Ih
Tafelglas, 35
Das englifche Produd ift etwas grüner als das belgifche, namentlich die
I. und II. Wahl färker, es ift aber auch theurer als franzöfifches oder belgifches.
In England beftehen aufser der gröfsten Tafelglasfabrik der Welt „Chance Bro-
thers & Co. zu Spon-Lane bei Birmingham“ noch viele und fehr bedeutende
Fabriken, demungeachtet genügen anfcheinend deren Produde nicht nur nicht
für den Bedarf des Landes, da es jährlich an folchem Tafelglas, Lampenfchirmen
und Cylindern für mehr als 9 Millionen Francs einführt, fondern+ucl feine Colo-
nien meift mit fremden Erzeugniffen verforgen läfst.
Deutfchland hatte von diefem gewifs wichtigften und nothwendigften Pro-
ducte der Glasfabrikation eine reiche Auswahl gefendet, darunter Scheiben, die
wie die belgifchen, man kann wohl fagen, über allen Bedarf grofs waren, und
zumeift nur zeigen follten, was man nunmehr zu leiften vermag. Im Vergleiche
der belgifchen mit deutfchen Producdten ift zu bemerken, dafs die leizteren noch
mit der Lungenkraft des Arbeiters, die erfteren abe‘, dem Vernehmen nach,
durch Nachhilfe mit Gebläfen erzeugt wurden, die es auch fchwächeren Arbei-
tern ermöglichen, Röhren oder Walzen über 3 Meter lang und 0.65 Meter im
Durchmeffer aufzublafen.
Die deutfchen Tafeln find weifs, von fehr guter Qualität und, wenn auch
nicht in Reinheit, gleicher Dicke und ebener Streckung den belgifchen ganz
gleich zu ftellen, doch die öfterreichifchen übertreffend.
Während man in allen anderen genannten Staaten nur eine Art Tafelglas
erzeugt, nach I, II., III. und auch IV. Wahl fondert urd darnach zu verfchie-
denen Preifen verkauft, gibt es in Oefterreich noch immer „Solir. Halbfolin,
halbweifses und ordinäres Glas“, welches an und für fich in der Maffe yerfchieden
zugerichtet, und dann, wie es ausfällt, meift unfortirt verkauft wird.
Die beften Tafeln liefert Meyrs Neffe in Adolf, weitaus die meiften erzeugt
die Firma J. D. Stark in Prag, allein diefe und die Tafeln allerande-en Fabriken
find meift dünner. unreiner und nicht fo plan, als die ausländifchen, von welch’
letzteren freilich nur wenige auf unferen Markt kommen, weil bei uns weit mehr
auf den billigften Preis als auf die Güte der Waare gefehen wird.
Verfuche, um beffere, nach belgifch-deutfcher Art erzeugte Waare hier
zur Geltung zu bringen, die Abnehmer von dem alten Schocktarife nach den
Additionszollen ab- und zur Annahme des rationelleren eusländifchen Tarifes
nach dem Flächenmafse zu bringen, fchlugen, wie es d’e Ait’en-Gefellfchaft „Bo-
hemia“ zu Heiligenkreuz bei Bias in Böhmen zu ihrem Schaden erfahr-n mußste,
leider fehl. Was Ungarn und Ru“land an Tafelglas zur Ausftellung brachten,
war, zum wenigften gefagt, nicht befferer Sorte als unfere gewöhnlichen, und was
fie davon überhaupt fchaffen, dient nur für den !ocalen Bedarf.
In Farbentafeln zeigte die Firma M. A. Pelletier et fils in St. Juft s.
Loire, dafs den Erzeugniffen Frankreichs auf diefem Gebiete die ke'ner anderen
Nation gleichkommen. Es waren von Pelletier’s Tafe!n inallen’: rben-btufungen,
einfachfarbige, überfangene, doppeltfarbige wie emaillirte von einer Schönheit
und Gröfse vorhanden, die alle Bewunderung verdienten.
Belgien beginnt diefen Artikel erft zu cultiviren. Deutfchland, welches
hierin immer Anerkennenswerthes leiftete, hat nicht den ausreichenden Bedarf,
um diefen Zweig mehr zu entwickeln, und nicht günftiger fteht es damitin Oetfter-
reich, von wo wieder nur Meyr's Neffe ein ziemlich vollfländ’ges Bild von der
Leiftungsfähigkeit der Firma auch in diefem Zweige bot.
Geftreift oder gefchuppt eingeblafene Tafeln werden, da deren Erzeugung
nicht fonderliche Schwierigkeiten bietet — es erfordert hauptfächlich nur ein
Einblafen der Tafelwalze in eine cannelirte Metallform — ziemlich von jeder
entwickelteren Tafelglasfabrik geliefert und waren auch in den verfchiedenen
Abtheilungen zur Ausftellung gebracht.
Geblafene Tafeln, farbige ausgenommen, werden felten geätzt, fondern
meift mit einer Art dünner Emailfarbe bemalt. Es find diefs jene Art Tafeln,
3”
Ed