiv genommen würde, zehn Gänge erforder-
lich. Der Erfinder könnte entgegnen, die durch die Schleudermühle bewirkte Ver-
kleinerung fei fo grofs wie die vom viermaligen Schroten der Hochmüller, ja fie
fei noch gröfser und darin liege der Gewinn.
Wir erfehen aus diefer Betrachtung, dafs es fich zunächft um die Frage
handelt: Welches find dieEigenfchaftendes vom Desintegrator
gelieferten Productes?
Der Berichterftatter verdankt der Freundfchaft des Herrn Docenten
J. Zeman eine kleine Sammlung von Mahlprodudten der mit Carr’s Desintegrator
arbeitenden Getreidemühle von Gibfon & Walker in Bonnigton bei Edinburgh,
und war hierdurch in der Lage, diefe Produdte zu prüfen, wenn auch die geringe
Menge der Probe des Desintegratorfchrotes die Auffuchung des Percentgehaltes
von Mehl, Griefs und Schrot nicht zuliefs. Das vom Desintegrator kommende
Schrot enthält viel Mehl und gröfsere Bruchftücke der Körner, hingegen wenig
Griefs. Nach einer Angabe in Dinglers polytechnifchem Journale, Band 204 S. 449,
enthält dasfelbe
33 Percent Mehl
20 ” Dunft
IA „. ‚Gilles
31 „ grobe Theile (Schrot)
Wie verhält fich nun diefes Ergebnifs gegenüber den Anforderungen der
Flach- und der Hochmüllerei ?
Der Hochmüllerei liegt befonders viel an einem reichen Ertrage der
fogenannten feinen Züge; diefe laffen fich aber nur durch den ausgebildeten
Griesputz und Vermahlungsprocels erlangen, daher mufs der Hochmüller möglichfte
Griesausbeute anftreben, auf welche er nur dann verzichten könnte, wenn er auf
anderem Wege ebenfo fchönes Mehl in entfprechender Menge erhielte.
Nachdem nun der Desintegrator wenig Gries liefert, das vonihm genommene
Mehl aber nicht zu den feinen Zügen gehört, wie aus nachftehendem Vergleiche
zu erfehen ift, fo folgt, dafs fich der Desintegrator für Zw ecke der
Hochmüllerei nicht verwenden läfst.