Full text: Kreis Erbach (A, [2])

   
  
  
  
   
    
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
    
   
   
   
   
  
  
  
  
    
  
  
  
IM.» 
Allgemeines 
Wehrbau 
KREIS ERBACH 
AAVI: SCHNELLERTS 
ZUINE, nordöstlich von Reichelsheim, nordwestlich von Erbach gelegen, 
auch Schnellert und Snellerts genannt, gehört zur Gemarkung Aff- 
höllerbach (1450 Affholderbach) und ist Eigenthum des Fürsten zu 
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und des Grafen zu Erbach-Schönberg. 
Die Geschichte des Schnellerts und seiner ehemaligen Bewohner ist in noch 
unaufgehelltes Dunkel gehüllt. Es sind keinerlei ältere urkundliche Nachrichten 
darüber bekannt. Manche sind geneigt, den Namen mit der Familie der Edelinge 
Schnelle oder Snelle in Verbindung zu bringen, welche mit und ohne den Bei- 
namen von Schwanstem (Pfarrdorf im Kreise Bensheim) in Urkunden erscheint. 
Die Annahme entbehrt hinreichender Begründung. Um so fester haftet im Gemüth 
der Anwohner die Sage vom wzlden Jäger, einem auf dem Schnellerts hausenden 
Berggeist, von welchem der Volksmund erzählt, dass er beim Ausbruch eines Krieges 
in Begleitung tobenden Gefolges, das wz/de Heer genannt, von der Ruine nach 
der Burg Rodenstein ziehe und nach Beendigung der Feindseligkeiten wieder zum 
Schnellerts zurückkehre. 
Die geringen Ueberreste alten Mauerwerkes, welche den somit mehr durch 
die Sage als durch die Geschichte bekannten Namen Schnellerts tragen, krönen 
eine Bergkuppe, die aus einer von der Böllsteiner Höhe und dem Dorfe Böllstein 
(1454 Beylsteın, 1450 Bulstein und Berlstein) gegen das Gersprenzthal sich hin- 
ziehenden waldigen Senkung aufragt, worin die Dörfer Stierbach (1454 zn der 
SZirbach) und Nieder-Kainsbach (1450 NMydern-Konspach, auch einfach Konspach 
und Aunspach) gelegen sind. Noch vor fünfzig Jahren war die Stelle von einem 
beträchtlichen, mit starken Buchen bepflanzten Steinhügel überragt. Schon damals 
z0g die sagenumwobene Behausung des wilden Jägers zahlreiche Wanderer herbei. 
In der Folge wurde die Ruine auf Anordnung der hohen Besitzer dem Besuche 
zugänglicher gemacht und der Steinhügel abgetragen. Das Bild, welches der Schnellerts 
durch diese und spätere Freilegungen gewährt, ist folgendes. 
Die Bergkuppe umziehen schwache Spuren eines bei Wegräumung des Ge- 
steines verschütteten Grabens, der nach aussen von einem Mauerring, sogen. Mantel, 
umgeben war, dessen Werkstücke nur: noch an wenigen Stellen als Trockenmauer 
über den Erdboden ragen, vielfach verwittert und von Schlingpflanzen überwuchert 
sind. Innerhalb dieser Umgrenzung erhebt sich in einem Abstand von etwa 7: m 
eine in ansehnlicheren Ueberresten erhaltene zweite Ringmauer, die als wohlgefügtes 
Vertheidigungswerk erscheint und einen hoch gelegenen, eingeebneten Raum, das 
Plateau der Bergkuppe, umgibt. Hier stand die eigentliche Schnellertsveste. Der 
Haupteingang des Gesammtwehrbaues lag, dem mit der Burgenarchitektur vertrauten 
    
  
  
  
  
	        
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