Die Thonwaaren-Induftrie, 37T
Die fchon genannte Societe anonyme des terres plaftiques
et produits refractaires dAndenne fellte vorzüglich Intereffantes aus.
Abgefehen von den gewöhnlichen feuerfeften Producten von fehr dicht und rein
gearbeiteten, dünnwandigen Gasretorten und ihren anerkannt guten feuerfeften Zie-
geln zum Preife von 35 Francs für 1000 Kilogramm, für Beffemer- und Siemensöfen,
brachte die Fabrik Condenfationscylinder von ı Meter Höhe auf ı Meter Durch-
meffer aus fteinzeugartiger Maffe zum Preife von 85 Francs das Stück, dann eine
fehr fchön gearbeitete Salpeterfäure-Cascade für die Schwefelfäure-Fabrication
zu dem fehr billigen Preife von 130 Francs. Ueberhaupt zeichnen fich belgifche
feuerfefte Waaren durch befondere Billigkeit aus, die ihnen den weiteften Markt
und einen ganz bedeutenden Export fichert. Alljährlich bezieht auch die Wiener
Gasfabrik den gröfsten Theil ihrer Retorten aus Belgien.
Smal-Smal& Comp., gleichfalls in der Provinz Namur gelegen, brachten
Probeftücke enormer Hohöfen-Geftellfteine zur Anficht, die hart und feft von
der Aufsenfeite, homogen und fcharfkörnig an der Bruchfläche fich zeigten.
Noch feien erwähnt: Die Fabricate von de Lattr e & Comp. zu Seilles
Charleroi und eine kleine Sammlung von Zinkdeftillations-Retorten, erzeugt auf
der hydraulifchen Preffe von J. N. Dor, dem Director der Fabriken zu Ampfin.
Gröfsere Dauerhaftigkeit, refpedtive Dichte des Productes, Billigkeit und
Schnelligkeit der Erzeugung find Vortheile diefes zwar neueren, aber fchon
praktifch vielfach erprobten Verfahrens zur Herftellung diefer Retorten.
England hatte von feiner hervorragenden Induftrie in feuerfeften Tbon
waaren fo gut wie gar nichts gefendet.
Die grofsartigen fchottifchen Fabriken waren ferne geblieben und die
Dinasfteine von Glamorganfhire fehlten gänzlich. Die grofsen Diftride von
Stourbridge und Newcaftle, die allein jährlich 120 Millionen Stück feuerfefter
Ziegel erzeugen, waren nicht vertreten.
Und doch ift Englands Import an folchen Waaren nach Oefterreich nicht
unerheblich, und find namentlich deffen Dinasfteine für unfere modernen Stahl-
Schmelzproceffe faft immer noch die einzig brauchbaren.
Dulton & Watts brachten Proben ihrer Schmelztiegel aus fibirifchem
und öÖfterreichifchem Graphit für die höchften Hitzegrade, und ftellten folche
gebrauchte Stücke aus, die bereits ıo bis 15 Mal die Stahlfchmelzung beftan-
den hatten.
Die Zufammenfetzung derfelben variirt natürlich je nach der beabfichtigten
Verwendung und wird vom Fabrikanten derfelben genau angepalst.
Ueberhaupt verdrängt der Graphittiegel rafch alle anderen bisher gebrauch-
ten Sorten von Thontiegeln und folche von Eifen. Gleichförmige Wandftärke,
Dichtigkeit der Maffe und gutes Wärme-Leiftungsvermögen find die vorzüglichften
Eigenfchaften von Dulton’s Tiegelfabricaten.
In gleicher Weife, und wohl von derfelben Qualität, wenn auch verfchieden
in der Zufammenfetzung, find die bekannten Schmelztiegel von John Hynam in
Deptford, welche namentlich zum Schmelzen von Gold und Silber treffliche
Eignung zeigen.
Faft unbegreiflich ift es, warum Oefterrei ch nicht ernftlich an die Fabr;-
cation der Graphittiegel gehen will. Das gröfste, zwingendfte Bedürfnifs danach
liegt vor, treffliches Rohmateriale in Hülle und Fülle bleibt unbenützt. Erinnern
wir nur an die in Gruppe ausgeitellt gewefenen Graphite Böhmens, Mährens,
Steiermarks und Niederöfterreichs. A. Genthein Liechtenau bei Gföhl, Fürft
Schwarzenberg in Schwarzbach (Böhmen), Eggert & Comp. in Mugrau
(Böhmen), Fr. Freiherr v. Kaiferftein in Raabs, Gewerkfchaft „See gen
Gottes“ in Kunfadt (Mähren), Graf. Twerke in Fochtauern Oberfein - die
St. Lorenzer Graphitgewerkfchaft und der Kallwan ger Bergbau in Leoben
(Steiermark), feien in bunter Reihe hier nur angeführt, um das Gefagte zu illuftriren.