2 Dr. Josef Hanamann.
Die erleuchtetfien Schützlinge der Rübenzucker-Induftrie in Fr
waren der richtigen Meinung, die beiden rivalifirenden
gut nebeneinander beftehen und die Rübenzucker-Fal
zucker-Fabrieition und diefe jene begünftigen;;
ftändig. Sehr intereffant und von der gröfsten Wichtigkeit wäre die Löfung deı
Frage des Fabricationspreifes beider Zuckerarten, wenn nicht der Verfuch eineı
Feftfetzung desfelben jedesmal die widerfprechendften Anfı
chauungen zu Tage
fördern würde. Während der Rohrzucker-Induftrie der natürliche Reichthum des
Zuckerrohres an Zucker
und die geringen Fabricationskoften zu Gute kommen,
fehlen ihr die Kräfte, mit deren Hilfe fie neue Fabricationsmethoden benützen,
neue Mafchinen anwenden könnte. Auch leidet fie unter einem hohen Zinsfufs,
trägen Arbeitern und unter dem Einfluß der grofsen Entfernungen von den
Hauptmärkten.
ankreich
Induftrien könnten ganz
brication könne die Rohr-
die Zeit beftätigte diefs voll-
Wir halten es für zweckmäfsig hier eine Zufammenftellung der diredten
Colonialzucker-Einfuhr und der heutigen Ausdehnung der Rübenzucker-Induftrie
in Europa, welche unter den landwirthfchaftlich-technifchen Induftrien unferer
Zeit die erfte Stelle einnimmt, zu geben, um ein annäherndes Bild der Entwick-
lung diefer Induftrie und ihrer Verbreitung zu erhalten. Wenn es wahr ift, was
Liebig und vorihm Canning fchon behauptete, dafs der gröfsere oder kleinere
Verbrauch an Zucker und Seife den ficherften Mafsftab zur Beurtheilung des
Culturgrades der Völker abgebe, fo dürfte es wichtig fein, fich auch der Zucker-
confumtion einzelner Länder zu erinnern.
Wie rapid der Zuckerverbrauch in Europa
gefliegen ift, erfährt man aus
folgenden Zahlen. Man fchätzte die Einfuhr nach
Europa im Jahre:
1730 auf 2,400.000 Centner Zucker
1800 „ 6,000.000 „ s
1830 „ 10,800.000
” ”
Es hat fich fomit der Verbrauch in 100 Jahren verfünffacht.
Im Jahre 1852 wurden 17,000.000 Centner Zucker
= 1,1870 n 40,000.000 r » eingeführt.
In weiteren blofs vierzig Jahren hat fich der Verbrauch vervierfacht.
Im Jahre 1852 betrug die Zuckerconfumtion in Europa 131/, Millionen
Centner Colonialzucker und 31% Millionen Centner Rübenzucker, per Kopf
6 Pfund Zucker, zwei Decennien fpäter beträgt die Zuckerconfumtion in Europa
über 40 Millionen Centner, wovon beinahe die Hälfte aus Rübenzucker befteht,
und deı Verbrauch per Kopf etwas über 9 Pfund Zucker, um ein Drittel mehr,
als vor 20 Jahren. — Die Menge des producirten Rübenzuckers ftieg, laut der
nebenfeitigen Tabelle feit jener Zeit um das Fünffache in Europa.
Obwoll die aiefsjährige Ausftellung mit Zuckern aus faft allen Welttheilen
und den verfchiedenften Ländern der Erde befchickt war, vermifsten wir doch
fehr die Erzeugnifse Belgiens und eine gröfsere Betheiligung von Seite Frank-
reich’s, deffen Colonien wohl zahlreiche Proben von Colonialzucker eingefendet,
deffen Rübenzucker-Fabrikanten fich aber in auffallend geringer Zahl — acht —
an der Ausftellung betheiligt haben.
Die einzelnen Länder waren in folgender Zahl vertreten:
Vereinigte Staaten von Nordamerika durch 10, Vereinigte Staaten von Vene-
zue,.a durch 3, Brafilien durch 14, Englad durch 3, Mauritius durch 3, Auftralien
durch 2, Oftindien durch 4, Spanien durch 2, Dänemark durch 2, Italien durch 2,
Schweden durch ı, Niederlande durch ı, Belgien durch 4, Frankreich durch 8,
Colonien (franzöfifche) durch 18, Deutfchland durch 69, Oefterreich- Ungarn
durch 90, Rufsland und Polen durch 25, China durch 2 Austteller,
Einzelne in den Katalogen ‚angegebene Ausfteller oder vielmehr deren
Producte konnten wir nicht finden und mufsten daher von ihrer Beurtheilung
Umgang nehmen.