Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

  
10 Dr. Emil Teirich. 
echt zur Fabrication. Unvergleichlich war der neue Ziegel beffer 
als der frühere und dabei mit einem Aufwande von Brennftoff gebrannt, der min- 
deftens 50 Percent unter demjenigen ftand, welcher in Oefen alter Conftruction zu 
hift das Anlagecapital zur Herftellung eines folchen 
verbrennen nöthig war. Freilich api 
Ofens ein gröfseres und zwingt deflen Continuität zur ununterbrochenen Pro- 
dudtion, für welche Abfatzquellen offen gehalten fein müffen. 
Das Affociationswefen, welches allerdings nicht felten die verdorbene 
Blüthe fchwindelhafter Adtiengefellfchaften getragen hat, bemächtigte fich diefer 
Induftrie, wandte ihr die nöthigen Capitalien zu und erhob fie namentlich in Oefter- 
reich und fpeciell in Wien zu einer Entwicklung, die fie, wenigftens mit Rückficht 
auf Maffenproduction und Grofsartigkeit des Betriebes, nirgends fonft zu erreichen 
vermochte. 
Dabei fchritt man auch hier in der Verbefferung der Qualität vor. Führte 
{chon der Arfenalbau zur Erzeugung der erften Verblendfteine aus gefchlämmtem 
Thon und zur Einführung paffend profhilirter Ziegel, um dem Maurer deffen 
Behauen zu erfparen, fo hob fich die ganze einfchlägige Thonwaaren-Induftrie mit der 
Errichtung der Thonwaaren-Fabrik zu Inzersdorf am Wiener Berge, welche im Ver- 
eine mit einem zweiten kleinen Etabliffement in der Nähe Wiens die neu erblühende 
Wiener Architektur kräftigft unterftützte. 
Die gebrannte Thonwaare im Vereine mit dem Ziege] 
auch langfam, fo doch ftetig an Terrain. Die gothifchen Kirchen u 
Gymnafium Schmidt’s, vor Allem aber die befondere Sorg 
Hanfen der Anwendung diefer Bauweife zuwandte und in feiner 
Schule, der griechifchen Kirche, dem Heinrichshof, dem Mufik 
zum Ausdruck brachte; dann endlich Ferftel’s Neubauten des öfterreichifchen 
Mufeums und des chemifchen Laboratoriums der neuen Univerfität bürgerten die- 
felbe ein und trugen nicht wenig zur Hebung der öfterreichifchen Terracotta- und 
machte fie fo r 
  
  
   
     
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vereıns-Lrebaud 
Ziegelinduftrie bei. 
Ehe die, über Oefterreich gerade während der Weltausftellung herein- 
gebrochene, Anancielle Krife auch in diefer Induftrie einen Rückfchlag oder wenig- 
fiens einen momentanen Stillftand hervorrief, mochten die lei 
allein, das heifst jene Etabliffements, die vorzugsweife ihre Produc 
Hauptftadt abfetzen, eine Fläche von circa 2500 öfterreichifchen | 
an 15.000 Arbeiter befchäftigt haben. Das hiebei engagirte Capi | 
18 bis zo Millionen Gulden zu veranfchlagen fein und beträgt derzeit die jährliche 
Produdtion an Ziegeln für den Wiener Markt rund 450 Millionen Stück. 
  
  
  
  
Welcher koloffalen Menge von Mauerwerk entfpricht diefes enorme Quantum 
von Ziegeln, deren Dimenfionen faft die gröfsten unter den überhaupt üblichen find. 
Noch heute ift das Ziegelmafs durch ein Landesgefetz 
Wiener Zoll (290..140.065 Millimeter) normirt. Hoffen wir, dafs 
des metrifchen Mafses die völlige Reorganifation unferes etwas veralteten Bau- 
gefetzes nach fich ziehen wird, als deffen Grundlage wohl nur das norddeutfch 
Normal-Ziegelmafs (250.120. 65 Millimeter) wird angenommen were 
Mit Einführung diefes wefentlich redueirten Mafses wird der Ziegelfabric: 
erneuter Impuls gegeben werden. Namentlich iteht zu erwarten, dafs die mannig- 
faltigen Schwierigkeiten bei der Erzeugung von Mafchinenfteinen (von der noch 
heute üblichen enormen Gröfse) fortfallen und zu Guniten eines befferen Fabr 
werden zu beheben fein. Dann wird aber auch das theilweife gan 1 
fertigte Vorurtheil gegen den Mafchinenziegel hier ebenfo fchwinden, wieesander 
Orts bereits gefchwunden ift, wo die Mafchinenarbeit alle Handarbeit fchon ver- 
drängt hat. 
Uebrigens find die Fortfchritte, welche die Einführung der Mafchinenarbeit 
in die Ziegelinduftrie in den letzten fünf Jahren gemacht hat, ga 
Seit 1864, wo auf den berühmten Werke ı Heinrich Drafche’s die erfte Hertel’fche 
Ziegelpreffe in Oefterreich zur Thätigkeit kam, hat fich diefes Syftem, be de 
  
   
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