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84 Dr. Emil Teirich.
Die Ausftellung Minton’s in Päte fur päte ift. ganz befonders reizend.
Zwei flache Pilgerflafchen mit braunem Grunde und zwei herrlichen
Kindergeftalten im Auftrage, find Meifterwerke, deren ähnlich gehaltene Schweftern
bereits vor zwei Jahren ae allgemeine Anerkennung fanden. Ein Hauptfortfchritt
Minton’s befteht in der Ausdehnung, welche er dem Päte fur pä Procefs in
feinem Etabliffement gegeben hat. Eine Reihe von Gefäfsen, fchön in der Form
und mitunter reizend geziert, durch meift fchwebende Geftalten, deren w allende
Bekleidung Gelegenheit Bietet alle Reize diefer fubtilen Technik zu entfalten,
war ausgeftellt. Der olivengrüne, dunkle Untergrund, den Minton jetzt den meiften
feiner Gefäfse gibt, ift ganz geeignet, das Weiche der Päte zur Geltung zu bringen.
Um wie vieles härter, wenn auch nicht minder vollkommen ausgeführt, fteht
nicht Weifs auf dem blauen Grunde der
länglichen Caffette, deren fein aus-
geführte Figurengruppen im übrigen alle anderen übertreffen. Als neu ift endlich
Zuch 1och der dunkle, intenfiv-t Aeifchrothe Untergrund für einige Ausfüh-
rungen in Päte fur päte zu bemerken.
Stücke von ee find jene,
kleinen Gefäfse mit verfchieden gefärbtem figuralem und conventionellem Orna-
ment geziert, das auf dem urfprünglich weifsen Körper des Gefäfses mit durch
und durch gefärbter Porzellanmaffe modellirt ift. In zw eifach ärbter Maffe
find auch die Candelaber mit weibli chen tragenden Geftalten au: deren
Körper weifs, deren Gewandung feladongrün gehalten ift. Die Gl
träglich Bee Die Grundmaffe ähnelt hier in ihrer Zuf: ammenfetzung dem Parian,
und ift deren Compofition ein Verdienft von Leafon, dem Bereiter der Minton-
{chen Thonmaffen in Stoke.
Ziemlich häufig wendet Minton das Druckverfahren an,
feinen Fa yencen, dann aber auch zur Decoration des Porzellans, doch me
fo, dafs die vom litographifchen Steine abgenommene Contur [chwarz auf das
Bisquit gedruckt, verglüht und glafırt wird, und nun erft mit den Emailfarben die
Flächen bemalt werden. Bei der W eichheit der Glafur und der Anwendun;
leichtflüffiger Farben finkt der obere Auftrag fo beim Brennen ein, dafs der
Effe@ der Decoration durch ein folches Verfahren nicht leidet. A. Reynholds
ie der Leiter der ausgedehnten Druckerei des Etabliffements und er ift auch
- Erfinder jenes neuen Verfahrens, von der Metallplatte zu drucken, deffen
wir bei Be Tore hupe der Fayencen Minton’s erwähnt hatten.
Das gröfste Stück, we elches Minton’s Porzellanausftellung aufw eift (diefelbe
occeupirt vornehmlich die Mittelgruppe feiner Aufftellung ift eine Vafe, bemer-
kenswerth der technifchen Schwierigkeit wegen, die ihre Herftellung haben
mochte, Such die ungleich fchwierigere Erzeugung noch gröfserer Stücke
in hartem Porzellan namentlich von der Berliner und Meifsner Manufactur zu
fehen ift.
Noch möchten wir zweier kleiner Vafen gedenken, die mit Limogemalerei
decorirt, an Feinheit zwar den ausgezeichneten Stücken von W orcefter nachftehen,
die aber, wie wir glauben, von demfelben Künftler wie jene gemalt find. Minton
cultivirt derzeit nur ganz felten diefes Genre
Eine Specialität Mintons, der er aber auch die weitefte Verbreitung
verfchafft hat, ift fein Türkisblau, eine Farbe von fo delicater Zartheit und Rein-
heit im Ton, wie felten eine zweite. Dabei ift diefe Farbe nur dem weichen
Porzellan zu appliciren, jeder Verfuch, fie auf hartem einzubrennen, mufs natur-
gemäfs fcheitern. Minton arbeitet mit diefer Farbe feit 1870, wo er nur f
wenige zum Theil auch wenig gelungene Stücke davon brachte. Beffer fc
war deffen Auftreten 187I zu London, wo diefe Erzeugniffe «
hervorriefen, wie deffen Perfifchblau auf Fayence. Das Turkish)
urfprünglich chinefifchen Cloifonnes nachgebildet, und auch auf
Ausftellung bringt Minton zwei grofse Vafen diefer Art. Meift
Gefäfs mit Blau überzogen, dann gebrannt und hierauf erft mit
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nach japaneliichen Motiven gefertigten
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ur deckt nach-
namentlich an