16 Friedrich Kick.
Mühlfteine aus den Karpathen ausgeftellt, welche wohl auch fehr porös find, doch
lange nicht jene zähe Feftigkeit der franzöfifchen Steine aufweifen. Die kleinen
Quarzkriftall-Drufen, welche die mannigfach geformten Löcher füllen, bröckeln
leicht ab und ift dadurch die gleichmäfsige Bearbeitung der Mahlfläche, wie fie
dieLaFerte&-Steine geftatten, nicht möglich, die Schärfe wird minder gleichmäfsig
und dauernd.
Noch weniger für Weizenmüllerei geeignet find die Trachyt- und die Sand-
fteine. Letztere, befonders die Walfeer Steine, in reicher Auswahl von Johann
Mayr & Comp. zu Inzersdorf bei Wien ausgeftellt, eignen fich zum Kleieaus-
mahlen und befonders als Spitzfteine, nicht aber zum Weizenmahlen.
Nur ein Steinpaar aus inländifchem Materiale konnte den Anfpruch erhe-
ben, den franzöfifchen Steinen zur Seite geftellt zu werden. Diefelben wurden von
Geittner & Rauch in Peft ausgeftellt und rühren die Steine aus Bars
Geletnek, Die Steine waren in Farbe faft weifs, mit röthlichen Stellen, und
glichen den Steinen vonEpernon zumeift. Wie fich diefe Steine bewähren, ift
uns nicht bekannt geworden.
Nachdem die öfterreichifchen Mühlftein-Fabriken trotz verhältnifsmäfsig
kurzer Dauer ihres Beftehens den öfterreichifchen Markt vom Bezuge ausländifcher
Mühlfteine unabhängig gemacht haben, felbftverftändlich bei Bezug des Stein-
materials aus Frankreich, fo dürften nachftehende Angaben einiges Intereffe
beanfpruchen.
Die Fabrik der Gebrüder Israel, oder vielmehr die Fabriken diefer
Firma in Währing, Dresden, Graz, Jonsdorf und Hoffnung wurden 1867 bis 1872
ins Leben gerufen, und verarbeiten aufser franzöfifchen, auch Jonsdorfer,
Hieflauer, Wenizeller, Hoffnunger und andere Steine. Von erfteren follen jähr-
lich 1000 Mühlfteine erzeugt werden, welche nicht nur in Oefterreich, fondern
auch in den verfchiedenften Theilen Deutfchlands Abfatz finden. Diefe Firma
hält grofse Stücke von den in Hoffnung bei böhmifch Zwickau aufgefundenen
Quarzftein, von welchem fie glaubt, derfelbe werde nächft den franzöfifchen Steinen
den erften Rang einnehmen, eine Meinung, welcher wir der derben Natur des
Steines wegen durchaus nicht beipflichten können, obwohl wir gerne der guten
Meinung betreffs der Verwendbarkeit für die Roggen- und Kukurutzver-
mahlung zuftimmen. Nebenbei fei hier bemerkt, dafs diefe Firma den Saverner
Schleifftein in Oefterreich einführte , der in vielen Mafchinenfabriken in Ver-
wendung fteht.
Die Ausftellung felbft beftand nicht allein aus tadellos hergeftellten fran-
zöfifchen Mühlfteinen, fondern auch einer gröfseren Zahl diverfer Steine für
Graupenfabrication, Hirfe-, Haidekorn- und Hafervermahlung, endlich (in eigenem
Pavillon) in einer intereffanten Sammlung von circa I0o ein- bis anderthalbfüfsigen
Steinen, Proben der in Oefterreich, Deutfchland, Ungarn und Rufsland gebräuch-
lichen Mühlfteine, fowie diverfer Müllerei-Utenfilien.
Die Muhlftein-Fabrik von Jofef Ofer in Krems wurde 1862 gegründet, der-
felbe verfuchte anfänglich die franzöfifchen Steine durch inländifches Material zu
erfetzen, fabricirt aber gegenwärtig die Mühlfteine für Weizenmüllerei ausfchliefs-
lich ausfranzöfifchen Steinen und hatte auch ein Steinepaar aus trefflichem blauem
La Ferte-Stein ausgeftellt.
Ofer behauptet, in Oefterreich der erfte gewefen zu fein, welcher die
Erhöhung in Portlandcement ausführte, und es fei ihm kein Fall einer Lockerung
einzelner Theile vorgekommen. Bei feinen Ausftellungsobjecten ift als Neuerung
hervorzuheben: ein Steinepaar mit conifcher Mahlbahn, wie felbe in Amerika
bereits feit längerer Zeit angewendet werden, und bei weniger Kraftaufwand
mehr grobkörnigen Griefes liefern follen; ferner Läufer ohne Mittelftück und
Bodenfteine mit tiefer gelegtem Mittelftücke, fo, dafs die Arbeit
des Vertiefens desfelben gänzlich entfällt, auch die Mahlhöhe controllirbar wird.
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