Full text: Wein (Heft 40)

   
    
  
    
   
  
    
    
   
     
  
  
  
  
  
  
      
   
    
     
       
     
   
    
  
  
  
  
  
     
   
    
  
  
  
   
  
   
4 Franz Leibenfroft. 
Etwas Befonderes, uns und anderen Fremdes haben wir nicht gefunden. Nur fiel 
eine grofse Auswahl von eleganten Weinen auf, welche durch ihre Preife, per 
Flafche 1o bis I5 und auch 2o Thaler, allgemeines Staunen, aber keineswegs 
gerechtfertigte Anerkennung finden konnten. Weiter waren dann bemerkenswerth 
einige Proben alter Jahrgänge, welche vereinzelt vorgeführt in manchen Fällen 
recht gut erhalten, in den meiften Fällen aber zu viel gezehrt und vertrocknet 
waren. : Diefe Sorten entfprechen keineswegs dem heutigen Gefchmacke, werden 
einerfeits aus Pietät, andererfeits aus Curiofität und Originalität gehalten und 
reihen in allen Fällen unter die Liebhabereien. 
Die Kellerwirthfchaft und die Behandlung des Weines ift wie die Pflege 
der Rebe allenthalben eine äufserft forgfältige und rationelle und kennzeichnet 
überall die Qualität der beften ebenfo wie der einfachen und Mittelweine. Was 
die mouffirenden Rheinweine betrifft, fo ftehen diefelben dem franzöfifchen 
Champagner in nichts nach, und haben fchon lange bewiefen und bewiefen es 
auch in Wien, dafs fie in jeder Hinficht mit grofsem Verftändnifs erzeugt werden. 
Man hatte zur Wiener Weltausftellung verfchiedene Sorten diefer Weine gefendet 
und alle waren rein und fein im Gefchmack und ohne jeden Beigefchmack. Und 
diefs ift bei den mouffirenden Weinen immer die Hauptfache und leicht kann man 
an dem Mangel derfelben die Fälfchung erkennen. Die Rheinchampagner werden 
nicht allein in Deutfchland, fondern auch im Auslande in grofsen Quantitäten 
verzehrt und machen in guter Qualität dem franzöfifchen Champagner eine ganz 
beachtenswerthe Concurrenz. Wenn man am Rhein für die Zukunft nur etwas das 
Streben nach billigeren Preifen im Auge behält, was beim gröfseren Export für 
gewöhnliche Weine fowohl wie für feine den Ausfchlag gibt, fo ift es unzweifel- 
haft, dafs der Rheinchampagner einen grofsen Markt behaupten kann. 
Rothe Weine waren durch Zeller, Affenthaler und Lützel- 
Sachfener in reichen Mengen und in guter Qualität vertreten. Wenn aber in 
Betreff des viel gerühmten Afsmannshaufer nicht beffere Sorten auf den Markt 
gebracht werden als jene, welche man zur Ausftellung fchickte, fo ift entweder 
der alte Ruhm diefes Rothweines nicht gerechtfertigt, was wir bezweifeln, oder 
die Cultur des Rothweines ift feit den letzten Jahren in Deutfchland ftill 
geftanden und ohne jede Entwicklung geblieben, was wir eher annehmen 
können. 
Die Summe der Rheinweine findet ihren Abfatz nach den couranten 
Preifen im mittleren, weftlichen und nördlichen Deutfchland, geht nach Holland, 
Dänemark, Schweden, in den feinften Sorten nach Amerika und den beiden 
Indien, vor Allem aber nach Rufsland und England. Wie die Fabrication ift auch 
die Ausfuhr der mouffrenden Weine im beftändigen Steigen begriffen. Im Durch- 
fchnitt kann man für ganz Deutfchland 60 Quart oder 17%, Öfterreichifche Eimer 
per Kataftraljoch Productionsmenge annehmen. 
Erwähnen wir zum Schluffe noch, um nicht unvollffändig zu fein, den 
deutfchen Obftwein. Es waren einige Sorten zur Ausftellung gefchickt worden, 
aber fo unbedeutend in ihrer Qualität, dafs wir kaum mehr davon fagen können, 
als dafs fie eben vorhanden waren. 
England, oder beffer die englifchen Colonien, Aufralien, 
insbefondere Victoria, dann das Cap der guten Hofinung hatten ganz vortreffliche 
Weine ausgeftellt, die ihren Ruf vollftändig rechtfertigten. Für den Handel, 
zumeift nach England, werden diefelben immer wichtiger. 
Das Capland mag heute 230.000 Eimer, Auftralien von feinen kräftigen 
Weinen wohl etwas mehr als 25.000 Eimer erzeugen. 
In Auftralien, im Gebiete von Victoria, hat man feit beiläufig 15 Jahren mit 
dem beften Erfolge die deutfche und franzöfifche Rebe eingeführt und find die 
Refultate gerade in Betreff der weifsen Weine von Victoria wenigftens nach den 
Proben, die der Jury vorgelegt waren, ganz flaunenswerth. Ein unläugbarer Fort- 
    
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