Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

DIE 
IHONWAAREN-INDUSTRIE. 
(Gruppe IX, Section 2.) 
Bericht von 
DS RBRMmir Trier 
Mitglied der internationalen Fury. 
Die keramifche Induftrie, deren Leiftungen auf der Wiener Weltausftellung 
in nie gefehen vollkommener Weife vereint zu ftudiren waren, hat eine Beur- 
theilung von zwei wefentlich verfchiedenen Gefichtspunkten zu erfahren. 
Reihen ihre rein technifchen Verfahrungsweifen fie in das Gebiet der 
chemifchen Gewerbe, fo zählt fie, ihrer hervorragend äfthetifchen Seite wegen 
auch zu den wichtigften Zweigen des Kunftgewerbes. 
Die Kunft der Form und der Farbengebung hat von Uralters her den 
gleichen Antheil an dem Zuftandekommen des Thongefäfses gehabt, wie das 
Studium des vorkommenden chemifchen Proceffes, der übrigens zumeift bedingend 
auf die Decoration wirkt, die von ihm alfo bis zu gewiffem Grade abhängig 
erfcheint. 
Der Chemismus, welcher in diefer Induftrie ein fo entfcheidendes Wort 
zu fprechen hat, kann, foweit er fchon das natürliche Rohmateriale betrifft, uns die 
Grundlage einer Eintheilung der einzelnen Zweige der keramifchen Induftrie 
bieten und uns zum Leitfaden durch das Labyrinth des übergrofsen Gebietes 
dienen, das wir hiemit betreten. 
Es ift eigenthümlich und auch fchon hervorgehoben worden, dafs die 
Beftandtheile und Zerfetzungsprodudte der älteften Formationen der Erdrinde in 
der Thonwaaren-Induftrie die fpätefte Verwendung fanden. 
Es find diefs vor Allem die Feldfpathe und Kaoline, das Material für die 
relativ junge, aber weit fortgefchrittene moderne Porzellan- und Fayencetechnik, 
im Gegenfatze zu dem unreinen Töpferthone der Alluvialfchichten, der feit 
undenklichen Zeiten zum irdenen Hausgeräthe geformt, zum Ziegel gefchla- 
gen wird. 
Je nach den Eigenfchaften der verwendeten Rohmateriale und dem ver- 
fchiedenen Feuergrade, dem wir fie ausfetzen, erhalten wir: 
Den poröfen, nur gefinterten Scherben, alfo die Ziegel- und 
Terracotta-Erzeugniffe, dann die glafiırten Thonwaaren, alfo das gewöhnliche 
Töpfergefchirre, die Majolica, die Fayence, das Steingut. 
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