AA Dr. Emil Teirich.
hand völlig mangelt. Hinfichtlich der Fabrication fteht die Bonner Fabrik mit auf
der erften Stufe und reiht in die beftgeleiteten, fehr gut eingerichteten
Etabliffements Deutfchlands.
Die deutfche Fayence-Induftrie arbe itet vielfach für den Export, manchmal in
eigenthümlichen Specialitäten, wie diefs z.B. die Steingut-Fabrik Damm in
Afchaffenburg thut, deren Befitzer (Marzell) ungeheure Mengen von türkifchen
Kaffeefchalen zu Spottpreifen, in bunten Farben glafırt, nach dem Oriente liefert.
Eine weitere Specialtät der Steingut- fowie Porzel lanfabrication Deutfch-
lands ift die Erzeugung von Be für die Uhreninduftrie der halben Welt,
befonders aber für Baden. Uechtritz & Faift aus Schramberg in Württemberg
brachten hievon eine Probe. Schlimmeres in Form und Zeichnung ift nicht zu
denken. Hierin ift noch abfolut kein Fortfchritt zu erkennen und doch wäre mit
einem Dutzend guter Zeichnungen der ganzen Induftrie geholfen. Einige der grün
glafirten Steingut-Service derfelben F abrilk ‚ meift höchft naturaliftifch in der Form,
find übrigens ganz gut gerathen. Auch diefe letztere Fabrication wird als Specia-
lıtät andelt und im Großen getrieben. Die Preife diefer Fabricate find faft
durchgehendsbillige, die Maffe meift fehr g gutund dicht, fogenanntes Halbporzellan,
B. Schai bie & Comp.in Zell am Harmersb ach brachten weifse, anfpruchs-
lofe Fayencen aus ihrer erft kürzlich errichteten Fabrik, grün und gelb decorirt,
von untergeordneter Bedeutung.
Von ordinär glafırten I Töpferw aaren nationalen Uırfprunges hatte Deutfch-
land Weniges und nur Lückenhaftes gefandt.
Wie dankbar wäre doch die Aufgabe gewefen, aus den deutfchen Gauen
die fo höchft verfchiedenen und hochintereffanten Typen der landläufigen Thon-
waaren-Induftrie zufammenzutragen, in de :r fich fo en, Eigenthümlichkeit des
Volkslebens fpiegelt, die oft fo innig mit Brauch und Sitte des Landbewohners
im Zufammenhan 5° Tteht.
Fleifchmanns Kunftanfttalt plaftifcher Gegenftände hatte
nur wenige, aber theilweife recht gute Nachbildungen altdeutfcher Gefäfse aus
er Nürnberger Töpferkunft ausgelegt. Beffer als die fklavifche
der Blüthezeit d
Imitation diefer. in vieler Hinficht etwas roh behandelten Gefäfse, hätte uns ein
Durchbilden der alten Formen. ein Zugrundelegen derfelben für moderne
Schöpfungen gefallen. Fleifchmann’s Streben bleibt nichtsdeftoweniger ein Ver-
dienftliches, ni wäre es noch weit mehr, wenn die Wahl der ängftlich nach-
gebildeten en eine forgfältigere wäre.
F.Müller aus Kamenz (Sachfen) machte uns mit den dort gebräuch-
lichen, braunen dere en und Milchgefäfsen bekannt. W. Lampe & Comp.
in Mecklenburg-Schwerin brachten neben befferer Steingut-Waare auch Gegen-
ftände des fpeciellen Hausgebrauchs der Gegend. H. Wiek in Marburg (Heffen-
Naffau) ftellte eine fehr charakteriftifche ordinäre Thonwaare, rothbraun und grün
glafırt aus, eine Art von Bauernmajolica.
Auch die fchon genannten Uechtritz & Faift brachten eine ganze
Reihe von ordinärfter Fayence für den Gebrauch der länc ich ıen Bevölkerung,
zum Theil dem öfterreichifchen Gefchmacke Rechnu ıng tragend.
Hätte nicht eine gewiffe Neugierde und, faft möchten wir fagen, Pietät uns
getrieben, zuerft Umfchau im engeren und weiteren Vaterlande zu halten, wir
hätten Oefterreichs Induftrie und die Deutfchlands dem Range nach erft in dritter
Linie zu betrachten gehabt.
Vielleicht ift unfer Urtheil über die heimifche Induftrie aber günftiger aus-
gefallen, weil wir Englands herrliche Leiftungen dabei noch nicht ganz nahe
h
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ins Auge fafsten, weil wir nur erft einen flüchtig
mitunter bedeutenden Arbeiten Frankreichsm
en Blick auf die künttlerife
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chten.
Schon im äufseren Arrangement imponirt Englands Fayence-Induftrie im
Verein mit deffen Porzellanausftellung im Induftriepalafte. Welche Fülle des