Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
    
  
  
    
   
  
    
   
   
     
   
     
  
  
    
285 Dr. Emil Teirich. 
und eines bedeutenden technifchen Könnens. Die alten Handwerks-Bräuche wurden 
neu belebt, immer neue Verfahrungsweifen entdeckt und alle Kunftfertigkeit bis 
ins Feinfte und Letzte eingeübt und getrieben. Auch Robbia blieb bei der 
urfprünglich nur weifsen Glafur nicht ftehen, und bald trat er, als Cofimo von 
Medicis ihm die Decoration feines Schreibgemaches mit glafırten Thonplatten 
übertrug, an diefem allgemein bewunderten Werke mit färbigem Ueberzug der 
Platten hervor. 
Die vielfachen Ausführungen Robbia’s, meift Medaillons, Brunnen und 
dergl., mit naturalifiifch bunten Fruchtkränzen umrahmt, find zumeift erhalten und 
ein häufiger Schmuck unferer Mufeen. 
Die Ausftellung zeigte uns die Weife des alten Italieners in einem treff- 
lichen Majolicabrunnen aus der Inzersdorfer Fabrik bei Wien und in mehreren 
Medaillons bei Ginori und anderen Thonwaaren-Fabrikanten Italiens, un 
denen Minghetti's Madonna und Farina’s Toilettetiich am meiften in di 
Augen fielen. 
Robbia’s Familie empfing als Erbtheil feine künftlic 
ängftlich durch ein Jahrhundert bewahrte, immer die gleiche Weife und Art des 
Grofsvaters beibehaltend. 
Nach und nach aber verfchwindet die ftilgemäfse und befcheidene Behand- 
lungsweife des Reliefs und der Farbe. Immer reicher wird die zu Gebote ftehende 
Farbenpalette. Die erfte Periode der eigentlichen echten Majolica ift von 1500 bis 
1538 zu rechnen, bis 1574 blüht diefe Kunft unter Herzog Guidobaldo’s II. Regie- 
rung und verfchwindet fpäter wieder vom italienifchen Boden faft ebenfo rafch als 
fie gekommen. 
  
   
   
Der von der Mezzamajolica ftammende metallifche 
Oberfläche verfchwindet zur Zeit der Blüthe diefer Kunft, die 
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Decorationsweife macht der reinen, freien Formenwelt der Renaiffane 
und nur Maeftro Gubbio verfolgt noch weiter die Kunft, Metall 
zubringen, in der er auch wirklich ungemein Vollkommenes leifte 
franzößfche und italienifche Teller und Vafen erinnerten im Induftrie 
Speecialität des alten Meifters. 
So erfreut fich die Majolica bald allgemeiner Beliebtheit, entwick 
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Decorationsweife vom Ornament in das Figurale und vervollkommnet und variirt 
ihre Formen in dem Mafse, als der allgemeine Gebrauch folcher Gefäf 
Die berühmten Künftlernamen Francesco Xanto, ÖOrazio Fon 
Franco und Rafael dal Colle find mit diefer Technik unzertrennlich. I 
als die gröfsten RKunftwerke ihrer Art betrachteten zwei Vafen in der 
von Loretto find das gemeinfame Werk der drei Letztgenannten. 
Chriftine von Schweden wollte dafür bekanntlich das gleiche Gewicht in Gold 
bezahlen. 
Der Stil der Majoliken geht aber allmälig in den Barockismus über, die 
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Herzoge von Urbino verlieren das Intereffe an diefer Kunft, die folcher Protedtion 
nicht entbehren kann und fie verfällt. Form, Malerei und Technik finken 
      
  
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mäfsig, wenn auch die Erzeugung, welche fpäter fchon faft zur Maffenprodudion 
wird, noch fortfchreitet. 
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Die Verfuche zu Neapel und zu Caftelli im XVII. Jahrhundert und die Be- 
  
frrebungen zur Hebung diefer Kunft im Caftel Durante noch im XVII. Jahrhundert 
blieben erfolglos. \ 
Während die Majolica folche Phafen der Entwicklung, der Blüt 
Verfalles in Italien durchläuft, hat fich diefe Kunftfertigkeit unter F 
Frankreich durch die Berufung eines Mitglie 1 t 
nach Paris verbreitet. 
In Frankreich aber entwickelte fich die Technik der 
wahrfcheinlich angeregt durch deutfche (Nürnberser) Vorb; 
des XVI. Jahrhunderts durch Bernhard Paliffy im e 
     
   
  
   
  
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