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90 Dr. Eduard Schmidt.
ben verarbeiteten im Jahre 1870 rund 6,150.000 öfterreichifche Metzen Getreide
und 34,395.000 Metzen Kartoffel, mit einer Steuer von circa ı2 Millionen Thaler
ohne der koloffalen Mengen vonMelaffen zu gedenken, bezüglich deren uns keine
genauen Zahlen zur Verfügung ftanden. Der Export von Spiritus hat bei diefer
grofsen Production auch bedeutend zugenommen, was aus der Steuerrückvergü-
tung, die im Jahre 1870 über 3,000.000 Thaler betrug, zu erfehen ift. Aufser dem
Norddeutfchen Bunde werden im Süden und Weften des Reichs aufser obgenannten
Rohftoffen auch die Weinrückftände, dann verfchiedene Früchte, wie Aepfel,
Birnen und Kirfchen etc. zur Branntweingewinnung verwendet.
Auf die Ausftellung felbft übergehend, fo wurde diefelbe in grofser Aus-
wahl mit Kornbranntwein, redificirten Spriteffenzen, Liqueuren und Effigen von
157 Ausftellern, worunter zwei grofse Collectivausftellungen, befchickt. Mit
Bedauern müffen wir bemerken, dafs die eingefandten Proben nicht dem Rufe
entfprachen, deffen fich die fpirituofen Erzeugniffe Deutfchlands zu erfreuen hatten.
Wir wollen keinen Tadel ausfprechen, aber ein allgemeines Lob können wir dar-
über nicht anftimmen. Zu den beften können wir die Bank für Sprit- und Produdten-
handel in Berlin zählen, welche jährlich an 140.000 Hektoliter feine redtificirte
Sprits von 95 Percent Tr. und Branntweine erzeugtundvon der Jury dieF.M. erhielt;
dann J. F. Höper junior inHamburg für redificirten Sprit von 95 Percent Tralles
und andere Spirituofen die V. M., Carl Friedenthal von Breslau für redificir-
ten Kartoffelfprit von 97 Percent Tr. die F.M. erhielt. Erwähnen müffen wir noch
die Firmen A. Burger in Dresden für ihren Kartoffelfprit von 95 und 97 Percent
Tr. und W. Stengel in Leipzig für redificirten Kartoffelfprit von 96 und 97
Bereent Er.
Liqueure und Schnäpfe werden in grofsen Quantitäten und zu fehr billigen
Preifen erzeugt, welche gröfstentheils im Lande felbft confumirt, zum Theil auch
nach Amerika exportirt werden.
Unter den vielen Liqueurfabrikanten können wir als von der Jury ausge-
zeichnet hervorheben die Firmen J. F. N agel von Hamburg und A. G. Tönnies
& Comp. von Magdeburg, welche beide für ihre feinen Liqueure mit der F.M. —
Friedrich Lamp von Stuttgart für Getreidekümmel, S. Berfuch von Elbing für
Magenliqueure— Louis Ackermann von Berlin für feine Liqueure — Friedrich
LehmentvonKiel— Seidel& Comp. von Breslau — Saniter& Weber
von Roftock — Hehnes Wtw..von Hamburg, J. S. Keiler von Danzig —
Georg Brofche von’ Berlin — J. W. Peters von Hamburg — C. A. Kochl-
man von Frankfurt —M. J. Fleifchmann von Afchaffenburg — Lauterbach
von Bayreuth — Friedrich Seber von Wiesbaden für Liqueure mit der V.M.
DannA. JülgvonRiegelbach — FriedrichKiefer vonEichftäten —W. Kin g
von Lauterbach — Landauer & Macholl von Heilbronn und Löwenwirth
Aberle vonGutach — diefe fünf für Kirfchwaffer mit der V.M. — endlich H.W.
Drerup von Borghorft für Punfche ebenfalls mit der V.M.
Die Effige Deutfchlands werden gröfstentheils aus Branntwein erzeugt,
und können als Speife-Effig nicht angepriefen werden. — Als Malzwein-Effig liefert
die Firma JofefPoiger von Straubing dasBefte und erhielt dieF.M. — Eine eben-
falls gute Qualität Weinefig wird von G. Neumann aus Würzburg, von Neu:
[chäfer in Ludwigshafen und vom landwirthfchaftlichen Verein in Baiern
erzeugt.
Oefterreich hat als vorwiegender Agriculturstaat in Folge einer
bequemen Befteuerungsweife und anderer günftigen Umftände eine fehr umfang-
reiche Branntwein- und Spiritus- Brennerei, welche hauptfächlich als ländliches
Nebengewerbe, aber auch in grofsen Fabriken mit Dampfbetrieb florirt. —
Merkwürdigerweife haben fich hier im Gegenfatz zu Deutfchland die Anzahl
der Brennereien im letzten Jahrzehent von 28.000 auf 48.970 vermehrt. Vondiefen
find blos 1492 gröfsere Etabliffements, welche in Niederöfterreich (um Wien)
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