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Fiir mit ungleichem Erfolge. Während J. &L. Lobmeyr vor allem das höhere und
| vornehmfte Luxusgeräth cultiviren, ftrebt die Firma Schreiber und Neffen viel-
‚| mehr nach formeller Veredlung des mehr gewöhnlichen Geräths, das dem grofsen
! I und weiten Bedarf des bürgerlichen Haufes beftimmt ift. H. Ulrich dürfte in
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Jakob Falke.
diefer Beziehung etwa die Mitte einnehmen. Natürlich gilt das nur relativ nach
der Hauptrichtung, denn wir finden fowohl bei J. & L. Lobmeyr billiges und ein-
faches Geräth in veredelter Form, fowie bei den beiden anderen feinere Luxus
arbeiten
N Die Gelegenheit des grofsen Kunftlebens in der Refidenz hat es mit fich
| gebracht, dafs hier ganz befondere künftlerifche Kräfte zur Mitwirkung herbei-
nn gezogen werden konnten. So hat fich für Schreiber und Neffen das Talent
| A.Haufer’s bewährt, fowohl bei gröfseren Luxusvafen, wie bei einfacherem
il | Tafelgefchirr. Die Firma J. & L. Lobmeyr zählt unter den erfindenden Kräften
in ihrer Ausftellung die erften und beften Namen, fo: Hanfen, Schmidt, Storck,
Teirich, und für die figürliche Ornamentation noch befonders Laufberger, Eifen-
menger, Bitterlich, Sturm u. A. In Folge der Verwendung diefer Künftler find
denn auch die Leiftungen nicht blos in äfthetifcher Beziehung auf der ent-
IK Il fprechenden Höhe, fie find auch formell fehr vielfeitig, denn die Eigenart der
EN SANAU N Künftler hat fich in ihnen ausgeprägt. Wir haben zwar oben gefagt, dafs die
in eigentliche Richtung die der Renaiffance ift, aber fie fchliefst andere, fo gothif-
rende (von Schmidt) wie gräcifirende Vafen (von Hanfen) nicht aus. Von den
Arbeiten in Art und Geift der Renaiffance, fpeciell der alten echten Kryftall-
gefäfse fteht am höchften das Trink- und Deflertfervice für den Allerhöchften
Hof nach den Entwürfen von J. Storck mit vergoldeten und emaillirten Mon-
' | tirungen von Ratzersdorfer, und gravirten, von Eifert ausgeführten Örnamenten.
| ) Diefe Gefäfse haben auch die glückliche Neuerung, dafs fie, im Gegenfatz gegen
den gewöhnlichen matten Schliff der Ornamente, den in den Tiefen auspolirten
Schliff, wie ihn die alten Kryftalle zeigen, wieder eingeführt. Diefe Manier ver-
feinert in aufserordentlicher Weife die Lichtwirkung der Kryftalle. Als eine
glückliche Erweiterung ift auch die Wiederaufnahme der facettirten Gläfer und
mancher anderer Formen zu betrachten, die insbefondere in der erften Hälfte
des XVII. Jahrhunderts in Uebung waren und noch in diefer fpäten Zeit dem
böhmifchen Glas ein echt künftlerifches Gepräge gaben. Auch die Verzierung
I mit geätzten farbigen Rändern und Bändern, mit welchen einige Services bei
H. Ulrich viel Beifall gewannen, liefse fich, wenn fein und zierlich angewendet,
glücklich verwerthen und erweitern.
Es find aber auch noch andere Firmen zu nennen, die im Kryftallglafe
dem Beifpiele gefolgt find und den Weg der Neuerung betreten haben. So die
gräflich Seilern’fche Fabrik in Jofefsthal und Galthof, die fich mit zierlichen
Formen mehr an englifche Mufter angefchloffen zu haben fcheint, ebenfo
W.Hofmann in Prag, der einen ganzen Tifch feiner und zierlicher Kryftall-
| gefäfse mit gechliffenen Ornamenten aufgeftellt hatte, fo die Fabrik von Graf
| Harrach in Neuwelt, die, neben vielen grofsen Gegenftänden nach alter Art,
Nil manches Anmuthige im Kleinen darbot, foReich & Comp. in Wien, die ebenfo
n im Gemifch der alten Mode auch das Streben nach feineren Formen erkennen
liefsen, fo endlich J. E. Schmid in Annathal, der manche glückliche Motive
befonders in Henkeln zeigte. Man fah vollkommen klar, dafs die neue Tendenz
Boden gewonnen hat und fich ausbreitet. Und nach dem kurzen Anfange haben
ni wir alle Urfache, hiermit vollkommen zufrieden zu fein.
uns Aber, wie fchon oben angedeutet, ift in der heutigen böhmifchen Glas:
Be induftrie das weifse, farblofe Kryftallglas durchaus nicht das einzige, welches fich
| der künftlerifchen Befprechung darbietet. Man würde Unrecht thun, das farbige
Glas zu überfehen, wenn es auch in diefem Jahrhundert bisher keinen hohen
Standpunkt eingenommen hat.