Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

  
    
  
  
  
   
  
  
  
  
    
   
   
   
  
   
  
  
   
  
   
  
   
    
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
   
  
   
  
  
     
   
     
   
   
   
  
   
   
       
   
    
   
  
  
      
Die Thonwaaren-Induftrie. 
bunter Farbe bemalt und deffinirt. Der Effedt ift ein vorzüglicher und weitaus 
beffer als der des Pompadourroth, das ähnlich verwendet wird, und jedenfalls 
auch mit eine feiner feinften Farben darftellt. Ein fo zartes, milchiges Rofen- 
roth, wie auf den beiden kleinen ausgeftellten Vafen dürfte kaum noch gefun- 
den werden. 
Erwähnenswerth ift endlich noch ein Verfahren der Vergoldung des 
Porzellans, welches, wenn deffen Herftellung durch Verbefferung des technifchen 
Proceffes billiger zu ftehen kommen wird, von bedeutendem Vortheile für das 
Nutzgefchirr fein kann. Um die Goldfchichte, welche bekanntlich nur allzuleicht 
vom glafırten Untergrunde abzuwifchen ift, auf welchem fie nur oberflächlich auf- 
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eetraeen lieet, haltbarer zu machen, wird an den Stellen, welche Vergoldung 
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erhalten follen, mit Flufsfäure die Glafur aufgerauht, und fo dem Golde ein 
fefter Boden gefchaffen, in dem es mit Sicherheit fteht. Aber auch neue Effecte 
find mit diefem Verfahren zu erzielen, wenn man die Vergoldung über die 
geätzte Fläche fortfetzt und dann poliert, wobei das tiefer liegende Gold 
auf dem Aetzgrund matt bleibt. 
Der Totaleindruck endlich, den Minton’s Ausftellung macht, ift ein 
fehr lobenswerther. Abgefehen von der Mannigfaltigkeit der technifchen Pro- 
ceffe, die er, unermüdlich nach Neuem ringend, einbürgert und vorführt, ift 
deren künftlerifche Verwendung äufserft gefchickt. Wir befprachen bereits die 
ausgezeichneten künftlerifchen Kräfte, über die Minton verfügt, wir können 
aber hinzufetzen, dafs er geradezu aus der rn Welt feine Modelle und 
Zeichnungen fammelt und befchafft. Gewifs untadelhaft ftilvoll find wenige 
feiner Erzeugniffe, aber fie machen alle den en Eindruck eines in 
den richtigen aefthetifchen Grenzen gehaltenen Naturalismus, aus welchem am 
eheften vielleicht Moufille mit feinen Malereien heraustritt. Trivialität und 
ganz Unverftandenes wird aber auch an diefen Erzeugniffen niemals nachzu- 
  
  
weifen fein 
Immer mehr entledigt fich zuerft Minton, dann aber auch Worcefter 
des franzöfifchen Einfluffes, der von Sevres mächtig geübt, feit den Zeiten 
Georg IV., wo das Sevresporzellan zuerft nach England gelangte und dort die 
verdiente Werthfchätzung fand, bis in die jüngfte Zeit beftimmend auf die 
Stilrichtung wirkte. Wir haben fchon oft auf die gröfsere Selbftfländigkeit hinge- 
wiefen, mit der die englifchen Künftler eine eigene Richtung des decorativen 
n. Was von sler Farbe gefagt wurde, gilt auch von der Form, 
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Verfahrens einfchlag 
die meift ee nicht immer lobenswerth, aber doch nie geiftlos copirt 
eı Be heint. Dafs diefe Sucht nach Emancipation, wefentlich unterftützt durch den 
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Sharakter des enelifchen Volkes und deffen unleugbare Vorliebe für das Aufser- 
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gev Swöhnliche und Bizarre, abund zu aufAbwege führen mufs, ift felbftverftändlich. 
Nur fo ift es auch zu erklären, wie die unfchönen eckigen Formen gewiffer 
japanefifcher und chinefifcher Gefäfse und Nippes von Minton, mehr aber noch 
von der Worcefter Fabrik nachgebildet werden konnten, wobei aufserdem hierauf 
ein Fleifs verwendet erfcheint, der wahrlich einer befferen Sache werth 
'refen wäre 
  
Doch wenden wir uns zu dem reich gefüllten Glasfchrank der letzt- 
genannten Fabrik. 
Die Royalporcelainworksin Worcefter, wohl eines der älteften 
englifchen Etabliffements, gegründet von Dr. Wall um 1751, alfo noch vor 
Wedgewood, ftellten unter der Leitung Mr. Binns, des artiftifchen Dire ctors, 
eine Reihe der verfchiedenften Arbeiten aus, bei denen in ihrer Gefammtheit 
fchon fofort eine trefliche Formgebung und feine Ausführung des Modelles 
auffällt. Zwei grofse Vafen, die letzten Werke des bereits verftorbenen, in England 
hochgefchätzten Künftlers Bott, von denen wir bereits eine auf der Ausftellu 
im Jahre 1871 zu London fahen, find 
ganz ausgezeichnete Leiftungen der Lim« 3ge- e- 
malerei, jener berühmten franzöfifchen a 
x des XV. Jahrhunderts, weifs auf 
   
  
    
  
  
  
 
	        
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