Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

  
Die Thonwaaren-Induftrie, 15 
Im Mittelpunkte des Halbkreifes der Exedra ftand auf hohem Piedeftal 
die vorzüglich modellirte Geftalt der Germania in gelber, warmfärbiger Terracotta, 
eine anerkenneswerthe Leiftung in jeder Hinficht. 
Noch wollen wir auf die Mofaik-Fufsboden-Plättchen aufmerkfam machen, 
welche, zum Deffin zufammengelegt, von fchöner Wirkung waren. March hat in den 
letzten Jahren gerade in diefem Zweige der Technik entfchiedene Fortfchritte 
gemacht. 
Nicht das gleiche Vorwärtsgehen illuftrirte das Object der alten und beft- 
renommirten Fabrik von Auguftin, jetzt Laubaner Actiengefellfchaft für 
Architektur, Thonwaarenund Kunftziegel-Fabriken. Zwarwarauch 
hier die Qualität der ausgeftellten Ziegel und Bauornamente, die zu einem fchönen 
Verblend-Mauerwerke an dem ausgeftellten Porticus vereint waren, eine tadellofe 
wie wir fie von diefer alten Fabrik zu fehen gewohnt find, welche wefentlich mit 
dazu beitrug, in Deutfchland den Rohbau-Stil von Neuem einzubürgern und 
welcher die Architektur wohl zuerft feit 1854 ein richtiges Materiale hiefür ver- 
dankt, aber ein Fortfchreiten in der eingefchlagenen Bahn, namentlich aber eine 
Vervollkommnung der glafırten Terracotta-Waare zu Bauzwecken ift nicht zu con- 
ftatiren und die ganze Gefchmacksrichtung des Ornamentes hat eben feit den 
letzten Jahren auch nicht gewonnen. Hier wie fo oft, ja wie faft immer, tritt die 
merkwürdige Erfcheinung zu Tage, die auch beifpielsweife in der Bronce- und Möbel- 
induftrie eben auf der Weltausftellung zu beobachten war, dafsmit dem Uebergange 
eines Gefchäftes in die Hände einer Actiengefellfchaft zwar deffen Betrieb erweitert, 
die technifchen Verfahrungsweifen vielleicht ab und zu vervollkommnet werden, 
dafs aber die künftlerifche Seite der Induftrie vernachläfligt und auf Koften einer 
angeftrebten Maf enprodudtion von Mittelwaare hintangefetzt wird. Und doch 
wären folche Gefellfchaften eben durch die gröfseren ihnen zu Gebote ftehenden 
Mittel berufen, durch Heranziehen eminent künftlerifcher Kräfte tonangebend 
bei Hebung der äfthetifchen Seite unferer Kunftinduftrie zu wirken. 
DieGreppiner Werke, bekannter als jene von A. Stange in Bitterfeld, 
haben alle Anftrengungen gemacht, ihr Fabricat zur Geltung zu bringen, und eine 
grofsartige Säulendecoration im Zufammenhange mit Fagaden-Rohbau zur Aus- 
ftellung gefandt. Sie haben damit den Beweis eines recht’ fleifsigen Fortarbeitens 
gegeben. Die ausgeftellte Fontaine mit badenden Kindergeftalten wollte uns zwar 
inCompofition und Modellirung weniger gefallen, war aber als Terracotta ein ganz 
elungenes Stück Arbeit. Auch hier war die verwendete Maffe hart gebrannt und 
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dicht,.von angenehm warmer Farbe. 
Den Uebergang zur Steinzeug-Maffe bildet das dichte, ftark gefinterte Materiale, 
das Villeroy & Boch in Mettlach zu ihren Terracotta-Waaren verarbeiten. Die 
Modellirung, die verfchiedenen fteinähnlichen Töne des Materiales, die Vereinigung 
mehrfärbiger Maffen an einem Stück, an Medaillen und Wand-Verkleidungs- 
platten, an denen das Relief von verfchiedener Farbe als der Hintergrund gehalten 
ift, kurz die ganze hieher gehörige Ausftellung des ftrebfamften und bedeutendften 
aller deutfchen Thonwaaren-Fabrikanten zeugte von befter Gefchmacksrichtung und 
einem eingehenden Studium des Materiales, das vorzüglicher nicht gedacht 
werden kann. 
Eine ganz fehenswerthe Collection von Terracotta-Figuren und Poftamenten, 
meift beflimmt zum Schmuck von Gärten und Veftibulen fandte C. L. Thor- 
fchmidt & Comp. aus Dresden ein. Mit einer guten gelblichen Maffe von fehr 
reinem Farbenton war eine lobenswerthe Auswahl der Modelle und forgfältige 
Retouche der ausgeformten Figuren und Vafen etc. verbunden. Auch die im 
warmen Zuftande mit heifsen Lackfarben eingelaffenen Poftamente u. f. w., denen 
das Anfehen eines Bronce- oder Eifengufses gegeben war, fahen weit beffer aus, 
als diefs bei ähnlichen Imitationen fonft der Fall ift. 
J. Schwarz in Nürnberg brachte ein eigenthümliches Produdt von Terra- 
cotta, welcher fein gemahlene Speckftein-Maffe, die Abfälle feiner Gasbrenner und 
 
	        
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