Die Thonwaaren-Induftie. 19
Damit ift freilich noch nicht gefagt, dafs Fehler in diefer Richtung nicht
mehr häuig genug begangen werden. Die Ausftelluing wimmelit
Beifpielen diefer Art, von Gefäfsen der unbrauchbarften Formen,
in der planlofeften Weife mit Landfchaften, Blumenftücken,
Porträts.
Einem wilden Naturalismus ift dabei Thür und Thor geöffnet, ftilvolles
Ornament findet fich felten vor, das rein decorative Flächenornament hat
noch immer nicht feine ausfchliefsliche Anwe ndung gefunden, das plaftifche
tritt noch allenthalben auf. Erfreulicher ift im All Igemeinen aber das Fort-
fchreiten in der Anwe he der Farbe zur Decoration des Gebrauchsporzellans,
das a ‚en der verzopften Sucht nach rein weifsen Stücken, die ein Kunf-
ftück der Fabrication ftets find, aber vom Kunftwerk nicht felten weit entfernt
itehen.
noch von
aber geziert
Hiftorienbilder und
Betrachten wir beifpielsweife die Theile des Theefervices, welche uns
die Berliner königliche Manufactur als Neueftes bringt. Die Modellirung ift
in der harten Maffe zum Erftaunen fein durchbildet, die Formen find Fehaee
geblieben im Brande, die Glafur hat die delicateften Formen, die zarteften
Reliefs gefchont, aber mit ihrem kalten Weifs zugleich den ganzen Effedt
getödtet. König Ludwig von Baiern, über deffen befondere
8 Beftellung erft
vor wenig Monaten diefe
Ausführung vorgenommen wurde, thäte gut, der
Farbe ihr Recht einzuräumen und das weifse Stück durch feine Münchner
Biene r weiter decoriren zu laffen. Freilich bietet ihm dazu der gewifs unglück
lich gewählte Zopfftil des Ganzen wenig gute Gelegenheit.
Als eine Klippe für den Porzellanfabrikanten hat fich noch immer die
Anbringung der Glafur gezeigt, die namentlich auf dem englifchen Porzellan
von einem ausgezeichneten, oft aber fehr ftörenden, für die Decoration der
Gefäfse aufserft fchädlichen Einfluffe ift. Das Glanzlicht [chädigt das Ornament
am meiften dort, wo die plaftifche Verzierung angewendet wurde und die
Refl lexwirkung fich mehrt. Diefe letztere zu erhöhen, bemühen fich einzelne
Fabrikanten auch noch mit einer profufen Anwendung eigenthümlicher Emails
und Luftres, die namentlich auf plaftifchen, figuralen Darftellungen ganz unbe
dingt eine verwerfliche Richtung bezeichnen. Ein fo vorlautes, rückfichtslofes
Hervordränge en der eigenthümlichen Technik und ein völliges Zurückdrängen
der Form ift entfchieden unftatthaft. Die Bellek - Company und andere mehr
i
verfallen in diefen Fehler, wenn fie, um mit ihrem eigenthümlichen Luftre zu
brilliren, Alles damit überziehen. Namentlich findet diefer Ueberzug auf Parian-
maffe ftatt; erift eine Imitation deraltmaurifchen Technik der Metallluf ıftres, wenn
auch hier nicht foweit gegangen wird wie im Orient.
Die modernfte rasen diefer gefärbten Metallluftres verdanken
wir dem Franzofen B
Verfah y kennen un«
(Gold, Wismuth, Cobal
1
bare fchwachesI
ianchon. Jetzt ift es eine Reihe von Fabriken, welche das
r . . .. .
durch Auftrag leicht reducirbarer Metalllöfungen
c.) im Gemenge mit einer Terpentin oder Oelforte und
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verfchiedenartig gefärbten Luftres zu erzeug
rianchon’s Ausftellung die reichfte, und zeigte eine
iche Heteikherung feiner Farbenfcala um mehrere fchöne Mitteltö:
en auc ha n diefem Jahr
neuer
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1:
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le chem Sinne wird gefehlt bei Anbringung 4a Vergol dung. wi ir haben
beim Ueberzuge ganzer Gefäfse oder ganzer Theile derfelben
lbft wo nicht fo weit darin gegangen wird, Ka zu grofse
länzend ı
Flächen mit g lirtem Gold überzogen; ein Vorgang der ganz unfehlbar
die Form des Gefäfses vernichtet. Beffer verwendbar wäre hier eine matte Ver-
goldung, die aber, fo wenig haltbar eine folche überhaupt herftellbar ift, noch
dadurch leidet, dafs beim geringften Gebrauche die hervorragenderen Theile der
Form fich glänzend poliren, womit dann alles verdorben Beifpiele diefeı
falfchen Art der Decoration fanden fich auf der Ausftellung in Menge, namentlich
in der öfterreichifchen und deutfchen Austtelluı g.