80 Dr. Emil Teirich.
ft in der jüngften Zeit wieder ftark in Aufnahme, namentlich in
Ein er
die fchönften Effedte
üngland gekommenes Verfahren der Decoration, welches
erreichen läfst, ift der Päte - fur - päte - Auftrag, urfprünglich eine chinefifche Erfin-
dung, fpäter, aber fchon vor längerer Zeit, mit Erfolg von Stvres imitirtund von dort
durch den Modelleur-Salon im Jahre 1871, nach der Aufhebung der Fabrik, in
Minton’s Atelier übertragen. Auf einem matt gefärbten Untergrund wird nach
Herftellung des Stückes im rohen, ungebrannten Zuftande ein plaftifches Ornament
oder Figuren in der Weife aufgetragen, dafs man die ungefärbte Grundmaffe in
Waffer auffchlämmt und mit dem Pinfel in dünnen Lagen aufeine farbig emaillirte
Fläche aufträgt. Nach dem Brande verfchmilzt das aufgelegte Ornament, und war
die aufgetragene Maffe nicht allzu dick geformt, fo wird beim auffallenden Lichte
die Zeichnung des Auftrages fich fo geben, dafs die dickeren Stellen das Licht
die dünner Aufgetragenen, wo der farbige Untergrund durchfchimmert, d
Schatten geben.
Eine andere Specialität, aber wenig geübt, ift die Erzeugung der Päte
changeante, gleichfalls einer franzöfifchen Erfindung, die der Alles imitirende
Minton nach England verpflanzte. Die bei auffallendem Lichte grauliche Maffe
wird herrlich purpurroth bei Kerzenlicht. Zwei prächtige Candelaber und Tafe
auffatz von Sövres ausgeftellt, z
1e
eigen am fchönften diefen überrafchenden Effedt.
Freilich ift dergleichen technifch hochintereffanten Verfahren begreiflicher Weife
ein eigentlich künftlerifcher und decorativer Werth abzufprechen.
Erfreulich find die gelungenen Ausführungen in Parianmaffe, welche nament-
lich in England fich als treffliches Materiale für plaftifche Werke bewährt hat i
denn überhaupt die englifchen Fabriken in Auffindung‘ der verfchiedenartigften
Techniken fich gegenfeitig zu überbieten trachten.
Parian ift eine ftark mit Feldfpath verfetzte, weiche Porzellanmaffe,,
durch den Brand zu fanften Tönen gefärbt und mit oder ohne Glafur angewaı
Die gelungenen figuralen Darftellungen in diefer „Elfenbein-Maffe* erfreuen
durch die wohlthuenden warmen Reflexe des an den Kanten und Contouren
phanen Körpers. Parian fo wie das Porzellanbisquit finden wir unter den ausge-
fteilten Objedten oft in ganz vorzüglicher Weife verwendet, um plaftifche Werke
darzuftellen. Erinnern wir nur an die Bisquitfiguren der Fabriken Guftavsberg,
Meifsen, Copeland, an einige franzöfifche und deutfche Fabriken, deren Nippes
oft mit grofser Virtuofität aus matt gefärbtem Bisquit modellirt find.
Eine reiche Ausftellung an Porcellan hat Frankre ich arrangi
die alte ManufacturvonSevres, die Lehrerin fo unzählig vieler Etabliffe-
ments der ganzen Welt, diemeiften Beiträge lieferte. ’hönixgleich ift die Fabrik
aus der Afche erftanden, zu den fie während des deutfch-franzöfifchen Krieges im
Jahre 1871 gebrannt wurde. Man war raftlos thätig, um die Paufe unfühlbar zu
machen, welche der Neubau der Fabrik nach fich ziehen mufste, aber trotzdem
gingen manche Künftler dem Etabliffement in der Zwifchenzeit verloren, die fich
nach England begaben.
Auf der Weltausftellung, im Kunfthofe, hat Stvres eine ftattliche Zahl
feiner neueren Produde aufgeftellt und einige Stücke der älteren Fabrication
dazu, ganz abgefehen von der koloffalen weifsen Steinzeug- Vafe, die den
Befuchern der Parifer Weltausftellung bekannt fein dürfte. i
Drei der hervorragendften Stücke find die beiden in orientalifchem Stile
gedachten Candelaber und ein Mittelffück als Kamin- oder Tafelauffatz dazu
von Forgeot alle drei in bedeutenden Dimenfionen gehalten, und aus einer
grünlichen warmen Pafte modellirt, die nun auf die verfchiedenfte Weife durch
Auftrag von farbigen Engobagen und Sgraffirung derfelben unter einer, etwa
milchigen Glafur decorirt ift. Leider hält letztere nicht ganz gut, namentlich
auf röthlicher Engobage (theilweife in Päte changeante) und wird riffig. Die
fpäter zugefügte Golddecoration der Gewänder, kurz all’ das ift herrlich
dia-
ig.
Kl
ausgeführt.