Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

BE "WERE 
  
  
   
   
   
  
  
  
   
    
   
  
  
   
   
    
    
   
  
  
  
   
   
   
  
   
   
  
   
  
  
   
  
   
   
  
   
   
   
   
    
   
   
   
   
  
     
  
    
  
  
   
   
  
18 Dr. Emil Teirich. 
Fortfchritt in der künftlerifchen Behandlung des Porzellans zuzufchreiben ift, 
fo hat bei uns das öfterreichifche Mufeum für Kunft und Induftrie ein unleugbares 
Verdienft um die Verbefferung der Gefchmacksrichtung. Diefs gilt ebenfo von der 
Bronce- und Möbelinduftrie als von der Poterie. Auch unfere moderne Por- 
zellaninduftrie beginnt das Streben der alten Wiener Fabrik endlich wieder aufzu- 
nehmen, das alte chinefifche Formenwefen auszurotten und den Stil des Porzellans, 
il wenigftens jenen der Gebrauchsgegenftände zu regeneriren. 
An Die Formen der anderen Zweige der Thonwaaren-Induftrie können uns 
ih N I hierin zum Vorbilde dienen. Grofse Variationen, ganz neue, bisher noch Se 
Ill ji angewandte Gefäfsprofile für das Gefchirr zum häuslichen Gebrauche werden wi 
in freilich nicht in grofsen Mengen finden. Es ift zudem ganz eigenthümlich, wie M 
I ıoj\) den verfchiedenften Ländern manche Gefäfsformen fich unabhäng ; von einander 
"ln und doch fo vollftändig ähnlich durch die Hausinduftrie zu entwickeln ver- 
BIN mochten, um endlich als anerkannt praktifch und dem Zwecke völlig ent- 
I fprechend, mit erftaunlicher Confequenz durch Jahrhunderte unverändert fort- 
| erhalten zu bleiben. Diefs ift natürlich mehr der Fall, wo die Segnungen unferer 
Hill überfeinerten Civilifation noch nicht durch das Gefchenk der Mode die natür- 
HIN li liche Kunftrichtung aus ihren Bahnen gedrängt haben, wo nicht! eine fpeculations- 
kes arbeiten konnte. 
  
  
| | füchtige Fabrication an der Verderbnifs des Gefchmac 
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Von dort her aber müffen wir unfere Urformen holen, an denen dann 
freilich nur Weniges durch Verfeinerung der Profillinie, durch Modellirung und 
     
     
  
Anfatz des Henkels zu ändern fein wird, wenn nicht wieder die Bef 
z des Gefäfses ganz oder theilweife der Form geopfert w erden foll, wenn 
| Eigenfchaften des ficheren Aufbewahrens und Entleerens von feften oder 
a ) Körpern die fra agba arkeit und handliche Geftalt, wenn die leichte Rein ltung 
Er a oder die Stabilität des Gefchirres nicht leiden foll. Beim Nutzgefäfs — das 
7 fehen wir — bleibt für den Künftler kaum viel mehr als die Fläche zur An- 
MN | bringung feiner Decors. 
| Anders verhält fich’s mit dem Ziergeräth. 
Hier mag gröfsere Freiheit gelten, hier fall 
Phantafie des Decorateurs. Aber auch hier möchten wir glauben, dafs ein Al- 
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"Hl zuviel fchaden könnte. Meift fehlen unfere Künftler darin, dafs der ganze 
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en manche Schranken für die 
    
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Körper des feinen Porzellans mit der farbigen Decoration gedeckt und damit 
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deffen fpeciffche, gute Eigenfchaften maskirt werden und verloren gehen. »0 
fehr daher farbige Decoration des Porzellans gewünfcht werden mufs, 10 
darf diefelbe, glauben wir, doch nie fo weit gehen, den ganzen disponiblen 
Raum zu en Stets foll der natürliche Ton des Materiales auch als der 
' wirkliche Träger des Ornamentes zur Geltung kommen. In diefem Sinne wären 
| dann freilich die über und über bemalten Fayencevafen eines Ginori ebenfo ver- 
   
  
  
werflich wie gewiffe Porzellangefäfse, die z. B. Denk ganz mit einer Imitation 
von Champ-lev&e Email überzogen hat, fo fehr wir auch das Verdienftliche 
der gelungenen, höchft fubtilen Ausführungsweife anerkennen müffen. 
Wir kommen hiebei auf die Terracotta Imitation von Worcefter zurück 
die wir bereits tadelnd erwähnten und müffen als Beifpiel einer ähnlichen Ver 
I | irrung die ganz übergoldeten Henkel und Gefäfse von Fifcher und Mieg ode 
R hin) die grofse Vafe der kaiferlich ruffifchen Manufactur anführen. Hier wird der 
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ganze Charakter des Thongelfchirres Ber und die Illufon einer Gold- 
I | | nn Broncemontirung ‚angeftrebt, wobei ı atürlich: der beftehende innere 
I | | ufammenhang der Theile geleugnet ift. 
ii N | Die moderne Anfchauungsweife differirt, wie wir mit Ne ügen 
I, tiren konnten, bereits entfchieden mit der alten, das Porzellangef: 
| fchon feltener lediglich zum Träger eines Bildes, einer, mit ale, 
in ausgeführte n Malerei benützt, fondern es verfolgt in 
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iner mehr gegliederten Form den Selbftzweck, es betont ın der Contour 
fehon das 
  
innerfte Wefen. 
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