Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

Die Thonwaaren-Induftrie, 13 
Was in Oefterreichs Abtheilung hie und daan Terracotta-W 
war, erhob fich kaum über das Mafs des Allergewöhnlichften; es waren diefs 
Erzeugniffe, die für die Entwicklung unferer Architektur ohne Bedeutung find und 
nur locale Verwendung finden können. Gewöhnlich find die Formen ftumpf und 
ohne Verftändnifs modellirt, wie beifpielsweife der vom Fürften Schwarzen- 
berg gebrachte Terracotta-Brunnen. 
Unter den ungarifchen Ausftellern hatte W. Zfoln ay inFünfkirchen einige 
gelungene Stücke gebracht, doch hat auch diefe Fabrication, welche neben jener 
des Steingutes betrieben wird, keine Ausdehnung noch gewonnen. 
Gute Ziegelerzeugniffe trafen wir aus allen Theilen der Monarchie, freilich 
oft fichtlich als Ausftellungsobject gearbeitet. 
Der Mangel an brauchbaren Verblendfteinen if jedoch ein allgemeiner, 
nirgends aufser in Wien felbft werden diefe erzeugt, trotzdem dafs an manchen 
anderen Orten ein herrliches Rohmateriale zu Gebote ftünde. 
Unter den ausgeftellten Dachziegeln fanden fich mehrere mit Mafchinen 
erzeugte, dann aber zumeift auf der Handdrainröhren-Preffe hergeftellte. Namentlich 
Ungarn ift ein Abfatzgebiet für folche wellenförmige Dachziegel, die fich in den 
deutfch-öfterreichifchen Ländern keinen Eingang verfchaffen können. Urfprünglich 
eine Form, die denNiederlanden entftammte, ift fie geeignet, ein flaches, leichtes 
Dach zu geben und leitet das niederftrömende Regenwaffer fehr gut ab. Gegenüber 
den hierzulande gebrauchten „Biberfchwänzen“ haben diefe Ziegel auch noch den 
Vortheil, dafs fie durch Sturmwinde nicht leicht aufgehoben und zerbrochen werden 
können. Von den übrigen, oft etwas bizarren Formen unter den Dachplatten hat 
uns keine als befonders praktifch gefallen können. 
aare ausgeftellt 
Auch dem fogenannten Kettenziegel vonFreund undeiner ähnlichen Idee 
eines zweiten Ausftellers, die Backfteine zu dübbeln oder durch fchwalbenfchweif- 
= 
förmige Einfatzftücke zu verbinden, können wir keine praktifche Verwendbarkeit 
zufprechen. Alles fchon dagewefen! Sehr feltene Fälle ausgenommen, wird ein 
damit hergeftelltes Mauerwerk zu koftfpielig, da die Fabrication paffend in ein- 
ander gefugter Ziegel im Grofsen ftets fchwer überwindbare Hinderniffe in der 
Schwindung des Thones findet. 
Die Fabrication von Drainageröhren hat, nachdem die Landwirthfchaft 
nicht mehr ihr einziges Heil in einer Drainage aller Böden fucht, nicht nur in 
Oefterreich, fondern allenthalben vielfach fich vermindert. 
England, deffen Terracotta-und Ziegelinduftrie einefo bedeutende Aus- 
dehnung und in mancher Richtung auch Vollendung erreicht hat, blieb uns di 
Nachweife über die in letzter Zeit gemachten, nicht unwefentlichen Fortfchritte, 
diefsmal fo gut wie fchuldig. 
Das Wenige, was Dulton and WattsinLambethan Terracotten austtellte, 
reicht nicht an feine Leiftungen, die er beifpielsweife mit der Amazonenvafe in Lon- 
don 1871 aufwies. Das, was er brachte, ift übrigens aus guter, fehr harter, wetter- 
beftändiger Maffe, nur etwas ftumpfausgeformt, dagegen von einernichtunangenehm 
gelblichen Farbe. Hinfichtlich der Modellirung ftanden feine, wie alle englifchen 
Erzeugniffe diefer Art, weit hinter den deutfchen und öfterreichifchen zurück. 
G. Jennings & Comp. in Lambeth, die bekannte Firma für fanitäre 
Waare, ftellte neben ihrem Steingut gleichfalls einige Stücke Terracotta, meift 
architektonifche Gliederungen, Capitäle und Aehnliches aus. Maffe und deren 
Behandlung war die gleiche, wie die eben vorhin befprochene. 
H.Dulton & Company in Lambeth, die Schwefterfirma der erften, brachte 
eine intereflante Collection der fogenannten blue metallic bricks oder Eifenziegel, 
ein äufserft dichtes Materiale, das dem der Münchner Pflafterplatten an die Seite 
zu ftellen ift. Der rothe, ftark eifenfchüffige Abraumthon der Staffordfhire-Gruben 
fintert durch geeignetes fcharfes Brennen in der Redudtionsflamme des Terracotta- 
Ofens zu einer feften, klinkerartigen Maffe andene Eifen- 
  
d 
,‚ deren Oberfläche das entft 
 
	        
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